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Die Legende der Wächter – Der Zauber

Die Legende der Wächter – Der Zauber

Titel: Die Legende der Wächter – Der Zauber
Autoren: Kathryn Lasky
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und die folgenden Schicksalsschläge niemals überstanden, wenn er nicht Gylfie, Morgengrau und Digger kennengelernt hätte. Die Bande hatte ihm die verlorene Familie ersetzt. Einer gab dem anderen immer wieder neuen Lebensmut undgemeinsam überwanden die vier zahlreiche Hindernisse auf ihrem Weg zum Großen Baum. Soren hatte von seinen Freunden mehr gelernt als aus irgendeinem Buch. Von Ezylryb natürlich auch. So wie es eine Brigade der Besten gab – bestehend aus der Bande, Otulissa, Martin, Ruby und Eglantine –, so gab es auch den Besten aller Rybs – Ezylryb.

Gegenwind war aufgekommen und es wurde anstrengend, den Kurs auf Ambala zu halten. Der Morgen dämmerte bereits. Die fünf Eulen entschlossen sich, in Silberschleier zwischenzulanden.
    Der Silberschleier-Wald galt als einer der schönsten Wälder der ganzen Eulenwelt. Im Sommer waren seine üppig grünen Lichtungen mit bunten Blumen übersät. Die Bäume waren uralt und majestätisch. Nachdem Coryn seine gesamte Kindheit zusammen mit Nyra und den Reinen in einer kahlen, felsigen Schluchtenlandschaft verbracht hatte, bekam er erst hier eine Vorstellung davon, was die Farbe Grün wirklich bedeutete. In den Schluchten hatte es nichts gegeben, was einem Baum auch nur entfernt ähnlich gesehen hätte, geschweige denn grüne Blätter oder auch nur grüne Tannennadeln.
    Ein besonders prächtiger Teil von Silberschleier wurde „Frohwald“ genannt. Man konnte sich keinschöneres Fleckchen Erde denken. Coryn hatte sich längere Zeit hier verkrochen, ehe er den Mut gefasst hatte, in die Hinterlande aufzubrechen.
    Der Frohwald war für ihn voller Erinnerungen, schöner und weniger schöner. Hier war ihm der Geisterschnabel seines tyrannischen Vaters Kludd erschienen, aber hier hatte er auch zum ersten Mal die Legenden von Ga’Hoole gehört. Er hatte heimlich gelauscht, wenn fremde Euleneltern ihren Kindern die Legenden vor dem Einschlafen erzählt hatten. Coryn hatte in einem hohlen Baumstumpf gewohnt und seinen Tag-Nacht-Rhythmus umgedreht, weil ihn andere Eulen zu oft mit seiner gefürchteten Mutter verwechselt hatten.
    „Tja, der Winter ist nicht mehr fern“, sagte Soren, als sie auf dem windgepeitschten Ast einer hohen Tanne landeten. Soren hatte eine Vorliebe für Tannen. Diese Bäume gehörten zu seinen frühesten Erinnerungen. Wie bei seinem Neffen Coryn waren diese Erinnerungen teils schön, teils weniger schön. Soren versuchte aber stets, sich auf die schönen zu konzentrieren: auf die kurze Zeit, in der er mit seiner Familie in einer Tanne im Wald von Tyto gelebt und sein Vater ihnen Geschichten über Ga’Hoole erzählt hatte.
    Damals hatte Soren noch nicht geahnt, dass es den Großen Baum wirklich gab. Sein großer Bruder Kludd hatte den Vater gefragt, ob die Legenden auf Wahrheitberuhten. Soren konnte den Vater noch heute antworten hören: „Eine Legende, mein Sohn, ist eine Geschichte, die man anfangs nur im Magen spürt und die nach und nach im Herzen wahr wird.“
    Aber hätte sich der Vater träumen lassen, dass es tatsächlich eine Insel namens Hoole gab, auf der der Große Ga’Hoole-Baum stand? Hätte er sich träumen lassen, dass sein Sohn Soren eines Tages den Wächtern von Ga’Hoole angehören und dass sein Enkel Coryn, Kludds Sohn, sogar König von Ga’Hoole werden würde? Hätte der Vater sich vorstellen können, dass Kludd den noch nicht flüggen Soren aus dem Nest stoßen würde, weil man einen Mord begehen musste, um bei den Reinen aufgenommen zu werden?
    Soren gab sich einen Ruck und verdrängte die Gedanken an die Vergangenheit.
    Es hatte zu schneien angefangen. „Mit Tannen kenne ich mich aus“, sagte Soren zu seinen Freunden. „Ich schätze mal, auf der Leeseite des Stammes, ein Stückchen oberhalb von diesem Ast, finden wir eine geräumige, trockene und würzig duftende Höhle.“
    Er hatte Recht. Die fünf Eulen schlüpften hinein.
    „Ich bin am Verhungern!“, verkündete Morgengrau. „Hier wimmelt es nur so von Kaninchen.“
    „Mmmmm!“ Digger, Gylfie und Soren lief das Wasser im Schnabel zusammen. Gylfie drehte sich zuCoryn um. „Und du? Hast du keinen Appetit auf Kaninchen?“
    „Doch. Aber wenn ihr eins seht, das einen weißen Fleck auf der Stirn hat, dürft ihr es nicht fangen.“
    „Warum nicht?“, wollte Morgengrau wissen.
    „Ach, das ist eine lange Geschichte.“
    „Es ist ein guter Morgen für lange Geschichten“, meinte Soren. Draußen trieben immer dickere Flocken vorbei.
    „Aber nicht auf
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