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Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen

Titel: Die Legende vom Weitseher 01 - Der Adept des Assassinen
Autoren: Robin Hobb
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Regenwildnis führt?
     
    Viel später erfuhr ich, wie man mich fand: auf dem Fliesenboden des Badehauses, an Burrichs leblosen Körper gelehnt. Ich zitterte wie im Schüttelfrost und wollte nicht zu mir kommen. Jonqui entdeckte uns, doch wie sie darauf kam, im Dampfbad nachzusehen, werde ich mir wohl nie erklären können. Allerdings hege ich den Verdacht, daß sie für Eyod das gleiche war wie Chade für Listenreich, vielleicht nicht als Diplomatin des Stiletts, aber als jemand, der Mittel und Wege kannte, alles oder fast alles in Erfahrung zu bringen, was im Palast geschah. Wie auch immer, sie übernahm das Kommando.
    Burrich und ich wurden unbemerkt in eine Kammer außerhalb des Palastes gebracht, und ich glaube, daß eine Zeitlang niemand aus Bocksburg ahnte, wo wir waren oder ob wir noch lebten. Sie pflegte uns eigenhändig, unterstützt von einem alten Diener.
    Ich erwachte zwei Tage nach der Hochzeit, vier weitere, qualvolle Tage, vielleicht die qualvollsten meines Lebens, verbrachte ich im Bett liegend, von Krämpfen und Zuckungen geschüttelt, nicht Herr über meinen eigenen Körper. Meistens dämmerte ich in einem Zustand zwischen Betäubung und Halbschlaf dahin, der nicht angenehm war, und träumte entweder lebhaft von Veritas oder fühlte, daß er versuchte, mich mit der Gabe zu erreichen. Die Träume sagten mir nichts, außer, daß er besorgt um mich war. Einzelne, nutzlose Bilder oder Empfindungen fing ich auf wie die Farbe der Vorhänge in seinem Gemach oder wie er beim ›Denken‹ geistesabwesend den Ring um den Finger drehte. Dann rissen mich neuerliche Spasmen aus meinen Träumen, die mich peinigten, bis ich erschöpft wieder eindöste.
    Die Phasen des Wachseins waren kaum besser, denn Burrich lag auf einer Pritsche im selben Zimmer und atmete röchelnd. Sonst gab er kaum ein Lebenszeichen von sich. Seine Züge waren derart verschwollen und verfärbt, daß man ihn kaum wiedererkannte. Von Anfang an machte mir Jonqui wenig Hoffnung, was ihn betraf. Sie hielt es für fraglich, daß er überlebte, oder wenn doch, daß er je wieder sein würde wie früher.
    Aber Burrich war dem Tod schon einmal von der Schippe gesprungen. Die Schwellung ging allmählich zurück, die Blutergüsse verblaßten, und nachdem er zu sich gekommen war, erholte er sich schnell. Er konnte sich nicht mehr erinnern, was geschehen war, nachdem er mich aus dem Stall geführt hatte. Ich erzählte ihm nur das Nötigste. Auch das zu wissen war schon gefährlich, aber ich schuldete es ihm. Er konnte vor mir das Bett verlassen, obwohl er in der ersten Zeit noch unter Schwindelanfällen und Kopfschmerzen litt, doch nicht lange, und er inspizierte die Pferdeställe von Jhaampe und unternahm Streifzüge durch die Stadt. Abends kehrte er zurück, und wir hatten viele ausgiebige, ruhige Gespräche. Beide vermieden wir Themen, von denen wir wußten, daß wir nicht einer Meinung sein würden, und es gab Bereiche, wie zum Beispiel meine Ausbildung bei Chade, wo ich nicht ganz offen sein durfte. Meistens jedoch sprachen wir über Hunde, die er gekannt hatte, und Pferde, und manchmal redete er ein wenig über seine ersten Jahre mit Chivalric. Eines Abends erzählte ich ihm von Molly. Er schwieg eine Zeitlang und sagte mir dann, der Besitzer der Bienenbalsam-Kerzenzieherei habe bei seinem Tod einen Schuldenberg hinterlassen, und seine Tochter, die gehofft hatte, das Geschäft zu erben, wäre statt dessen zu Verwandten aufs Land gezogen. Wie das Dorf hieß, hatte er vergessen, aber es gab jemanden, den man fragen konnte. Er machte sich nicht lustig über mich, sondern gab mir den ernstgemeinten Rat, ich solle mir erst über meine Gefühle und meine Absichten klar werden, bevor ich sie besuchte.
    August machte nie wieder von der Gabe Gebrauch. Er mußte an jenem Tag von dem Podium getragen werden, doch sobald er aus seiner Ohnmacht erwachte, verlangte er, Edel zu sprechen. Ich bin sicher, daß er ihm Veritas' Botschaft übermittelt hat. Zwar ließ Edel selbst sich nicht blicken, aber Kettricken kam während unserer Genesung mehrmals zu Besuch, und von ihr erfuhren wir, er sei höchst besorgt, daß wir uns schnell und vollkommen von unseren bedauerlichen Unfällen erholen möchten, denn wie versprochen, habe er mir alles verziehen. Sie berichtete mir, wie Burrich im Badehaus ausgerutscht war und sich den Kopf angeschlagen hatte, als er versuchte, mich aus einem Becken zu ziehen, nachdem ich wegen eines Schwächeanfalls zu ertrinken drohte. Ich weiß
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