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Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Titel: Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz
Autoren: James Barclay
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harten Schild aufzubauen. Wenn man dabei versagt, passiert nicht so viel. Wenn es mir aber nicht gelingt, den Dämonen die Mana-Hülle zu nehmen, dann wäre das für uns alle tödlich. Das belastet mich.«
    Hirad wollte antworten, aber dann fielen ihm einige Worte des Unbekannten ein, und er besann sich, ehe er etwas Falsches sagte.
    »Wir können dir beim Umgang mit deinen Kräften nicht helfen. Das ist mir klar, und ich will gar nicht so tun, als könnte ich begreifen, welchem Druck du ausgesetzt bist. Vergiss aber nicht, wie hart wir gearbeitet haben, um auch dann kämpfen zu können, wenn dein Spruch nicht zur Verfügung steht. Vergiss das nicht, denn dies bedeutet, dass wir auch dann überleben können, wenn du ausfällst. Du bist die stärkste Waffe, die wir haben, aber eben nicht die einzige. Wir anderen sind auch noch da.«
    Erienne kicherte. »Wie machst du das bloß?«
    »Was denn?«
    »Etwas zu sagen, das mich im Grunde herabsetzt, und es dennoch wie Trost und Unterstützung klingen zu lassen.«
    »Es klingt so, weil es das sein soll.«
    »Hier ist meine Antwort.« Sie knuffte ihn in die Seite. »Erzähl mir von deinen Stimmen. Bist du sicher, dass es Ilkar ist? Ich meine, das ist selbst für deine Begriffe weit hergeholt.«
    Hirad zuckte mit den Achseln. »Ach, ich weiß nicht. Ich habe gestern Abend hier herumgesessen und mich gefragt, ob das alles nur passiert, weil ich will, dass er auf irgendeine Weise noch da ist, und ob ich die ganze Sache nicht selbst ausgebrütet habe.«
    »Und wie lautet deine Schlussfolgerung?«

    »Dass es kein Zufall sein kann. Es geschah ja erst, als die Dämonen das Mana nach Balaia hineingepumpt haben, falls Baron Blackthornes Zeitbestimmung zutrifft. Außerdem fühlt es sich sehr nach ihm an, auch wenn ich es nicht erklären kann. Worte habe ich nicht gehört, es ist verschwommen und verschleiert. Aber weißt du, wie es ist, wenn du am Geruch der Kleidung erkennst, wer sie getragen hat? So ähnlich fühlt es sich an, nur innerhalb meines Kopfs. Ich wünschte, ich könnte mich klarer ausdrücken.«
    Erienne rückte herum, bis sie ihn ansehen und die Unterarme auf seine Knie stützen konnte.
    »Geh mit dem Gefühl«, riet sie ihm. »Versuch nicht, dagegen anzukämpfen oder es zu erzwingen. Lass dich von ihm leiten. Wenn es dabei hilft, dass du härter kämpfst, dann nutze es.«
    »Ich will es versuchen.«
    »Aber es ist schwer, nicht wahr? Es ist schwer, etwas in dir zu haben, das du haben willst, aber nicht nutzen kannst. Davon verstehe ich etwas.«
    »Das glaube ich gern.« Hirad lächelte. »Und wenn du jetzt meinen Rat hören willst, dann leg dich hin. Auum könnte im Laufe des Vormittags jederzeit auftauchen, und dann werden wir diese kleine, friedliche Oase verlassen müssen. Dann werden wir kämpfen und Furcht haben.«
    »Aber nur noch ein einziges Mal. Danach dürfen wir uns wieder langweilen.«
    »Glaubst du das wirklich?«
    »Was denkst du?« Erienne beugte sich vor und küsste ihn auf die Wange. »Gute Nacht, Hirad.«

Zweites Kapitel
    Die Cursyrd erwarteten sie schon, ehe das nervöse Pferd vor den ersten Wagen gespannt wurde. Seit sie mitten in der Nacht begonnen hatten, die fünfzehn Wagen zu beladen, von denen einige kaum mehr waren als primitive gedeckte Anhänger, trafen auch die Feinde ihre Vorbereitungen. Auum hatte daran keinen Zweifel. Es war nur die Frage, wer beim ersten Tageslicht die bessere Taktik einsetzen konnte.
    Für die Menschen und Al-Arynaar, die bei den Einweisungen nicht genau hingehört hatten, musste der Anblick erschreckend sein. Seelenfresser schwebten um den Schutzschild und warteten auf den Moment, in dem er aufgelöst werden sollte. Sie drängten sich vor dem Haupttor und boten dem Auge ein entsetzliches Kaleidoskop von Farben dar. Auch über den Straßensperren schwebten sie, und auf die Straße hatten sie menschliche Sklaven als zusätzliche Hindernisse getrieben. Dabei stießen sie eine Kakophonie von Lauten aus, die zwischen den Gebäuden des Kollegs und in der Luft hallten und auch der tapfersten Seele einen Schauder über den Rücken jagten.
    »Läufer sollen jedes Pferd begleiten!«, rief Rebraal. »Kutscher, ihr sitzt auf und stellt die Wagen im Hof bereit. Freie Magier, auf die Wagen. Achtet auf die Grenzen der Kalträume. Los jetzt!«
    Auums Atem stand in der kalten Luft als Dampfwolke vor seinem Mund und vermischte sich mit dem Atem der hundertachtzig Magier und zweihundertzwanzig Krieger der Al-Arynaar, der Kollegwächter
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