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Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Titel: Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz
Autoren: James Barclay
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befördern, aber alle anderen Magier müssen ohne Schutz reisen.«
    Auum nickte. »Ich werde die Krieger entsprechend einweisen.«
    »Was meinst du, werden sie angreifen?« Rebraal deutete nach oben zu den Dämonen, die über dem Kolleg kreisten und sie beobachteten.
    »Ich glaube nicht«, sagte er. »Sie wissen, dass wir etwas vorhaben, aber sie wissen auch, welchen Preis sie zahlen müssen, wenn sie das Kolleg angreifen. Was würdest du tun?«

    »Ich würde warten, bis ich sicher bin, was geschehen wird. Der richtige Augenblick wäre der Moment, in dem wir durchs Tor fahren.«
    »Ja, mein Freund, das wäre der entscheidende Moment. Dann sind wir behindert und verletzlich. Unsere Krieger werden erbittert kämpfen müssen.«
    »Tual wird uns leiten.«
    »Und Shorth wird unsere Feinde foltern.« Die beiden Elfen berührten sich an den Armen. »Wir werden es tun.«
    »Möge Yniss über uns wachen.«
     
    Auum sollte recht behalten. Die Nacht nahm ihren Lauf, und der Angriff der Dämonen blieb aus. Allerdings gab es Anzeichen dafür, dass sie sich zusammenrotteten, weil sie mit einem Ausbruchsversuch rechneten. Auf allen Wegen zum Kolleg waren Straßensperren zu erkennen. Auch patrouillierten die Dämonen jetzt verstärkt unmittelbar vor den Mauern des Kollegs. Andere schwebten über dem Kolleg, beobachteten und spähten. Sie warteten.
    Auum und Rebraal hatten die Magier und Krieger der Al-Arynaar mehrmals im Vortragssaal eingewiesen, die Taktik beim ersten Vorstoß aus den Toren erörtert und besprochen, was von ihnen auf der vermutlich dreitägigen Reise ins südlich gelegene Xetesk erwartet wurde. Unterwegs würde sich die Zelle der TaiGethen eine Weile absetzen, um den Raben am Triverne-See abzuholen.
    Schließlich stand Rebraal mit Pheone vor dem Rat des Kollegs und den noch lebenden Menschen. Alles in allem zählten sie einhundertsieben Köpfe: vierunddreißig Magier, die übrigen waren Wächter des Kollegs und jene, die vor dem Angriff der Dämonen ins Kolleg gerufen worden waren. Alle hatten Angst und Vorbehalte, fügten sich aber ins Unvermeidliche.

    »Wir haben in den letzten Tagen viel von euch verlangt, und es war wenig Zeit für Höflichkeiten. In den kommenden Tagen wird euch noch mehr abverlangt werden. Die meisten unter euch haben die Entscheidung infrage gestellt, die ohne eure Einwilligung getroffen wurde. Es gibt keine Diskussion. Jetzt ist der Moment, mir zu vertrauen. Und natürlich Auum.«
    Er wartete, bis sich das Gemurmel legte.
    »Ihr habt über die Bedingungen außerhalb des Kollegs und die schwierige Lage, in der wir uns befinden, alles gehört, was ihr wissen müsst. Jetzt ist der Augenblick gekommen, fest daran zu glauben, dass wir etwas ändern können, und dass ihr mit dieser Reise nach Xetesk und der Verteidigung des Kollegs euren Teil dazu beitragen könnt, die Menschen und Elfen zu retten.«
    Er hob die Hände, als sich abermals Gemurmel erhob.
    »Haltet ihr das für übertrieben? Wie schnell habt ihr euch doch an das Leben gewöhnt, das ihr jetzt führt. Wann habt ihr das letzte Mal einen nennenswerten Vorstoß unternommen oder eine Seele gerettet, die sich außerhalb der schützenden Kalträume befand? Zweifelt nicht daran, dass die Cursyrd, die Dämonen, euer Land beherrschen. Sie wollen hier bleiben und euch verzehren. Ihr seid Beute, und sie reißen euch, wie es ihnen gefällt und wie es alle Raubtiere in der Natur tun. Glaubt ihr wirklich, ihr könntet sie besiegen, wenn ihr in eurer schützenden Hülle bleibt?«
    Wieder wartete er. Dieses Mal bestand die Antwort aus unbehaglichem Füßescharren. Er nickte.
    »Wer mich kennt und während der Gefangenschaft hier im Kolleg die Al-Arynaar kennengelernt hat, der weiß sicherlich, dass Elfen von Menschen im Allgemeinen nicht sonderlich viel halten.«

    Ein Kichern lief durch den Saal.
    »Andererseits wollen wir nicht leichtfertig euer Leben aufs Spiel setzen. Viele Elfen haben alte Freunde unter den Menschen, und wenn wir über eure Schwächen klagen, so wissen wir doch auch eure Stärken zu schätzen. Mein eigener Bruder entschloss sich, unter Menschen zu leben und zu sterben. Einen besseren Beweis für das, was euch Menschen möglich ist, gibt es für mich nicht. Allein aus diesem Grund schon möchte ich, dass es euch gut geht, und mit euch auch uns. Deshalb müsst ihr mir glauben, dass unser Vorhaben die einzige Möglichkeit darstellt, die uns jetzt noch bleibt. Die Gründe dafür werdet ihr vor den Mauern mit eigenen Augen sehen.
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