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Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft
Autoren: Kathryn Lasky
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drin.“
    „Was denn?“, fragten die anderen drei Eulen im Chor.
    „Ein sterbender Kauz.“ Mr s Plithiver tauchte aus der Höhle auf, wohin sie sich während des Kampfes geflüchtet hatte. „Kommt rein. Ich glaube, er will euch etwas sagen, wenn er nicht inzwischen schon sein Leben ausgehaucht hat.“
    Die vier Eulen traten näher. Hinter einer flachen Grube, in der noch Glut schwelte, lag ein braun gefiedertes Bündel. Ein Streifenkauz. Er war allerdings kaum noch als solcher zu erkennen, denn die weißen Streifen waren blutverschmiert und sein Schnabel saß verdreht im Gesicht. „Der Luchs kann nichts dafü r …“, röchelte der Streifenkauz. „Der kam erst hier rein, als si e … als si e …“
    „Als sie was?“ Gylfie trat näher und beugte sich über den schiefen Schnabel, um das heisere Stöhnen zu verstehen.
    „Sie waren bestimmt hinter den Kampfkrallen her, nicht wahr?“ Auch Soren beugte sich zu dem Sterbenden hinunter. Hatte der Streifenkauz schwach genickt? Das Atmen fiel ihm zusehends schwerer.
    „Kamen sie aus Sankt Äggie?“, fragte Gylfie leise.
    „Schön wär’s. Nein, die hier waren noch viel, viel schlimme r … ac h …“ Der Streifenkauz stieß einen allerletzten Seufzer aus und war tot.
    Die vier Freunde wechselten einen Blinzelblick und schwiegen eine Weile. Dann wiederholte Digger fragend: „,Schön wär’s ‘ … Soll das etwa heißen, es gibt noch bösere Eulen als die von Sankt Ägolius?“
    „Das kann ich mir nicht vorstellen“, sagte Soren skeptisch.
    „Wo sind wir hier eigentlich?“, überlegte Gylfie laut. „Wir sind nicht auf einem Schlachtfeld, trotzdem liegen hier Kampfkrallen herum. Auf einem Schlachtfeld müssten noch mehr tote oder verwundete Eulen sein.“
    Sie drehten sich nach dem großen Bartkauz um. „Morgengrau?“, fragte Soren.
    Morgengrau war ausnahmsweise um eine Antwort verlegen. „Ich weiß es auch nicht. Jemand hat mir erzählt, dass es Eulen gibt, die nicht einem bestimmten Volk angehören, sondern als Einzelgänger leben. Manchmal verdingen sie sich gegen Futter als Krieger. ,Söldner‘ nennt man sie, glaube ich. Vielleicht war der Streifenkauz ja ein Söldner. Dazu würde auch passen, dass er sich ausgerechnet in den Schnabelbergen niedergelassen hat. Weil die Bäume hier nicht so groß werden, haben sie auch keine vernünftigen Höhlen zu bieten, weshalb hier kaum Eulen nisten. Ja, ich denke, der arme Bursche war ein Einzelgänger.“
    Alle betrachteten den Toten.
    „Was machen wir mit ihm?“, fragte Soren. „Wir können ihn doch nicht hier liegen lassen, bis der nächste Luchs vorbeikommt. Immerhin hat er noch versucht, uns zu warnen. ,Weg hier!‘, hat er gerufen.“
    Digger ergänzte mit schwankender Stimme: „Wobei ich nicht glaube, dass er uns vor dem Luchs warnen wollte.“
    Gylfies Stimme war ganz ruhig, als sie fragte: „Du meinst, er wollte uns vor Feinden warnen, die noch schlimmer als die Eulen aus Sankt Äggie sind?“
    Digger nickte nur.
    „Nein, wir können ihn nicht einfach liegen lassen. Er war tapfe r … und selbstlos.“ Soren sprach mit großem Nachdruck. „Er war edelmütig wie die Eulen im Großen Ga’Hoole-Baum, auch wenn er lieber für sich allein blieb.“
    Morgengrau trat zu dem Toten. „Ich stimme Soren zu. Der Streifenkauz war ein ganzer Kerl. Ich möchte auch nicht, dass irgendwelche dreckigen Aasfresser über ihn herfallen. Selbst wenn kein Luchs herfindet, die Krähen entdecken ihn bestimmt, und wenn die ihn nicht aufstöbern, dann sind es die Geier.“
    „Was schlägst du vor?“, fragte Digger.
    „Manche Eulen bestatten ihre Verstorbenen in hoch gelegenen Baumhöhlen. Eine Flecken-Kreischeule in Ambala, bei der ich eine Zeit lang gelebt habe, hat mir erzählt, dass ihre Familie es mit der verstorbenen Großmutter so gemacht hat.“
    Gylfie wandte ein: „Du hast doch eben selber gesagt, dass es in den Schnabelbergen kaum Baumhöhlen gibt.“
    Soren sah sich um. „Als o … der Streifenkauz hat in dieser Höhle gewohnt. Das sieht man an den Gewöllen vor dem Eingang, außerdem liegen dort drüben ein Vorrat an Nüssen und da hinten eine frisch geschlagene Wühlmaus, wahrscheinlich seine nächste Mahlzeit. Darum würde ich vorschlagen, dass wi r …“
    „In der Höhle kann er nicht bleiben“, fiel ihm Gylfie energisch ins Wort. „Auch wenn er hier gewohnt hat. Der nächste Luchs kann jederzeit vorbeikommen.“
    „Trotzdem hat Soren Recht“, mischte sich Digger wieder ein. „In dieser
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