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Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller
Autoren: Richard Doetsch
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aus dem Wasser. Ohne auch nur eine Sekunde stehen zu bleiben, sprang er in das Boot. Er dankte Gott; da das hier eine private Anlegestelle war, steckte der Schlüssel im Zündschloss. Er drehte ihn und drückte auf Start. Der Motor stotterte und hustete und starb fast ab, doch dann kam plötzlich Leben hinein, und er begann zu singen.
    Michael blickte über das Wasser und sah, dass das andere Begleitboot nicht auf das Boot zusteuerte, das die Männer zum Schloss gebracht hatte, sondern auf die Luxusjacht, und die hatte es fast schon erreicht.
    Michael drehte sein Boot Richtung Meer und drückte den Gashebel bis zum Anschlag durch. Das Boot jagte über die Wogen, schoss mit dem Bug hoch und schlug im nächsten Moment hart auf der nächsten Welle auf. Es war wie eine Skiabfahrt über eine buckelige Piste, und seine Knochen wurden bei jeder Welle durchgeschüttelt. Michael hatte nicht die leiseste Ahnung, was er tun sollte. Er wusste, dass die Männer den Umschlag und die Geheimschatulle aus dem Tresor genommen hatten, aber sie hatten außerdem den Mann entführt und seine Familie ermordet.
    Als er wieder aufblickte, zogen die sechs Männer den alten Mann auf seine Jacht, und Michael erkannte, dass sie, wenn sie gefunden hätten, was sie suchten, jetzt schon verschwunden wären und den Mann zusammen mit den vier anderen Menschen getötet hätten. Als er sich der Jacht weiter näherte, beleuchtete deren Achterlicht das tosende Meer und den Namen, der in großen goldenen Buchstaben auf das Heck der Jacht gemalt war: Gentlemen’s Den … Und Michael verstand.
    Als er der Sunseeker nah genug war, schaltete Michael den Motor ab und ließ sich vom Schwung seines Bootes zum Rand der Jacht tragen. Er ließ sich ins Wasser gleiten und schwamm um das Heck der Jacht herum, wobei ihn die hohen Wellen auf und nieder warfen. Das Begleitboot der Kidnapper war an der Backbordseite festgemacht, und die Fender des Bootes quietschten, als sie gegen das größere Boot getrieben wurden.
    Michael bekam die auf und ab wogende Jacht zu fassen und kletterte langsam auf die Schwimmplattform. Er schaute sich um. Die Jacht war viel größer, als Michael vom Ufer aus gedacht hatte. Mit drei Zwischendecks über dem Wasser war sie fast zehn Meter hoch und im wahrsten Sinne des Wortes eine Meeresvilla. Den glänzenden weißen Rumpf zierten Messingarmaturen und Teakholzgeländer, und sie trotzte den wogenden Wellen wesentlich besser als das schwächliche Bötchen, das ihn hergebracht hatte.
    Er stieg drei Stufen hinauf, hielt sich im Dunkeln und spähte in den Hauptsalon, einen luxuriösen Wohnraum, der ganz mit weißen Möbeln eingerichtet war – die Sofas, die Sessel und die Lederstühle, sogar der große Flügel in der Ecke war weiß. Die schweren schalldichten Glastüren waren fest zugezogen.
    Der alte Mann war in der Mitte des Raums auf einem Stuhl festgebunden, und sein Gesicht war voller Blut und tränenüberströmt, aus seinen Augen schrie der Schmerz. Fünf Männer standen im Raum, und der Mann, der hier offenbar das Sagen hatte, hockte vor dem Gefangenen auf dem Boden. Er hatte sich die dunklen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, der über die maßgeschneiderte Anzugjacke fiel.
    Drei der Männer hatten eine Pistole in der Hand, während der vierte eine edel glänzende Schwertscheide hielt, aus der ein schwarzer Lederknauf ragte. Das Gesicht des Anführers konnte Michael zwar nicht sehen, wohl aber die Gesichter der anderen, und deshalb gab es für ihn keinen Zweifel, dass er eine Gruppe der asiatischen Mafia vor sich hatte: Yakuza, Triade, Tong oder Bangkok-Mafia.
    Als Michael sich den Mann mit dem Pferdeschwanz genauer ansah, wusste er, dass er es gewesen war, der die Familie des alten Mannes auf dem Stuhl ermordet hatte, und dass er, sobald er das hatte, weswegen er hergekommen war, dasselbe Schwert bei diesem Mann zum Einsatz bringen würde. Der alte Mann wehrte sich gegen seine Fesseln, riss mit den Armen an dem Seil, obwohl das völlig sinnlos war. Seine von Höllenqualen gezeichneten Gesichtszüge und die Tränen in seinen Augen wurden nicht von den körperlichen Schmerzen verursacht, sondern von der Brutalität, mit der man sein Herz gefoltert hatte.
    Der Mann mit dem Pferdeschwanz hielt eine dunkelrot lackierte Schatulle hoch und wog sie in den Händen. Einen Moment lang erhaschte Michael einen Blick auf einen furchterregenden Drachen, der mit einem Tiger kämpfte, ein Symbol, das in den Deckel geschnitzt war, und
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