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Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller
Autoren: Richard Doetsch
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Tage.«
    Abrupt setzte KC sich auf. »Was will er?«
    Michael starrte sie an, bastelte sich seine Antwort zurecht, denn er wusste, dass er die ganz präzise formulieren musste; sein Gesicht war ein Wahrheitsbarometer, das KC sogar im dunklen Schlafzimmer lesen konnte. »Er wollte mich nur kurz sehen und hatte ein paar Fragen, die mit meiner Firma zu tun hatten.«
    KC griff nach oben und schaltete das Licht ein. Michael setzte sich ebenfalls auf und starrte sie an. Er hatte es von Anfang an geliebt, wie ihr die langen blonden Haare nach dem Sex ins Gesicht fielen.
    »Versuch es gar nicht erst«, meinte KC.
    »Tu ich nicht …«, gab Michael lachend zurück.
    »Was will er wirklich?«
    Eine Weile sah Michael sie mit festem Blick an, dann gab er nach. Er erzählte ihr, dass Simon ihn um einen einfachen Diebstahl gebeten hatte, bei dem aus einem Privathaus in Italien ein Briefumschlag mit einem dreiseitigen Dokument entwendet werden sollte und eine Geheimschatulle.«
    »Aber du hast ihn abblitzen lassen, oder?«
    »Natürlich habe ich abgelehnt.«
    »Michael, wir haben uns etwas gelobt. Wir haben uns geeinigt –«
    »Das stimmt. Wir haben uns geeinigt«, wiederholte Michael und sah ihr fest in die Augen. »Sollte er also an dich herantreten – ich habe ihm gesagt, dass er sich bloß nicht einfallen lassen soll, dich zu fragen, aber ich weiß, dass er es trotzdem tun wird –, bist du gut beraten, ihm die gleiche Antwort zu geben.«
    »Glaubst du etwa, ich –«
    »KC, ich kenne dich doch, und verzeih mir bitte, wenn ich das sage, aber ich wäre nicht überrascht, wenn du abzischen und die Sache hinter meinem Rücken eben durchziehen würdest.«
    KC lächelte ihr Sie-sind-ein-freier-Mann-Lächeln, dem Michael nie widerstehen konnte. Doch er hatte nicht vor, zuzusehen, wie sie sich in Gefahr begab.
    »KC …«
    »Ich habe dir etwas gelobt, Michael, ich habe dir mein Wort gegeben«, sagte KC und küsste ihn sanft auf die Lippen.
    Italien
    Michael rannte die Treppe in dem Schloss hinauf, während sich der Anblick der drei Frauen und des Kindes, der Anblick ihrer enthaupteten Körper, in sein Hirn brannte. Er raste durch den Flur im zweiten Stock und zurück in das Arbeitszimmer. Er öffnete den Barschrank, griff mit der Hand in den Tresor und schnappte sich die Sig Sauer. Er warf das Magazin aus, überprüfte, wie viele Kugeln noch darin waren, und steckte sie in seinen Hosenbund. Dann rannte er zum Fenster. Er hob das zweite Seil vom Boden auf, schlang es um den dicken Knauf der Schranktür und warf die ganzen siebzig Meter Seil aus dem Fenster. Er machte sich daran fest und sprang aus dem Fenster, ließ sich an der Seitenfassade des Schlosses hinunter, wobei sein Blick hin und her jagte zwischen dem Meer unter ihm und den sechs Männern am Kai, die den alten Mann in das Begleitboot gestoßen hatten und gerade ablegten.
    Michael schwang sich an den Steinmauern des Schlosses und an der Klippenwand hinunter, seine Hände brannten von der Reibung des Seils, und seine Füße stießen immer wieder gegen den schroffen Fels. Tiefer und tiefer stürzte er. Als er das Wasser fast erreicht hatte, verlangsamte er seine Fallgeschwindigkeit und stoppte den Fall. Der Kai befand sich fünfundzwanzig Meter links von ihm.
    Michael lehnte sich nach hinten, stemmte sich mit den Füßen gegen die Wand, hielt sich fast in der Waagrechten und begann dann, sich Richtung Kai an der Wand entlangzutippen. Es war ein bizarrer Anblick, wie er sich da über die Felswand arbeitete, sich mit kraxelnden Fußbewegungen langsam aufwärtsplagte, bis er keinen Zentimeter mehr weiter kam. Er drehte sich und fing an, in die andere Richtung zu rennen, wobei sein Schwung durch die Abwärtsbewegung größer wurde. So rannte er nach rechts über die Wand, bis die Schwerkraft ihn einmal mehr ausbremste. Er wechselte die Richtung, und dieses Mal rannte er mit größerer Geschwindigkeit, wurde immer schneller bei seinem Sprint über die Felswand, und als er dieses Mal den größten Schwung hatte, löste er sich von seinem Gurtzeug und ließ sich in die stürmische Brandung fallen, die fünf Meter unter ihm toste.
    Er stürzte in das eisige Wasser und schwamm so schnell er konnte gegen die Strömung und gegen die Wellen, entschlossen, sich nicht gegen die Felsen schmettern zu lassen. Bis zum Kai waren es nur fünfzehn Meter, doch waren es gefühlte anderthalb Kilometer, die er durch das Meer schwimmen musste. Endlich erreichte er die Kaimauer und zog sich daran hoch
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