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Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)
Autoren: Markus Heitz
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scheiterten. So endeten die Unauslöschlichen.
    Doch das Wesen, das sie uns hinterließen, benahm sich gänzlich anders. Pflichtbewusstsein, Demut, Aufopferung – man erwartet es kaum von den Sterblichen und gar nicht von einem Göttersohn, für den er sich halten durfte.
    Aiphatòn marschierte, um die Gefahr aufzuhalten, und geriet von einem Sturm in den nächsten, die an Kraft gewannen, bis er an den stärksten geriet.
    Und ich?
    Noch befinde ich mich im Auge des Orkans, genieße die Ruhe nach den vielen Momenten des Tosens und Lärmens, des Schreiens und des Todes.
    Ich vermag nicht zu ermessen, wie lange diese Stille anhält und ob mich die Winde dann zerreißen.
    Sollten meine Aufzeichnungen enden, hinterließ ich doch mit ihnen ein Vermächtnis, das mich übersteht.
    Welch Ironie: Ein unsterblicher Alb benötigt dünnes Papier, um weiterzuleben!
    Lest und versteht.
    aus dem Epos »Aiphatòn«,
aufgezeichnet von Carmondai, dem Meister in Bildnis und Wort

Tark Draan, Dsôn Bhará (einstiges Elbenreich Lesinteïl), eine Meile vor Dsôn, 5452.   Teil der Unendlichkeit (6491.   Sonnenzyklus), Frühsommer
    Wie ich es mir dachte: Sie warteten ab, weil sie es nicht wagen, uns nachts anzugreifen.
    Mit den blasshellen Strahlen der aufgehenden Sonne rückte die Schar jämmerlicher Gegner heran, die Daitolór deutlich in der Ebene erkannte. Den Tod bringen wir ihnen so oder so.
    Staub stieg unter ihren Stiefeln auf, die trockene Witterung hatte die Erde rings um den Krater sandig werden lassen. Da kein Wind wehte, schraubten sich die bräunlichen Schwaden verräterisch in die Höhe und waren auch aus der Ferne leicht auszumachen.
    »Sie kommen einmal mehr von Nordwesten über die Ebene. Etwa eintausend, die Hälfte der Barbaren als Krieger verkleidet, die anderen sind Bauern«, rief Daitolór von seinem Aussichtsplatz nach unten, ohne dabei beunruhigt oder aufgeregt zu klingen. »Sie eint, dass alle keinen Funken Verstand besitzen.«
    Leises Gelächter erklang nach den Worten des Benàmoi.
    Der Alb, der seine dunklen Haare unter dem Helm verstaut hatte, sprang von einem abstrakten Kunstwerk aus klar lackiertem Gebein und rostigem Eisen herab. Er landete elegant vor den zwanzig Kriegerinnen und Kriegern in gehärteten, schwarzen Lederpanzerungen.
    Daitolór zeigte auf die nahenden Feinde. »Steckt die glatten Spitzen auf und zieht die Sehne so weit zurück, wie es geht. Jeder Pfeil muss mindestens drei von ihnen durchschlagen und das Leben rauben. Das spart Geschosse.«
    Seine Soldaten, die ihre langen Bögen bereits von der Schulter genommen hatten, nickten stumm.
    »Sobald die Verstandslosen auf zweihundert Schritte herangekommen sind, geben wir zwei geschlossene Salven ab, danach sucht sich jeder seine Ziele unmittelbar vor sich. Und nun los.«
    Die kleine Einheit huschte hinter die zahlreichen Kunstwerke, die einst dazu gedient hatten, Besucher zu beeindrucken: durch ihre Beschaffenheit, durch ihre Besonderheit, durch ihre Einmaligkeit.
    Daitolórs drei Schritt hoher Aussichtspunkt ruhte auf einem ehernen Sockel und formte mit den geschnitzten, durch Silberdraht verbundenen Knochen das Sternbild Inàstes Pfeil mit all seinen kleinen und großen Gestirnen nach.
    Alles in allem nahm das Kunstwerk einen Raum von vier mal vier mal vier Schritt ein; unterschiedlich große Kristalle symbolisierten dabei die Sterne und funkelten wunderschön sowohl im Licht der Sonne als auch des Mondes. Den Sockel konnte man über Stufen erklimmen und sich mitten in den Nachbau des Sternbildes begeben.
    Daitolórs Lieblingsstück, das er zwischendurch immer wieder betrachten musste, befand sich etwa zehn Schritt zu seiner Linken, umgeben von einer ganzen Schar Standbilder aus Gold, Tionium und poliertem Stahl.
    In seiner Schlichtheit unterschied es sich und zog gerade dadurch die Blicke auf sich. Aus Gebeinen war ein sieben Schritt großer Oberkörper geformt worden, der sich aus der Erde zu stemmen schien. Die Knochen waren kunstvoll bemalt und mit Edelsteinen besetzt, die flirrten und blinkten.
    Mit der rechten Hand reckte die Figur eine Waffe in die Höhe, mit acht Klingen bestückt und windradgleich gelagert, sodass der leichteste Luftzug genügte, um sie anzutreiben. Wenn die runenversehenen Schneiden durch den Wind glitten, surrten und summten sie leise; und je schneller sie sich drehten, desto hypnotischer wurde das Gesamtmuster der blitzenden Steine, das dabei entstand. Daitolór hatte sich oft dabei ertappt, zu lange gestarrt und
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