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Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft
Autoren: Kathryn Lasky
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Milchbeerenketten gegen einen kleinen Kamm eingetauscht, Digger einen blanken Kiesel gegen eine Muschel. „Ellie hat gesagt, die Muschel stammt aus einem fernen Meer, und früher hat mal ein kleines Tier drin gewohnt“, verkündete er stolz.
    Der Mond ging schon unter, Ellie packte ihre Waren zusammen. Es war Schlafenszeit und Soren wollte eben in seine Höhle aufbrechen, da merkte er, dass Eglantine verschwunden war. Er bekam einen fürchterlichen Schreck, doch dann entdeckte er sie vor einem Stück Stoff, auf dem Glasstücke und bunte Steine ausgelegt waren.
    Bubbles war damit beschäftigt, alles wieder in einem Korb zu verstauen. „Sie steht die ganze Zeit da und starrt den Stein hier an, den mit dem Glitzer drin“, wandte sich die Gehilfin an Soren. „Ellie hat mir erklärt, dass es kein echtes Gold ist. ,Katzensilber‘ oder ,Glimmer‘ sagt sie dazu. Hübsch sieht es trotzdem aus. Man kann es sich hinlegen und anschauen, und wenn man es hochhält, scheint das Licht ein bisschen durch wie bei einem verstaubten Spiegel. Das scheint deiner Schwester zu gefallen.“
    Bubbles senkte die Stimme: „Sie ist nicht ganz richtig im Kopf, stimmt’s?“ Lauter sagte sie: „Guck mal, Schätzchen, ich zeig dir, was man damit machen kann.“ Die kleine Elster hielt das dünne Steinplättchen gegen den untergehenden Mond, sodass der Stein selbst zu leuchten schien. Im selben Augenblick ertönten die ersten Harfenklänge. Wie jeden Abend probte die Harfengilde. Einen flüchtigen Augenblick lang flackerte der Steinsplitter wie von Tönen und Licht.
    Ein krampfhaftes Zittern überlief Eglantine. „Der Ort! Der Ort!“, rief sie klagend.
    Soren dämmerte etwas, aber er konnte es noch nicht benennen. Er legte seiner Schwester den Flügel auf die Schulter und drehte sie zu sich herum. „Eglantine!“, sagte er leise.
    Seine Schwester fragte blinzelnd: „Soren? Soren!“, dann brach sie in Tränen aus, als er sie in die Flügel schloss.
    „Ich hab nix Böses gemacht, Ellie, ich schwör’s!“, verteidigte sich Bubbles, einem hysterischen Anfall nahe. „Ich hab bloß den Stein aus dem Schloss in Ambala hochgehalten und die kleine Eule ist total gaga geworden!“
    „Bring mich zu der Musik, Soren“, rief Eglantine schluchzend. „Bring mich hin und die anderen auch!“

Lichter am Himmel

    Soren saß neben Eglantine auf einem Ast und hatte ihr den Flügel um die Schultern gelegt. Es kam ihm immer noch wie ein Wunder vor. Seine Schwester war wieder d a – richtig wieder da. Und sie wollte den Harfenklängen lauschen. Hätte sie von ihm verlangt, er solle kopfüber von einem Ast baumeln und sich von Krähen zerhacken lassen, er hätte es getan. Soren war noch nie so glücklich gewesen. Auch die anderen geretteten Eulenkinder versammelten sich jetzt auf den Ästen vor dem Konzertsaal. Eigentlich gestattete Madame Plonk anderen Eulen nur ungern, bei den Proben der Harfengilde zuzuhören, aber heute machte sie eine Ausnahme. Boron kam angeflogen und setzte sich auf Eglantines andere Seite. Sie schauten zu, wie sich die Mitglieder der Harfengilde einfanden und auf den Saiten verteilten. Die eine Hälfte der Gruppe war für die hohen, die andere Hälfte für die tiefen Saiten zuständig, und nur die allermusikalischsten Spielerinnen, die sogenannten Durchgleiterinnen, durften Oktaven anschlagen. Eine Oktave umfasste acht Saiten. Die Harfe selbst hatte einen Umfang von sechseinhalb Oktaven, vom Ces unter dem mittleren C bis zum hohen Ges. Das Ges lag dreieinhalb Oktaven über dem mittleren C. Es war nicht leicht, eine Schlange zu finden, die blitzschnell einen solchen Tonsprung ausführen konnte. Je nach Komposition war das auch körperlich sehr anstrengend.
    Mr s P. war die geborene Durchgleiterin. Soren sah sie wie einen rosafarbenen Blitz durch die Harfensaiten schlüpfen. Ein lieblicher Akkord drang zu ihnen hinaus. Schon war Mr s P. wieder auf ihrem eigentlichen Platz und schlug Basstöne an. Soren schwelgte nicht nur in der Musik, auch der Anblick der Schlangen verzauberte ihn. Mit ihren schuppigen Leibern in den verschiedensten Rosatönen woben sie ein sich unablässig änderndes Muster zwischen den Harfensaiten.
    Sie stimmten nun eine alte Waldkantate an. Dabei harmonierte Madame Plonks Stimme wunderschön mit den Akkorden.
    Soren schaute seine Schwester an. Eglantine saß ruhig da, ihr Blick war verträumt. Überhaupt waren die geretteten Eulenkinder wie ausgewechselt. Sie hatten ihr Gebrabbel eingestellt, hörten
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