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Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft

Titel: Die Legende der Wächter 2: Die Wanderschaft
Autoren: Kathryn Lasky
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Lobgesang auf sich selbst anstimmen und dabei mit Schnabel und Krallen auf einen unsichtbaren Gegner eindreschen. Sein mächtiger Schatten huschte über die Wände der Baumhöhle und er begann mit dröhnender Bassstimme zu singen:
    Nehmt euch in Acht,
Ihr Gesindel der Nacht,
Gleich wird euch der Garaus gemacht!
Hier kommen Morgengrau, Digger,
Gylfie und Sore n –
Gebt auf, ihr Feiglinge, ihr seid verloren.
Vor Morgengraus Biss,
Da habt ihr Schiss,
Dass er euch packt
Und zerhackt.
Denn Morgengrau und sein Magen,
Die zwei sind nicht zu schlage n –
Und euch geht’s an den Kragen!
    Zac k – zack! Morgengrau machte einen Ausfall mit der rechten Kralle und tänzelte durch die Höhle. Gylfie, die kleinste unter den vier Freunden, musste aufpassen, dass sie nicht umgefegt wurde. Schließlich beruhigte sich der Bartkauz, tappte in einen Winkel und ließ sich dort nieder.
    „Hast du jetzt alles rausgelassen, Morgengrau?“, erkundigte sich Gylfie.
    „Was denn? Was soll ich rauslassen?“
    „Na, deine Aggressionen.“
    „Kleine Eule, großes Schnabelwerk“, erwiderte Morgengrau mit einem verächtlichen Kehllaut. Die Elfenkäuzin drückte sich gern gewählt aus und das ging ihm auf die Nerven.
    Mr s P. mischte sich ein. „Nun, meine Lieben, wir wollen uns doch nicht streiten. Gylfie, ich finde es angesichts von Eulen, die ihre Artgenossen auffressen, nur allzu verständlich, wenn man aus der Fassung gerät oder Aggressionen gegenüber den Tätern entwickelt.“
    „So, wie Sie das sagen, klingt es gleich viel besser, Mr s P.!“, entgegnete Morgengrau anerkennend, dabei hatte sich die alte Nesthälterin genauso gewählt ausgedrückt wie die Elfenkäuzin.
    Soren beteiligte sich nicht an dem Wortwechsel. Er überlegte immer noch, wie es im Großen Ga’Hoole-Baum zugehen mochte. Wie würden die vornehmen Eulen dort wohl auf Morgengrau reagieren, der so direkt, ja manchmal richtig grob war, dabei aber unerschütterlich auf der Seite des Guten stand? Auf jemanden, der oft unbeherrscht war, dabei aber der treueste Freund, den man sich wünschen konnte?

Weg hier!

    Beim ersten Dunkel verließen sie die Baumhöhle in der Tanne und flogen weiter. Es war eine stürmische Nacht, Wolkenfetzen jagten über den Himmel. Der Wald unter ihnen war so dicht, dass sie knapp über den Baumkronen fliegen mussten, um den Fluss nicht aus den Augen zu verlieren. An manchen Stellen war der Hoole hier so schmal, dass sie nur einen dünnen, glitzernden Streifen sahen.
    Schließlich lichtete sich der Wald. Morgengrau erklärte ihnen, dass sie jetzt über die Schnabelberge flogen. Wenig später verloren sie doch die Spur des Hoole, dafür tauchten viele kleinere Flüsse und Seitenarme auf. Das bereitete ihnen natürlich Sorgen, aber jetzt war keine Zeit zum Grübeln. Denn Sorgen, das spürte jeder Einzelne von ihnen in seinem Muskelmagen, Sorgen waren womöglich so ansteckend wie eine Krankhei t – Grauschuppen oder Schnabelfäule. Wie vielen trügerischen Rinnsalen, Bächen, sogar Flüssen waren sie nun schon gefolgt, nur um jedes Mal enttäuscht zu werden?
    Endlich rief Digger: „Ich sehe was!“ Ihre Mägen hüpften voller Vorfreude. „Ich sehe etwas Weißliche s … nein, etwas Gräuliches.“
    „,…liches‘? Was beim Glaux soll ,…liches‘ bedeuten?“, fragte Morgengrau ungeduldig.
    „Das bedeutet“, entgegnete Gylfie mit ihrer hohen, klaren Stimme, „dass etwas nicht ganz weiß, aber auch nicht ganz grau ist.“
    „Ich seh mal nach. Ihr behaltet unsere Formation solange bei.“ Der stattliche Bartkauz ging unvermittelt in den Sturzflug, war aber kurz darauf wieder da. „Soll ich euch verraten, warum das, was Digger gesehen hat, nicht ganz weiß und nicht ganz grau ist?“ Morgengrau wartete die Antwort nicht ab, sondern fuhr fort: „Weil es Rauch war.“
    „Rauch?“, fragten die drei anderen verständnislos.
    „Wisst ihr etwa nicht, was Rauch ist?“ Morgengrau ermahnte sich im Stillen, Nachsicht mit seinen drei Gefährten zu haben. Schließlich hatten sie noch längst nicht so viel gesehen und erlebt wie er selbst.
    „Na ja“, sagte Soren jetzt zögerlich, „nicht direkt. Meinst du damit, dass der Wald brennt? Von Waldbränden hab ich schon mal gehört.“
    „Nein, nein, ein Waldbrand ist das nicht. Für einen echten Waldbrand sind die Wälder hier in den Schnabelbergen zu kümmerlich. Die Bäume stehen zu weit auseinander und sind zu mickrig, um richtig Feuer zu fangen.“
    „Dann kann es sich nur um
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