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Die Legende der Wächter – Der Zauber

Die Legende der Wächter – Der Zauber

Titel: Die Legende der Wächter – Der Zauber
Autoren: Kathryn Lasky
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Geisterschnabel ihrer verstorbenen Lehrerin erschienen.
    Die Geisterkäuzin hatte Otulissa aufgefordert, in die Hinterlande zu fliegen. Dort war sie Coryn begegnet. Otulissa hatte sofort gespürt, dass der junge Schleiereulerich zu Großem bestimmt war und dass sie ihn unterstützen musste, seiner Bestimmung zu folgen.
    Otulissa war nicht nur sehr gelehrt, sondern besaß auch praktisches Geschick. Sie hatte Coryn das Glutsammeln beigebracht. Darauf bildete sie sich allerdings nichts ein, denn Coryn war ein echtes Naturtalent. Er hatte im Nu den Bogen raus und flog sogar tollkühn in Vulkanausbrüche hinein. Die besonders heißen Glutbrocken, die er dabei fing, wurden „Rumser“ genannt. Nur wenige Glutsammler waren in der Lage, Rumser zu fangen.
    „Ich glaube nicht, dass Otulissa mitkommen kann“, sagte Soren. „Sie hat ja jetzt noch mehr zu tun als vorher. Aber ich frage sie natürlich.“
    Otulissa war nicht nur eine angesehene Ryb, also Lehrerin, sie war kürzlich sogar zur Oberryb im Großen Baum ernannt worden. Sie kannte sich auf vielen Wissensgebieten aus und konnte nicht nur die alten Legenden unterrichten, sondern auch Naturwissenschaften, wie zum Beispiel Wetter- und Metallkunde. Sie war so beschäftigt, dass ihr kaum freie Zeit blieb.
    Soren nahm sich vor, sie trotzdem in ihrer Höhle aufzusuchen, die sie mit der alten Blindschlange und Nesthälterin Audrey teilte. Aber als Erstes wollte er Gylfie, Morgengrau und Digger fragen, ob sie mitkämen.
    Natürlich musste er seine Pläne auch mit Pelli besprechen. Bascha, Blüte und Bell würden bestimmt betteln, er solle mit dem Losfliegen warten, bis sie flügge waren. Aber bis den Küken die ersten Flugfedern sprossen, konnte es gut und gern noch einen Mondzyklus dauern. Außerdem war der lange Flug viel zu anstrengend für Jungvögel.
    Soren freute sich, dass er so eine gute Idee gehabt hatte. Er wollte Coryns Höhle eben verlassen, da sagte sein Neffe: „Du, Onkel …“
    „Ja?“
    „Was ist mit der Glut?“
    „Was soll mit ihr sein?“, fragte Soren zurück.
    „Ist sie hier in Sicherheit?“
    „Wenn nicht hier im Großen Baum, wo sonst? Wir können sie ja schlecht mitnehmen.“ Soren hielt inne und betrachtete die Glut. Dann fuhr er mit gesenkter Stimme fort: „Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht zu Sklaven der Glut machen. Das ist es vor allem, wovor uns die alten Legenden warnen.“
    „Du hast Recht. Wir sind freie Eulen!“

Coryn musterte die Mitglieder des Parlaments, die auf dem gebogenen Birkenast saßen. Er überlegte angestrengt, wie er sein Vorhaben am besten ankündigte. Soren hatte ihn überzeugt. Es würde spannend sein zu sehen, wie sich der Frieden auf die Eulenwelt auswirkte, jetzt, da von den Reinen keine Gefahr mehr ausging – oder jedenfalls so gut wie keine. Die Bande und er würden nicht nur interessante Erfahrungen machen, sie wollten sich auch mit den Eulen in anderen Königreichen austauschen. Sicherlich gab es viel Neues zu lernen, denn nun musste nicht mehr alle Kraft aufs Kämpfen und Kriegführen verwendet werden. Coryn fiel wieder ein, dass einige Ankömmlinge im Baum von einem großen Treffen in Ambala erzählt hatten. Er räusperte sich.
    „Sicherlich hat sich schon herumgesprochen, dass vor drei Nächten eine kleine Abordnung aus Ambala angekommen ist. Wie wir erfahren durften, haben dieEulen aus Ambala sich mit den Eulen aus dem Schattenwald, aus Silberschleier und auch aus Tyto zu einem lockeren Bündnis zusammengeschlossen und sind nun hier, um sich auszutauschen. Sie sind sehr daran interessiert, etwas über Wetterkunde zu lernen, aber auch darüber, wie man Rettungsaktionen durchführt. Und da dachten wir …“
    Coryn war mit seinen Ausführungen über die geplante Reise noch gar nicht zu Ende, als sich im Parlamentssaal auch schon allgemeines Federgeraschel erhob und die ersten Stimmen laut wurden: „Und die Glut? Was ist mit der Glut?“
    Auch als Coryns Vorschlag nun diskutiert wurde, gab es immer wieder Zwischenrufe: „Und was ist mit der Glut?“
    Die sind ja wie besessen! , schoss es Soren durch den Kopf. Wenn ich diese Frage noch einmal hören muss, lasse ich meinen schrillsten Schleiereulenschrei los!
    Aber er beherrschte sich und erklärte auch noch ein drittes Mal, dass die Glut nirgendwo so gut aufgehoben war wie hier im Großen Baum. Daraufhin machte jemand den Vorschlag, Bubo solle einen neuen Glutbehälter schmieden.
    „Wieso ist der alte plötzlich nicht mehr gut genug?“,
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