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Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft
Autoren: Kathryn Lasky
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wirklich ein unvergleichliches Gefühl, die Glut in den Schnabel zu nehmen und damit loszufliegen!“
    „Jetzt bist du an der Reihe, Soren. Auf geht’s!“, unterbrach Elvan ihre Unterhaltung.
    „Und ich?“, protestierte Otulissa.
    „Du kommst früh genug dran“, beschied Bubo gereizt.
    Soren ging in den Sinkflug. Ein jäher Aufwärtswind wollte ihn mitreißen, aber er flog mit kräftigen Flügelschlägen dagegen an. Dann war er unten. Rasch sah er sich in der fremden Umgebung um. Ringsum ragten verkohlte Baumskelette empor, überall lagen Glutbrocken wie rötlich leuchtende Steine.
    Die Rybs hatten die Neulinge angewiesen, zügig zu arbeiten, aber keinesfalls in Hektik zu geraten. In der Ruhe liegt die Kraft, hatte Bubo gesagt. Wie war es dem kleinen Martin gelungen, genau die Glutstücke zu finden, die in seinen Schnabel passten? Es wäre entsetzlich peinlich, dachte Soren, wenn er selbst mit leerem Schnabel zurückkäme, auch wenn ihnen Bubo und Elvan immer wieder eingeschärft hatten, niemand brauche sich zu schämen, wenn er einmal keinen Erfolg hätte. Es komme oft vor, dass unerfahrene Glutsammler nicht auf Anhieb die passenden Stücke entdeckten. Soren hätte das trotzdem schrecklich gefunden.
    Da hörte er auf einmal ein grässliches Knacken und Krachen. Er hob den Kopf und sah, dass die Baumkrone vor ihm lichterloh in Flammen stand. Auch die benachbarten Bäume wurden einer nach dem anderen vom Feuer erfasst. Ein Wipfelfeue r – Rubys größter Albtraum! Aber Ruby hatte sich vor dem aufsteigenden Sog gefürchtet und Soren war unten am Boden. Dennoch spürte er, wie es an ihm zog und zerrte. Würde er jetzt als gefiederte Glutkugel in die Höhe schnellen? Wahrscheinlich fängt mich ausgerechnet die grässliche Otulissa!, ging es ihm noch durch den Kopf. Aber das kann mir egal sei n – ich bin dann ja tot.

Ein Schnabel voll Glut

    Ich hab’s geschafft! Ich hab den Schnabel voll Glut!, triumphierte Soren stumm, als er in mühelosen Kreisen aufwärtsflog. Er war nicht tot, war nicht einmal angesengt, und er trug eine herrlich rot glühende Beute im Schnabel. Ein wunderbares Gefühl durchrieselte ihn, ließ jeden Federkiel kribbeln. Er empfand eine so überschäumende Freude wie vielleicht nur bei seinem allerersten richtigen Flug. Dabei war es ihm weiterhin ein Rätsel, wie er es geschafft hatte, einen Glutbrocken zu ergattern und damit loszufliegen. Er steuerte die Klippe mit den Sammelbehältern an. Martin begleitete ihn.
    „Du warst großartig, Soren! Aber erst mal hab ich einen Riesenschreck gekriegt, als ich das Wipfelfeuer gesehen habe. Als dich dann der Sog erfasst hat, hätte mich fast die Flügelstarre erwischt.“
    „Aber was ist eigentlich passiert?“ Soren und Martin sollten auf der Klippe warten, bis auch die übrigen Brigademitglieder zurückgekehrt waren.
    „Ja, hast du das denn nicht mitgekriegt?“
    „Nicht so richtig.“
    „Um dem Sog zu entkommen, bist du einen Rückwärtslooping geflogen, und dabei ist ein Glutstück an dir vorbeigewirbelt. Bubo meinte, es kommt eigentlich nie vor, dass so ein großer Brocken so weit hochfliegt, aber du hast ihn mitten im Looping gefangen. Ein solches Kunststück hat nicht mal Ruby fertiggebracht! Wahnsinn!“
    „Beim Glau x … schade, dass ich mir nicht dabei zusehen konnte.“
    Martin jubelte schallend: „Du hast es geschafft, Soren, du hast es geschafft!“
    Nun kam Otulissa in Begleitung von Ruby und Poot angeflogen und ließ das Glutstück aus ihrem Schnabel in den Sammelbehälter fallen. „Ich hab auch eins!“ Sie hielt inne und sah Soren an. Diesmal war ihre Bescheidenheit nicht gespielt, als sie sagte: „Aber das ist kein Vergleich zu deiner Leistung, Soren.“
    „O h … danke für das Kompliment, Otuliss a … das ist wirklich sehr nett von dir.“
    Otulissa senkte den Kopf und erwiderte ausnahmsweise einmal gar nichts.
    Martin blinzelte Soren zu, als wollte er sagen: „Wie lange sie das wohl durchhält?“
    Soren hielt nach Ezylryb Ausschau. Ob ihn der Brigadeführer auch bei seinem Bravourstück beobachtet hatte? Tatsächlich, da kam er mit einem leeren Glutbehälter angeflogen. Doch er gönnte Soren nur einen flüchtigen Blick, dann fing er an, die Glut umzufüllen.
    Ich versteh’s nicht, dachte Soren enttäuscht. Ich verstehe den Alten einfach nicht.
    Ezylryb schritt von einem Glutbehälter zum nächsten. Vor Soren blieb er stehen und blickte das junge Schleiereulenmännchen an. Der Glutbrocken in seinem Schnabel warf
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