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Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)
Autoren: Markus Heitz
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geraunten Worten und schwang sich in den Sattel. Spurenlesen war keine besondere Kunst, die Hufe hinterließen in der Erde deutliche Abdrücke, die Aiphatòn leider ebenso leicht sah.
    Vom Rücken des Rappen warf er einen Blick auf den Leichenhügel, dann zum Kraterrand in einer Meile Entfernung, wo sich die Stadt und der Palast erhoben. Halte stand, schwarzes Herz, und bringe unseren Feinden mit jedem deiner Schläge die Endlichkeit.
    Dass er Dsôn gegen den Willen der Aklán im Stich ließ, musste sein, denn nur so bewahrte er Firûsha vor dem Einzug in die Endlichkeit. Die etwa fünfzig Kriegerinnen und Krieger, die dort unten im Kessel ausharrten, würden Dsôn lange genug verteidigen. Auch ohne ihn.
    Samusin stehe uns bei. Und ich flehe dich an, Inàste, lasse nicht zu, dass ausgerechnet ein Shintoìt unseren Untergang bedeutet. Daitolór fühlte unsäglichen Hass gegen den Kaiser; umgehend verriet ihm das leichte Ziehen im Antlitz, dass sich Wutlinien darauf gebildet hatten.
    Er wandte den Kopf – und sah Aiphatòn unmittelbar neben dem Nachtmahr stehen. Woher …? Daitolórs Augen weiteten sich vor Furcht. Noch bevor er die Hand nach dem Schwertgriff zu strecken vermochte, zuckte die dünne Speerspitze heran.
    »Warum so wütend, Benàmoi?«, sprach Aiphatòn mit eiskaltem Lächeln. Die Klinge bohrte sich durch den Hals des Nachtmahrs und von dort durch das gehärtete Leder in die Brust des Kriegers. »Geh zu deiner Einheit und lasse sie wissen, wer sie in die Endlichkeit schickte.«
    Die Runen am Schaft leuchteten dunkelgrün auf; ein grelles Knistern wurde lauter und lauter, bis es zum einzigen Geräusch in Daitolórs Ohren wurde. Sein letzter Gedanke war, dass es nun niemanden mehr gab, der die Aklán vor ihrem tödlichen Verfolger warnte.

»Ich sah in meinem Leben die unterschiedlichsten Gemüter.
    Ich sah jene, die sich mühten, etwas zu erreichen, und ich sah jene, die ihre Talente unnütz vergeudeten.
    Am schlimmsten waren jene, die sich nicht gut benahmen und dazu nichts Anständiges vermochten. Weil sie viel erreichen wollten, ohne sich anzustrengen, waren sie zu Widerlichstem fähig.«
    Verfasser unbekannt,
gesammelt von Carmondai, Meister in Wort und Bild

Ishím Voróo, Albaestadt Dsôn Elhàtor, 5452.   Teil der Unendlichkeit (6491.   Sonnenzyklus), Frühsommer
    »Ich konnte nicht umhin, Eure letzten Worte zu vernehmen. Im Übrigen bin ich nicht der Meinung, dass Dsôn Dâkiòn zerstört werden muss.« Modôia trug das bodenlange, schwarze Kleid, dessen silberdurchwirkte Schleppe zwei Schritt auslud, und hielt einen dunkelroten Glaspokal in der linken Hand. Ihr langes, blondes Haar war zu einem Kranz geflochten, sonst wäre es durch die Böen zerzaust worden. »Ihr seid stets so rasch mit dem Vernichten, geschätzter Ôdaiòn. Nehmt doch ein wenig Rücksicht. Es dauerte doch, bis diese Stadt erbaut war.« Man hörte ihrem Tonfall an, dass sie den Alb neckte, dem sie gerade in seine Ausführungen gefallen war.
    Einige ihrer Gäste auf der gewaltigen Terrasse aus weißem Marmor applaudierten leise und vornehm, was zur Folge hatte, dass sich noch mehr Albae umwandten, um die kommende Unterhaltung besser verfolgen zu können.
    Die Sonne hatte den Zenit lange überschritten. Die Temperaturen waren durch den Wind angenehm geworden, und die gespannten Bahnen aus weißer Seide schützten vor der unmittelbaren Macht des sinkenden Taggestirns.
    Der Seewind kam von Westen, trug den Geruch von Salz und Frische mit sich, aber auch ein sich beständig wiederholendes, leises Trommeln. Es beunruhigte weder Modôia noch ihre knapp vierzig bestens gekleideten Besucher des großzügigen Hafenhauses.
    Ôdaiòn, ein junger Alb in einem tailliert geschnittenen, dunkelblauen Gewand deutete eine Verbeugung an. »Oh, ich kenne Eure Milde, Modôia, und auch ich schätze Nachsicht gegenüber den Schwächeren. Aber Ihr liegt falsch.« Er streifte seine halblangen, braunen Haare zurück und legte eine Hand auf den Rücken, stellte sich gerade hin und sah ihr direkt in die Augen.
    »Ist das so?« Modôia schenkte ihm ein spöttisches Lächeln. Du möchtest einen Zweikampf? »Damit wir über den gleichen Sachverhalt sprechen, mein Guter: Reden wir bei Dsôn Dâkiòn von der Stadt, die sich viele, viele Meilen von unserer Insel entfernt befindet?«
    »So ist es.«
    »Und es ist die gleiche Stadt, die weit im Innern des Landes liegt?«
    »Auch das vermag ich nicht zu leugnen.« Er lächelte schief.
    Modôia ging einige
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