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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen
Autoren: Robin Hobb
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Haferbrei, und wir aßen. Dann saß er still vor dem Feuer und sah sehr, sehr traurig aus. Ich stand auf und holte die Branntweinflasche. Ich brachte ihm die Flasche und einen Becher. Er nahm beides, doch er lächelte nicht. »Vielleicht bringe ich dir morgen bei zu apportieren«, meinte er. »Vielleicht ist das etwas, wozu du imstande bist.« Dann trank er den ganzen Rest Branntwein, der noch in der Flasche war und machte danach eine zweite auf. Ich saß da und schaute ihm zu. Nachdem er eingeschlafen war, nahm ich seinen Rock, dem der Geruch anhaftete. Ich breitete ihn auf dem Boden aus und legte mich darauf nieder und atmete den Duft, bis ich einschlief. Ich träumte, doch es ergab keinen Sinn. Es hatte eine Frau gegeben, die roch wie Burrichs Rock, und ich hatte nicht gewollt, daß sie fortging. Sie war mein Weibchen, doch als sie ging, folgte ich ihr nicht. Das war alles, woran ich mich erinnern konnte. Sich daran zu erinnern war nicht gut, auf die gleiche Weise, wie hungrig oder durstig sein nicht gut war.
     
    Er zwang mich, im Haus zu bleiben. Schon einmal hatte er mich drinnen eingesperrt, eine lange, lange Zeit, als ich nichts anderes wollte als hinaus. Aber diesmal regnete es, in Strömen, so daß bereits fast der ganze Schnee geschmolzen war. Plötzlich zog es mich nicht mehr so stark nach draußen. »Burrich«, sagte ich. Er hob ruckartig den Kopf und schaute mich durchbohrend an. Als wollte er mich angreifen, so heftig war die Bewegung. Ich versuchte, mir mein Erschrecken nicht anmerken zu lassen. Manchmal erregte es seinen Zorn, wenn ich mich vor ihm duckte.
    »Was ist, Fitz?« fragte er, und seine Stimme klang freundlich.
    »Ich habe Hunger«, antwortete ich. »Jetzt.« Er gab mir ein großes Stück Fleisch. Es war gekocht, aber es war ein großes Stück. Ich verschlang es zu hastig, und er schaute mir zu, doch er rief mich nicht zur Ordnung und strafte mich nicht. Diesmal.
     
    Ich mußte mich immer wieder im Gesicht kratzen. Mein Bart juckte. Endlich stand ich auf und stellte mich vor Burrich hin. Ich kratzte meinen Bart, während er mich fragend anschaute. »Ich mag das nicht«, sagte ich. Er sah verwundert aus, trotzdem gab er mir kochendheißes Wasser, Seife und ein sehr scharfes Messer. Er reichte mir eine runde Glasscheibe mit einem Mann darin. Ich betrachtete ihn lange Zeit. Er erfüllte mich mit Unbehagen. Seine Augen waren wie Burrichs Augen, nur dunkler, von Weiß umgeben. Nicht die Augen eines Wolfs. Sein Fell war schwarz wie Burrichs, aber das Haar an seinem Kinn war struppig und borstig. Ich berührte meinen Bart und sah Finger im Gesicht des Mannes. Es war merkwürdig.
    »Rasier dich, aber sei vorsichtig«, mahnte Burrich. Fast konnte ich mich erinnern. Der Geruch der Seife, das heiße Wasser auf meiner Haut. Aber die scharfe Klinge fügte mir Wunden zu. Kleine Schnitte, die brannten. Nachher betrachtete ich wieder den Mann in dem runden Glas. Fitz, dachte ich. Beinahe der alte Fitz. Ich blutete. »Ich blute überall«, sagte ich zu Burrich.
    Er lachte mich aus. »Ganz wie früher. Dir geht nie etwas schnell genug.« Er nahm mir das Messer ab. »Sitz still. Du hast ein paar Stellen ausgelassen.«
    Ich hielt ganz still, und das Messer glitt über meine Haut, ohne mich zu verletzen. Es war nicht leicht stillzuhalten, wenn er mir so nahe kam und mich so genau ansah. Als er fertig war, umfaßte er mein Kinn und hob mein Gesicht zu sich auf. Er musterte mich eindringlich. »Fitz?« Er legte den Kopf schräg und lächelte, aber das Lächeln erlosch, als ich nur wortlos seinen Blick erwiderte. Er gab mir eine Bürste.
    »Es ist kein Pferd zu striegeln«, sagte ich.
    Meine Worte schienen ihn zu erfreuen. »Dann striegle das.« Damit zerzauste er mein Haar. Ich mußte es bürsten, bis es glatt liegenblieb. Das Bürsten hinterließ schmerzende Stellen an meinem Kopf. Burrich runzelte die Stirn, als er sah, wie ich das Gesicht verzog. Er nahm mir die Bürste weg und hieß mich stillstehen, während er mein Haar teilte, um nachzuschauen, und prüfend die schmerzenden Stellen betastete. »Bastard!« stieß er zähneknirschend hervor, und als ich mich duckte, fügte er hinzu: »Nicht du.« Er schüttelte langsam den Kopf, dann klopfte er mir auf die Schulter. »Der Schmerz wird mit der Zeit verschwinden«, tröstete er mich. Er zeigte mir, wie ich mein Haar nach hinten streichen und im Nacken mit einem Lederriemen zusammenbinden sollte. Es war gerade lang genug. »Das ist besser«, lobte er. »Jetzt
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