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Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft
Autoren: Kathryn Lasky
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Küken auflas, zappelte es schwach und versuchte den Kopf zu heben. Morgengrau dankte Glaux im Stillen. Ein totes Eulenkind zu bergen, war eine grässliche Arbeit. Die Küken waren zwar nicht groß, aber dafür ziemlich schwer, und wenn sie dann noch die Augen geschlossen hatten und tot ware n … schrecklich! Barran tat es sehr leid, dass die Neulinge schon bei ihrem ersten Einsatz solche traurigen Erfahrungen machen mussten. „Das war nicht vorherzusehen“, entschuldigte sie sich immer wieder.
    „Jetzt wird alles gut, Kleine“, sprach Morgengrau beruhigend auf das Rußeulenküken ein, „dein Retter ist schließlich nicht irgendwer!“ Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, seinem Schützling ein paar seiner waghalsigen Flugkunststücke vorzuführen, außerdem lenkte das die Kleine ja vielleicht von ihrem Kummer ab.
    Still, kleine Eule,
Morgengrau ist bei dir,
Beschützt dich vor allem
Bösen Getier.
Denn dein Gönner
Ist ein echter Könner!
Ich flieg einen Salto,
Dreh mich herum,
Dann einen doppelte n …
    Morgengrau war selbst ganz hingerissen von seinem dichterischen Talent, doch da fing das Eulenküken zu jammern an: „Mein Tyto, mein Tyto, warum hast du deine Kinder verlassen?“
    Morgengrau blickte auf seine Bürde hinunter, die schlaff zwischen seinen Zehen hing. „Verlassen? Wieso verlassen? Ich bin zwar nicht Glaux, aber in meinen Fängen bist du so geborgen wie nur irgendwo! Jedenfalls bist du bei mir entschieden besser aufgehoben als unten auf der Erde.“ Doch das Küken blickte ihn nur mit leeren Augen an.
    Strix Struma tauchte neben dem Bartkauz auf. „Ärgere dich nicht, Morgengrau. Alle Küken, die wir bei diesem Einsatz retten, plappern solchen Unsinn. Es ist wirklich sonderba r … Die Kleinen sind zwar nicht mondwirr wie die armen Waisen in Sankt Ägolius, aber sie reden die ganze Zeit unsinniges Zeug über Tyto. Bubo und Boron sind schon verständigt und Ezylryb ist auch hierher unterwegs.“
    „Ezylryb?“, fragte Morgengrau erstaunt. Der alte Kreischeulerich verließ den Großen Ga’Hoole-Baum doch sonst nie, Waldbrände und Wetterflüge einmal ausgenommen. Aber rätselhafte Eulenküken, die vom Himmel gefallen schienen, waren weder das eine noch das andere.
    „Wir brauchen alle Hilfe, die wir bekommen können. Das gilt nicht nur für die Rettungstrupps. Hier ist irgendwas im Gange. Wir müssen herausfinden, was!“ Strix Struma erläuterte allerdings nicht, dass man den alten Ezylryb gerade deshalb hergebeten hatte. Das ungeheure Wissen, das sich der Kreischeulerich in jahrelangem Bücherstudium angeeignet hatte, seine Kenntnisse über nahezu jedes Eulenvol k – wenn jemand imstande war zu begreifen, was hier vor sich ging, dann er.
    Strix Struma war äußerst beunruhigt. Hatte sich eine noch unbekannte Seuche unter den Küken ausgebreitet? Wurden sie von einem bösen Zauber gebannt? Dabei glaubte sie eigentlich nicht an solchen Humbug. Sie riss sich zusammen. „Bring deinen Schützling zur Sammelstelle. Wenn du noch genug Kraft hast, kannst du einen weiteren Rettungsflug unternehmen.“ Damit bog sie ab.
    „Die Kleinen brabbeln alle irgendwelchen Unsinn über Tyto s … so was ist mir noch nie untergekommen!“, sagte Elsie, eine untersetzte ältere Streifenkäuzin, die aussah, als hätte sie zu viele Federn auf ihrem gedrungenen Körper. Man erkannte kaum noch die Streifen auf ihren Flügeln. Aber sie war gutherzig und kümmerte sich im Großen Ga’Hoole-Baum zusammen mit Matrona um die Verpflegung der Neulinge. Noch nie allerdings waren die beiden Eulendamen aufgefordert worden, in einer Sammelstelle auszuhelfen.
    „Hierher, Morgengrau!“, rief Matrona jetzt. „Diesen Winkel habe ich eben mit Flaum ausgelegt, gerade richtig für die kleine Rußeule. Elsie, meine Liebe, kannst du noch ein paar Dunenfedern entbehren?“
    Elsie zupfte sich sogleich etwas Flaum aus. Morgengrau schaute sich verwundert um. Tatsächlich plapperten die geretteten Eulenküken unaufhörlich irgendwelche Sprüche oder Liedverse vor sich hin, allerdings konnte der Bartkauz dem Gehörten keinen Sinn entlocken.
    Ein Graseulenküken deklamierte mit piepsiger Stimme: „Tytos über alle s – so rein und rar!“ Eine junge Maskenschleiereule verkündete, niemand sei so rechtschaffen wie ein Tyto, und ein drittes Küken klagte: „Oh Tyto, Inbegriff der Reinheit, zeige dich un s … Oh Tyto, wie lange sollen die Verderbten noch obsiegen?“
    „Arme kleine Kerlchen, was?“ Bubo war gerade neben
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