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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen
Autoren: Robin Hobb
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besuchte Chade uns wieder. Er hatte seinen Bart wachsen lassen und trug einen breitkrempigen Hut wie ein Hausierer, trotzdem erkannte ich ihn. Als er kam war Burrich nicht zu Hause, aber ich ließ ihn ein. Ich wußte nicht, was ihn herführte. »Willst du Branntwein?« fragte ich, weil ich dachte, das könnte der Grund sein. Er musterte mich aufmerksam, und ein schattenhaftes Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
    »Fitz?« Sein Blick forschte in meinem Gesicht. »Soso. Wie geht es dir?«
    Da ich darauf keine Antwort wußte, blieb ich stumm. Chade packte seinen Ranzen aus. Gewürztee kam zum Vorschein, Käse, geräucherter Fisch und Päckchen mit Kräutern, die er in einer Reihe auf dem Tisch aufstellte. Aus einem ledernen Beutel holte er eine gelbe Kristallkugel hervor, groß genug für eine hohle Männerhand, dann eine flache Schale, innen blau glasiert. Er hatte sie auf den Tisch gestellt und mit klarem Wasser gefüllt, als Burrich kam. Burrich war angeln gewesen und brachte auf einer Schnur aufgefädelt sechs kleine Fische mit. Am Bach gefangen, nicht aus dem Meer. Sie waren schlüpfrig und glänzten. Er hatte sie bereits ausgenommen.
    »Du läßt ihn neuerdings allein?« fragte Chade Burrich, nachdem sie sich begrüßt hatten.
    »Es geht nicht anders. Ich muß für unser Essen sorgen.«
    »Dann vertraust du ihm?«
    Burrich wandte den Blick ab. »Ich habe eine Menge Tiere ausgebildet. Einem Tier beizubringen, daß es tut, was man ihm befiehlt, ist nicht dasselbe, wie einem Menschen zu vertrauen.«
    Burrich kochte die Fische in einer Pfanne, und anschließend aßen wir. Dazu gab es den Käse und den Tee. Dann, während ich die Pfanne und das Geschirr abwusch, setzten sie sich hin, um zu reden.
    »Ich will es mit den Kräutern versuchen«, sagte Chade zu Burrich. »Mit dem Wasser oder mit dem Kristall. Egal was. Ich glaube allmählich, was wir haben, ist doch nur eine leere Hülle.«
    »Nein«, antwortete Burrich ruhig. »Laß ihm Zeit. Ich glaube nicht, daß die Kräuter gut für ihn sind. Bevor... bevor er sich veränderte, wurde er zu abhängig von Kräutern. Zum Ende hin war er ständig krank oder kurz vor dem Zerbrechen. Wenn nicht gerade am Boden zerstört, war er erschöpft vom Kämpfen oder von seiner Aufgabe, für Veritas und Listenreich des Königs Born zu sein. Dann griff er zu Elfenrinde, statt sich Ruhe zu gönnen. Er hatte einfach vergessen, wie man sich ausruht und dem Körper Zeit gibt, neue Kräfte zu sammeln. Ihm fehlte die Geduld. In jener letzten Nacht – du hast ihm Carrissamen gegeben, nicht wahr? Fuchsrot sagte, sie hätte im ganzen Leben so etwas noch nicht erlebt. Ich glaube, es wären ihm mehr Leute zur Hilfe geeilt, wenn er ihnen nicht solche Angst eingejagt hätte. Der arme alte Blade dachte, er wäre toll geworden. Er hat sich nie verziehen, daß er ihn niederschlagen mußte. Ich wünschte, man könnte ihn wissen lassen, daß der Junge nicht wirklich gestorben ist.«
    »Es war keine Zeit, um wählerisch zu sein. Ich gab ihm, was zur Hand war. Woher sollte ich wissen, daß er von Carrissamen den Verstand verliert?«
    »Du hättest dich weigern können, ihm etwas zu geben«, entgegnete Burrich ruhig.
    »Das hätte ihn nicht aufgehalten. Erschöpft wie er war, hätte er sich ohne Besinnen in den Kampf gestürzt und wäre auf der Stelle getötet worden.«
    Ich stand auf und setzte mich vor der Feuerstelle auf den Boden. Burrich schaute nicht herüber. Ich legte mich hin und streckte mich. Gut. Ich schloß die Augen und genoß die Wärme des Feuers an meiner Flanke.
    »Steh auf und setz dich auf den Stuhl«, sagte Burrich. Ich seufzte, aber ich gehorchte.
    Chade sah mich nicht an, Burrich setzte das Gespräch fort. »Ich halte es für das beste, alles von ihm fernzuhalten, was ihn beunruhigen könnte. Er braucht nur Zeit. Manchmal erinnert er sich. Und dann sperrt er sich dagegen. Ich glaube nicht, daß er sich erinnern möchte, Chade. Ich glaube nicht, daß er wieder FitzChivalric sein möchte. Vielleicht hat es ihm gefallen, ein Wolf zu sein. Vielleicht hat es ihm so gut gefallen, daß er für immer ein Wolf in menschlicher Gestalt bleiben wird.«
    »Das darf nicht sein.« Chade legte die zu Fäusten geballten Hände auf die Tischplatte. »Wir brauchen ihn.«
    Burrich setzte sich aufrecht hin. Er hatte die Füße auf den Holzstapel gestützt, aber jetzt stellte er sie auf den Boden. Er beugte sich vor. »Du hast Nachricht bekommen?«
    »Nicht ich; aber Philia, glaube ich. Manchmal ist es
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