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Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)
Autoren: Markus Heitz
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grinste.
    Modôia wollte den Arm heben, um ihn auf die Schulter des jungen Albs zu legen, doch ein heißer Schmerz jagte warnend durch ihr Rückgrat. Die alte Pein traf sie deutlich zu früh. Ich könnte die Gelegenheit nutzen und mich zurückziehen, bevor …
    »Es geht los!«, schallte der freudige Ruf von der Balustrade. »Sie sind gleich heran.«
    Und schon ist der Moment verstrichen. Modôia und Ôdaiòn tauchten in den Strom der festlich gewandeten Gäste ein, die nach vorne traten, um über das steinerne, weiß gestrichene Geländer hinaus aufs Meer zu blicken. Anfangs hatten die Skulpteure versucht, Gebein zur Sicherung zu nutzen, aber die salzige Luft und die Sonne ließen die Knochen schnell porös und brüchig werden. Ehe es zu tödlichen Unfällen kommen konnte, hatte man sie gegen bemalten Granit ausgetauscht, der aus den Wänden des erloschenen Vulkans der Insel geschlagen worden war.
    Vor Modôia und ihren Besuchern breitete sich die See aus, die kaum Wellen schlug und malerisch glitzerte. Es wäre der perfekte Moment, um sich in den Hafen zu begeben und dort zu schwimmen – wenn nicht die Flotte der Onwú auf die Einfahrt zuhielte.
    Von der Terrasse aus, die hoch über den umgebenden Gebäuden lag, hatte man eine unverbaute Sicht auf das, was geschah.
    »Ich zähle einundzwanzig Schiffe«, sagte Ôdaiòn an ihrer Seite und lehnte sich nach vorne, stützte die Ellbogen auf das Geländer. Sein Duftwasser roch nach Pfeffer, nach Lilien und Muskat. »Das hat sie bestimmt viel Zeit gekostet. Und Gold.«
    »Das teuerste schwimmende Brennholz, das es zurzeit auf dem Meer gibt«, kommentierte Modôia und nahm sich eines der Häppchen, die ihnen von den Bediensteten gereicht wurden. Man hatte geräucherten Schalenfisch mit einer milden Gado-Frucht verbunden, deren Süße und Frische den Geschmack des Fleischs wundervoll ergänzte. »Ihr solltet weniger von Eurem Parfum auflegen, oder Ihr lockt die Bienen an.«
    Ôdaiòn lächelte geradeaus. »Ich locke nur an, was ich möchte.« Er zeigte unauffällig auf eine junge Albin in einem weißen Kleid. » Sie als Insekt zu bezeichnen, würde ihr nicht gerecht.«
    Das Trommeln klang nun von den Decks der gegnerischen Schiffe deutlicher zu ihnen hinauf. Befehle wurden gebrüllt, Segel gerefft und Dutzende Riemen ausgefahren.
    Während der Hauptteil der Onwú-Flotte zurückfiel, nahmen zwei gepanzerte Modelle Fahrt auf. Am Bug hatten sie lange, eiserne Rammsporne montiert, die auf das große Gatter vor der Einfahrt zielten.
    Sie bemühen sich um Taktik. Modôia sah hinab.
    Die Hafenmauer wimmelte von Albae. Man hatte sich versammelt, um das Spektakel anzuschauen, als kämen die Onwú mit Schlachtschiffen für ein gemeinsames Fest vorbei. Es wurde gegessen und gelacht, Kinder saßen auf den Steinen zwischen den Zinnen, damit sie besser sehen konnten.
    Manche Albae auf der Mauer und auf der Terrasse schlossen Wetten ab, wie Modôia mitbekam. Es ging nicht darum, wer gewann. Es stellte sich die Frage, wie lange die Feinde über Wasser bleiben oder welches der Schiffe am längsten standhalten würde. Auf die beiden vorderen würde ich nicht wetten.
    »Möchtet Ihr verraten, was sich unseren Augen gleich bieten wird?«, erkundigte sich Ôdaiòn neugierig. »Wird unsere Kriegsflotte etwa aus den geheimen Ausfahrten stoßen, um die Onwú zu umschließen?«
    Modôia schnalzte tadelnd mit der Zunge, und selbst das bereitete ihr Schmerzen. Aber es gab kein Zurück, wie so oft. »Seid nicht ungeduldig. Ihr werdet es gleich sehen.« Sie erklomm ein kleines Podest, das auf ihre Anweisung gebracht und aufgestellt worden war, und pochte mit dem Tionium-Siegelring an ihrem Mittelfinger gegen das Glas, woraufhin sich die Aufmerksamkeit auf sie richtete. »Liebe Gäste, ich bitte um kurzes Gehör. Meine Aufgabe wird es sein, zu gegebener Zeit zu erklären, was es mit den Umbauten in den letzten Momenten der Unendlichkeit auf sich hat. Richtet nun bitte die Augen weiterhin auf den Hafen, um einen Eindruck davon zu erhalten.«
    Alle schauten wieder dorthin, wo sich die Onwú-Flotte versammelt hatte.
    Sie werden überrascht sein. Modôia zwang sich zu lächeln und trank erneut von ihrem Wein, zwinkerte Ôdaiòn zu und wartete auf ihren Einsatz, während die Unterhaltungen auf der Terrasse vorerst verstummt waren. Die Spannung wuchs. Man wollte unbedingt erfahren, was sich die Gelehrten ausgedacht hatten.
    Die blonde Albin verdrängte ihre Qualen, so gut es ging, und ließ ihre Blicke
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