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Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Titel: Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz
Autoren: James Barclay
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Vorteil.
    Schon strömten die Dämonen in die Bereiche des Kollegs, die gerade eben frei geworden waren. Die Kalträume endeten jetzt direkt an den Mauern des Innenhofs, und dort drängten sich die Cursyrd nun, verhöhnten die Julatsaner und verhießen ihnen einen qualvollen Tod. Die Seelenfresser stolzierten durch ihr neues Reich und präsentierten Farben von Dunkelgrün über Purpur und Blau bis
Tiefschwarz. Hunderte Exemplare einer winzigen dunkelgrauen Sorte flogen schnatternd über das Kolleg hinweg. Sie stellten für sich genommen keine große Gefahr dar, besaßen allerdings scharfe Krallen und strahlten eine tödliche Kälte aus. Wenn sich genug von ihnen zusammentaten, konnten sie einen Menschen oder einen Elf bezwingen. Weiter oben schwebten die Herren der Dämonen auf ihren Tentakeln und dirigierten ihre Untertanen. Alles in allem waren die Julatsaner im Verhältnis von mindestens zehn zu eins unterlegen.
    »Rebraal!«, rief Auum. »Sie sollen sich vorbereiten!«
    Die Kakophonie der Dämonenstimmen schwoll zu einem ohrenbetäubenden Lärm an. Die Al-Arynaar und TaiGethen benutzten zur Verständigung untereinander die Zeichensprache und flüsterten Worte in die Ohren der Kutscher, der Pferde und der wenigen menschlichen Schwertkämpfer, die sich weigerten, auf einem Wagen sitzend zu fliehen.
    Auum hörte, wie ein Dämon Rebraals Namen rief. Er fuhr herum und schritt bis zur Grenze des Schutzschirms. Dort stand das Ungeheuer, größer als er selbst, die Flügel auf dem Rücken zusammengefaltet, und starrte ihn mit seinem schmalen Gesicht an, verzog den lippenlosen Mund zu einem Grinsen und wechselte die Farbe von Grau nach Grün.
    »Rebraal«, schrie das Wesen in einer schlechten Nachahmung von Auums Stimme, »du wirst der Erste sein. Deine Seele wird mir gehören. Komm zu mir, komm nur näher.«
    Er winkte Rebraal, der ihn jedoch ganz sicher nicht hören konnte. Dabei stießen seine Arme durch die Hülle des Kaltraums herein. Auum baute sich vor dem Dämon auf, bis dieser sich auf ihn konzentrierte.

    »Und du, Elf, kannst uns nicht aufhalten«, zischte der Dämon. »Nun komm schon, ergib dich. Wir wollen uns berühren, dann wirst du erfahren …«
    Auum griff blitzschnell zu, packte den Dämon an den Handgelenken und zog ihn in die Hülle hinein. Das Wesen kreischte und riss sich los, stolperte und stürzte. Auum versetzte ihm einen Schlag auf die Brust, zog sein Kurzschwert aus der Scheide und nagelte einen Arm des Dämons am Boden fest. Das Wesen schrie.
    »Sei vorsichtig mit deinen Wünschen«, sagte er.
    Gleich darauf zückte er seinen Dolch und stieß ihn dem Dämon tief in die Achselhöhle. Das Wesen riss vor Furcht die Augen weit auf. Es bäumte sich noch einmal auf und blieb still liegen. Auum nahm seine Waffen wieder an sich, drehte sich zum Rand des Schutzschirms um und stand mit einer fließenden Bewegung auf.
    »Shorth wird euch alle holen.«
    Er zog sich einige Schritte zurück, Duele und Evunn waren inzwischen bei ihm und nahmen ihn in die Mitte.
    »Wir sind bereit«, sagte Duele.
    »Dann wollen wir beten.«
    Die Tai knieten nieder. Auum sprach ein kurzes Gebet, in das alle Elfen im Hof einstimmten. Sie sprachen wie mit einer Stimme, und die alten Worte brachten sogar die johlenden und kreischenden Cursyrd zum Schweigen.
    »Mit unserem Atem, Yniss, sind wir dein. Mit unserem Leib, Tual, sind wir dein. Mit unseren Seelen, Shorth, sind wir dein. Führt uns, leitet und uns segnet uns, während wir unser Werk vollbringen. So soll es sein.«
    Auum hieß seine Gefährten wieder aufstehen.
    »Tai, es geht los.«
    Die TaiGethen eilten zum Zentrum des Hofs zurück und stellten sich zwischen den beiden Wagen auf, die auf
die letzten Magier warteten. Sogleich fanden die Cursyrd ihre Stimmen wieder. Ein fast schmerzhaft lautes Heulen, Kreischen, Schreien und Rufen begann, zerrte an den Nerven der Verteidiger und unterhöhlte ihren Mut und ihre Tapferkeit. Auum empfahl ein letztes Mal sein Leben der Gnade Yniss’ und nickte Rebraal zu.
    Die Tore von Julatsa wurden geöffnet, damit die Vorhut der Al-Arynaar unter Führung von Rebraal hinausstürmen konnte. Gleich hinter ihnen führte Pheone die Magier, die schon ihre Sprüche für den Moment vorbereiteten, wenn sie den Schutzschirm verließen. Die ersten Wagen setzten sich in Bewegung. Unruhig stampften und schnaubten die Pferde und zogen nur widerwillig an. In den Ställen und in der Wachstube am Torhaus ließen die Magier den letzten Kaltraum fallen,
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