Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft
Autoren: Kathryn Lasky
Vom Netzwerk:
Ellies Trillern und Pfeifen kündigte sie schon von Weitem an, kein anderer Vogel auf der Welt sang solche Lieder. Soren hörte, wie die Eulen durch die Baumkrone nach unten flogen, wo die Elster am Fuß des Baumes ihre Waren ausbreiten würde. Etliche Gehilfinnen trugen Körbe mit Ellies neuesten Waren herbei. Ihre „Kollektion“ nannten sie es.
    „Wollen wir auch runterfliegen, Eglantine?“, fragte Soren. Eglantine gab wie immer keine Antwort, stand aber auf und folgte ihrem Bruder. Das Fliegen hatte sie rasch wieder gelernt und beide segelten durch das Geäst des Baumes abwärts.
    Unten am Stamm, wo Ellie und ihre Gehilfinnen inzwischen die Auslage bestückt hatten, herrschte festliche Stimmung. Mr s Cook hatte Leckereien spendiert, Bubo stapfte auf Ellie zu und umarmte sie mit seinen großen Flügeln so stürmisch, dass die Elster beinahe umkippte. Ellie sah ganz anders aus, als Soren sie sich vorgestellt hatte. Ihr Gefieder war überwiegend schwarz, aber es war das glänzendste, schwärzeste Schwarz, das Soren jemals gesehen hatte. Dazwischen leuchteten Streifen aus weißen Federn. Sie hatte einen langen, wippenden, ebenfalls schwarzen Schwanz, der im Mondschein grünlich schimmerte. Um den Kopf hatte sie ein Tuch gewunden, was ihr ein verwegenes Aussehen verlieh. „Ich hab noch mehr Tücher dabei, meine Damen!“, krächzte sie nun. Soren traute seinen Ohren nicht. Wie konnte jemand, der beim Sprechen so misstönende Laute von sich gab wie eine Möwe, nur so wunderschön singen?
    „Nicht so schüchtern, kommt ruhig näher“, rief Ellie. „He, Bubbles“, schimpfte sie mit einer kleineren Elster, „wo sind die Funkeldinger, die ich neulich für Madame besorgt habe? Du weißt schon, welche ich meine. Samt hab ich dir auch mitgebracht“, sie nickte der Sängerin zu, „weich wie der weichste Flaum. Troddeln, schöne Troddeln! Wenn man Glasstücke dranbindet, hat man ein wunderhübsches Windspiel! Bubbles! Hol die Glasscherben her, aber dalli! Ich kann dir sagen, Boron, es ist nicht leicht, heutzutage tüchtige Arbeitskräfte aufzutreiben! Man sollte doch meinen, es sei Anreiz genug, mit Krämer-Ellie reisen zu dürfen, einer Elster, die von hier bis Tyto, von Kuneer bis Ambala bekannt und berühmt ist, aber nein! Wo hast du eigentlich deine liebe Gattin gelassen?“
    „Die ist ausgeflogen“, antwortete Boron wortkarg.
    Die unter dem Kopfputz fast verborgenen schwarzen Äuglein musterten ihn forschend, aber nur ganz kurz, dann sagte Ellie leichthin: „Ach so.“ Boron ging davon und die Elster brummelte vor sich hin: „Nein, ich stecke meinen Schnabel nicht in anderer Vögel Angelegenheiten, ich doch nicht!“
    „Ha!“ Bubo lachte schallend. „Darauf verwette ich einen Haufen Gewölle!“
    Ellie entgegnete munter: „Ach, Bubo, lass mich mit deinen Gewöllen in Ruhe! Für dich bin ich doch bloß ein Schleimpupser wie alle anderen.“
    „So eingebildet bin ich nicht, Ellie, das weißt du auch. Bei meinem Muskelmagen, ich würde dich nie mit ’ner Möwe verwechseln.“
    „Verschon mich mit deinem Muskelmagen, und dass du mich nicht mit einer Möwe verwechselst, ist ja wohl selbstverständlich. Schließlich sind wir Elstern doppelt so klug wie Möwen und zehnmal so hübsch. Natürlich nicht so hübsch wie Madame Plonk, wenn sie sich diesen hinreißenden Gobelin umlegt!“ Sie flog zu der Sängerin hinüber und legte ihr ein besticktes Stück Stoff um die schneeweißen Schultern.
    Soren spürte, wie seine kleine Schwester neben ihm zusammenfuhr. „Alles in Ordnung, Eglantine?“, fragte er.
    Wie üblich bekam er keine Antwort, aber Eglantine hatte den Kopf gewandt und beobachtete Madame Plonk, die sich in einer von Ellie angeschleppten Spiegelscherbe bewunderte.
    Die Geschwister schlenderten umher, betrachteten andere, schlichtere Stoffe, auf denen die verschiedensten Gegenstände ausgestellt waren: eine glänzende Taschenuhr, zerbrochenes Geschirr mit einem Schild: Kann wieder zusammengeklebt werden , eine Blume, die Soren nicht kannte. „Die ist nicht echt“, sagte die kleine Elster Bubbles.
    „Wi e … nicht echt?“
    „Das ist eine künstliche Blume.“
    „Und was hat man davon?“
    „Na, sie verwelkt nicht.“
    Dieser Vorzug wollte Soren nicht einleuchten. Sie gingen weiter. Soren fiel auf, dass sich Boron und Strix Struma von der fröhlichen Menge abgesondert hatten und in ernstem Gespräch beisammensaßen.
    Dann trafen sie Morgengrau, Digger und Primel. Primel hatte eine ihrer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher