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Die Legende der Wächter – Der Zauber

Die Legende der Wächter – Der Zauber

Titel: Die Legende der Wächter – Der Zauber
Autoren: Kathryn Lasky
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brüchiger Stimme hinzu: „Das ganze Gerede über zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen ist doch Waschbärkacke.“ Dieser Aussage folgten ein paar Worte in einer fremden Sprache.
    „Was hast du zuletzt gesagt?“, fragte Gemma. „Ich habe dich nicht verstanden.“
    „Ich habe Krakisch gesprochen, die Sprache der Nordlande. Von dort stammt nicht nur dein verehrter Verwandter Ezylryb, sondern auch ich. In dieser Sprache ist auch die berühmte Chronik der Nordlande verfasst: Die Geschichte der Eisklauen-Kriege von dem Historiker Lyze von Kjell.“
    Gemma rümpfte verächtlich den Schnabel. „Und was hat uns dieser … Lyze von Kjell mitzuteilen, bitte schön?“
    „Fyrndronken nyghot ig Fyrnsfris.“
    „Nicht alle hier im Saal sprechen fließend Krakisch. Wärst du wohl so freundlich, uns das zu übersetzen?“, schnarrte Gemma.
    „Außer der Furcht selbst haben wir nichts zu fürchten“, sagte Fliemus.
    Abermals ging ein Raunen durch die Versammlung. Soren und Gylfie hielten den Blick auf Gemma gerichtet. Sie ahnten schon, was jetzt kommen würde.
    „Und wer war dieser angebliche Historiker – wie hieß er doch gleich? Lyze von Kjell?“ Gemmas abfälliger Ton war nicht zu überhören. Hätten Soren und Gylfie nicht schon gewusst, wie die Antwort auf ihre Frage lautete, hätte ihnen der alte Fliemus leidgetan.
    „Du kennst Lyze von Kjell nicht?“, fragte er zurück und seine alterstrüben Augen funkelten plötzlich boshaft. „Nun, ich rede von keinem anderen als von deinem geschätzten Verwandten Ezylryb. Nach dem Ende der Eisklauen-Kriege und noch bevor er in den Großen Baum kam, hat er die Geschichte der Nordlande verfasst. Zusammen mit Oktavia hat er mehrere Jahre auf der Insel der Glaux-Brüder im Bittermeer verbracht. Als Schriftsteller wählte er den Künstlernamen Lyzevon Kjell. Wenn man ‚Lyze‘ von hinten nach vorn liest, kommt ‚Ezyl‘ dabei heraus. Und unser lieber verstorbener Ezylryb stammte von der Kjellbucht im Wintermeer, wie jeder weiß.“
    „Anscheinend doch nicht jeder“, sagte jemand halblaut, als Gemma beschämt das Gefieder anlegte und sich klein machte.
    Soren zwinkerte Gylfie zu und beide salutierten wortlos vor dem alten Heilkundigen, der viele Jahre nach Ezylryb von der Insel der Glaux-Brüder in den Baum gekommen war.
    Otulissa wandte sich an Gemma. „Ezylrybs mehrbändiges Werk steht übrigens auch in unserer Bibliothek. Es gehört zu meinem Lehrplan für die Jungvögel. Du kannst es dir gern einmal ausleihen.“
    Nach dieser Unterbrechung entbrannte die Auseinandersetzung von Neuem. Die Wörter „Sicherheitsmaßnahmen“, „Wachsamkeit“ und „Verteidigungsanlagen“ flogen hin und her. Soren wechselte einen kurzen Blick mit Coryn. Es sah so aus, als sei das Parlament in zwei Lager gespalten. Auf der einen Seite waren Fliemus, die Viererbande und Otulissa, außerdem Sorens Schwester Eglantine, Ruby und Martin – mit einem Wort: die berühmte Brigade der Besten. Ihre Mitglieder waren die fähigsten Krieger im ganzen Baum und fanden nicht, dass die Glut besonderer Sicherheitsvorkehrungen bedurfte. Die übrigen zehn Parlamentsmitglieder waren der gegenteiligen Meinung. Sie schienen geradezu besessen von dem Gedanken, die Glut müsse besonders geschützt werden.
    Hätten wir die alten Legenden lieber zusammen mit dem ganzen Parlament lesen sollen? , überlegte Soren. Aber Otulissa hatte für alle Bewohner des Baumes drei ausführliche Vorlesungen über dieses Thema gehalten und ihre Zuhörer über die „verzwickten Segnungen der Glut“ aufgeklärt, wie sie sich ausgedrückt hatte. Vielleicht hätte sie lieber „die verzwickten Gefahren der Glut“ sagen sollen , ging es Soren durch den Kopf. Doch Otulissa hatte ihre Zuhörer ausdrücklich davor gewarnt, blind auf die Magie der Glut zu vertrauen.
    „Ruhe bitte!“ Coryn schlug mit den Flügeln und flatterte von seinem Platz auf. Er landete vor Gemma und Elyan, die sich von allen Anwesenden am aufmüpfigsten gebärdeten, und blitzte sie strafend an. Im Saal wurde es still.
    „Es geht nicht an, dass alle durcheinanderreden! Ich begrüße jede Art von Diskussion, aber ich dulde keine Beleidigungen. Ihr fürchtet, dass der Glut während meiner Abwesenheit etwas zustoßen könnte. Ich möchte nicht, dass ihr euch Sorgen macht. Wenn es euch beruhigt, könnt ihr meinetwegen irgendwelche Sicherheitsmaßnahmen treffen. Aber ich möchte noch einmal betonen, dass kein Bewohner dieses Baumes vertrauenswürdiger ist als
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