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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen
Autoren: Robin Hobb
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Provinzen. Auch zwei große Weiße Schiffe versanken bei dieser großen Abrechnung. Und genau wie zu König Weises Zeit stahl ihr Schatten den Menschen, auf die er fiel, Augenblicke ihres Lebens und ihrer Erinnerungen. Auch diesmal fanden die verschiedenen Gestalten und Farben der Drachen ihren Weg in die Chroniken und auf die Wandbehänge dieser Zeit, und die Menschen füllten die Lücken in ihrer Erinnerung an den Flug der Drachen mit Vermutungen und Erfindungen. Vaganten dichteten Gesänge darüber, und in all diesen Gesängen heißt es, Veritas wäre in eigener Gestalt zurückgekehrt, auf dem Rücken des Türkisdrachen, und hätte die anderen in den Kampf gegen die Roten Schiffe geführt. Die schönsten Lieder berichten davon, wie Veritas, als das Kämpfen vorüber war, von den Uralten mitgenommen wurde, um als geehrter Gast mit ihnen zu feiern und dann neben ihnen in ihrer verzauberten Burg zu schlafen, bis der Tag kommt, an dem die Marken wieder seiner Hilfe bedürfen. So wurde die Wahrheit, wie Merle zu mir gesagt hatte, etwas größer als die Wirklichkeit. Schließlich war es eine Zeit, in der es nicht schwerfiel, an zauberkräftige Helden und alle möglichen wundersamen Ereignisse zu glauben.
    Wie zum Beispiel, als Edel geritten kam, an der Spitze einer Heerschar von sechstausend Soldaten aus Farrow, um nicht nur den Marken, sondern allen Küstenprovinzen Hilfe und Erquickung zu bringen. Vor ihm trafen in langer Reihe die Kähne mit Vieh und Korn und Schätzen aus Burg Fierant selbst ein, die wiederbrachten, was erst vor einem Jahr den Weg flußaufwärts genommen hatte. Die Schiffer berichteten, wie der Prinz eines Tages aus einem Traum erwacht und nur halb bekleidet durch die Flure von Burg Fierant gelaufen sei und die Rückkehr von Prinz Veritas nach Bocksburg und das Erscheinen der Uralten prophezeit hätte, die kämen, um die Küstenprovinzen von den Roten Korsaren zu befreien. Botenvögel wurden ausgesandt, um sämtliche Truppen aus den Bergen zurückzurufen und König Eyods untertänigste Vergebung zu erflehen sowie großzügige Reparationen anzubieten. Er rief seine Barone zusammen, um ihnen zu verkünden, Königin Kettricken würde Veritas’ Sohn zur Welt bringen und er, Edel, wolle als erster dem künftigen Monarchen den Vasalleneid leisten. Zu Ehren dieses besonderen Anlasses hatte er befohlen, sämtliche Galgen niederzureißen und zu verbrennen sowie alle Gefangenen zu begnadigen und freizulassen. Des Königs Rund sollte umbenannt werden in der Königin Garten und zum Zeichen der neuen Einigkeit Bäume und Pflanzen aus allen Sechs Provinzen beherbergen. Als später an jenem Tag die Roten Schiffe die Außenbezirke von Fierant überfielen, rief Edel selbst nach Pferd und Rüstung und eilte hinaus, um an der Spitze seiner Untertanen die Stadt zu verteidigen. Er focht Seite an Seite mit Kaufleuten und Hafenarbeitern, Fürsten und Bettlern. In dieser Schlacht erwarb er sich die Liebe der einfachen Leute von Fierant. Als er bekanntgab, seine Treue gehöre von nun an der Königin Kettricken und dem Kind unter ihrem Herzen, erklärten auch sie sich zu getreuen Untertanen des Herrschergeschlechts der Weitseher.
    Als Edel Bocksburg erreichte, soll er auf den Knien und in Sackleinen gekleidet mehrere Tage vor den Toren ausgeharrt haben, bis die Königin sich herabließ, zu ihm hinauszugehen und seine unterwürfigste Bitte um Vergebung entgegenzunehmen, daß er je an ihrer Ehre gezweifelt habe. In ihre Hände legte er sowohl die Krone der Sechs Provinzen zurück als auch den schlichten Reif des Königs-zur-Rechten und sagte, er habe nicht den Ehrgeiz, einen höheren Titel zu führen als den des Oheims seines Monarchen. Die Blässe der Königin und das Schweigen, mit dem sie seine Worte entgegennahm, schrieb man der Unpäßlichkeit zu, unter der sie aufgrund ihres gesegneten Zustands gelegentlich litt. Lord Chade, dem Ratgeber der Königin, gab Edel sämtliche Schriftrollen und Bücher aus dem Besitz der Gabenmeisterin Solizitas zurück, mit der ernstlichen Bitte, sie gut zu hüten, denn das Wissen darin könne in den falschen Händen großes Unheil anrichten. Für den Narren habe er Ländereien und einen Titel, den er ihm verleihen wolle, sobald er von seinem Kriegszug nach Bocksburg zurückkehrte; und seiner lieben, lieben Schwägerin Prinzessin Philia gäbe er hiermit die Smaragde zurück, die ihres Gemahls Brautgeschenk gewesen seien, denn sie könnten nie einen würdigeren Hals schmücken als den
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