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Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 03 - Die Magie des Assassinen
Autoren: Robin Hobb
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gewöhnt, daß man ihr ohne Säumen gehorchte.
    Veritas stieg empor und begab sich in die Schlacht wie immer: allein. Endlich erfüllte sich sein Wunsch, dem Feind gegenüberzutreten, nicht mit der Gabe, sondern im Fleisch. Schon bei seinem ersten Flug über den Hafen zerschmetterte er mit seinem Schweif zwei ihrer Schiffe. Er war entschlossen, daß keiner ihm entrinnen sollte. Nur zwei Stunden später trafen der Narr mit Mädchen-auf-einem-Drachen und ihren Gefährten ein, um ihm zu helfen; da aber lag schon kein einziges Rotes Schiff mehr im Hafen von Burgstadt. Sie schlossen sich Veritas an auf seiner Jagd durch die steilen Straßen dessen, was einmal Burgstadt gewesen war, und noch vor dem Abend gab es dort keinen einzigen Piraten mehr. Die Einwohner, die in der Burg Zuflucht gesucht hatten, strömten zurück in den Ort, um über die Zerstörung zu weinen, das ist wahr, aber auch, um sich staunend und ehrfürchtig den Uralten zu nähern, die gekommen waren, um sie zu erretten. Ungeachtet der großen Anzahl der Drachen, war es Veritas, an den das Volk der Marken die deutlichste Erinnerung bewahrte. Nicht daß es leicht ist, sich überhaupt irgendeine Erinnerung zu bewahren, wenn am Himmel die Drachen fliegen und ihr Schatten über das Land zieht. Dennoch, er ist der Drache auf all den Gobelins, die die Befreiung der Marken zeigen.
    Es war ein Drachensommer für die Sechs Provinzen. Ich erlebte alles mit, oder wenigstens soviel davon, wie sich in den Stunden meines Schlafs unterbringen ließ. Auch wachend war ich mir der Ereignisse bewußt, wie eines Donnergrollens aus der Ferne. Ich wußte es, als Veritas die Drachen nordwärts führte, um nach den Marken auch Bearns und sogar die Nahen Inseln von Roten Schiffen und Piraten zu säubern. Ich war Zeuge der Vertreibung der Feinde aus Burg Sturm und der Rückkehr von Fideia, Herzogin von Bearns, zum Stammsitz ihrer Familie. Mädchen-auf-einem-Drachen und der Narr flogen südwärts, an der Küste von Rippon und Shoaks entlang, um die Piraten auch aus ihren Nestern auf den Inseln zu vertreiben. Wie Veritas ihnen begreiflich machte, daß sie sich nur an den Piraten gütlich tun durften, weiß ich nicht, aber sie hielten sich daran. Die Bewohner der Sechs Provinzen hatten keine Angst vor ihnen. Kinder kamen aus Hütten und Katen gelaufen und zeigten sich gegenseitig die wie Edelstein glitzernden Kreaturen am Himmel. Wenn die Drachen schlummernd und vorübergehend gesättigt an den Stränden und auf den Wiesen lagen, kamen die Menschen herbei, um furchtlos zwischen ihnen umherzugehen und mit ihren eigenen Händen diese fremdartigen und wundersamen Geschöpfe zu berühren. Und überall, wo die Piraten Stützpunkte errichtet hatten, schmausten die Drachen nach Herzenslust.
    Der Sommer ging dahin, und der Herbst kam mit kürzeren Tagen und der Aussicht auf Sturm und Wetter. Als der Wolf und ich begannen, uns Gedanken über eine Behausung für den Winter zu machen, flogen in meinen Träumen Drachen über Gestade, die ich noch nie gesehen hatte. Das Meer brandete grau an jene schroffen Küsten, und Eis säumte die Ränder der schmalen Buchten. Die Äußeren Inseln, vermutete ich. Immer schon hatte Veritas sich danach gesehnt, sie mit Krieg zu überziehen, und jetzt tat er es rücksichtslos. Und auch das war so, wie es zu König Weises Zeit gewesen war.
    Es war Winter, und Schnee lag in den höheren Regionen des Gebirges, aber nicht in dem Tal, wo die heißen Quellen in der stillen Luft dampften, als die Drachen über mich hinwegflogen. Ich trat in die Tür meiner Hütte, um sie in geordneter Formation wie Wildgänse vorüberziehen zu sehen. Nachtauge reckte den Kopf bei ihren fremdartigen Rufen und sandte sein Heulen zu ihnen empor. Als ihr Schatten auf das Tal fiel, wurde für einen Augenblick die Welt um mich herum dunkel, und ich verlor jede klare Erinnerung an sie. Ich kann nicht sagen, ob Veritas sie führte oder ob Mädchen-auf-einem-Drachen bei ihnen war. Ich wußte nur, Frieden herrschte in den Sechs Provinzen und keine Roten Schiffe würden sich in künftigen Sommern unserer Küste nähern. Und ich hoffte, sie würden gut schlafen in ihrem Garten der Steine, wie sie es zuvor getan hatten. Ich ging in die Hütte zurück, um den Spieß mit dem Kaninchen zu drehen. Ich freute mich auf einen langen, ruhigen Winter.
    So lösten die Uralten das Versprechen ein, das sie einst König Weise gegeben hatten. Sie kamen und vertrieben die Roten Schiffe von den Küsten der Sechs
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