Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller
Autoren: Richard Doetsch
Vom Netzwerk:
aus der Hosentasche und setzte sie über seine hellbraune Haarmähne. In seinen blaugrauen Augen trug er braune Kontaktlinsen, und auf die Wangen hatte er sich schwarze Farbe geschmiert, wie Footballspieler sie als Blendschutz unter den Augen auftrugen. Es war nur eine primitive Vermummung, doch sie würde ihm die Wachhunde vom Leib halten, falls sein Bild von einer Überwachungskamera erfasst wurde.
    Michael schaute ein letztes Mal hinunter auf das Meer, dann sprang er vom Dach. Er fiel durch die kühle Luft, ließ sich lautlos an dem Kernmantelseil fünfundzwanzig Meter in die Tiefe gleiten. Dann verringerte er den Druck auf den Petzl-Abseilachter und verlangsamte damit automatisch seine Fallgeschwindigkeit, bis er an ein großes Doppelfenster in der Mitte der gewaltigen Steinmauer kam. Einen Moment lang hing er einfach nur da, blickte hinunter auf die tosenden Wellen, deren Gischt siebzig Meter unter ihm leuchtete. Ein schöner Tod würde das nicht sein, wenn er hier abstürzte. Er zog ein Messer aus seinem Hosenbund, fuhr mit der Klinge am Fensterrahmen entlang, und mit einer schnellen, kraftvollen Bewegung hob er den Riegel des Bleiglasfensters.
    Das Schloss war mit einer beeindruckenden Alarmanlage ausgestattet. Dass es die wirklich gab, hatte er sich vierundzwanzig Stunden zuvor von demjenigen bestätigen lassen, der sie eingebaut hatte, einem Mann aus Neapel, der bereitwillig mit einem Kollegen aus der Branche über seine Arbeit plauderte. Michael hatte in New York drei ähnliche Systeme installiert und wusste, dass es bis jetzt noch niemandem gelungen war, sie erfolgreich zu umgehen. Und er wusste auch, dass der Besitzer dieser Anlage hier darauf verzichtet hatte, viel Geld auszugeben und die Kabel und Leitungen durch den Teil der Steinfassade an den hinteren Fenstern zu führen, die zum Meer hinauszeigten. Michael verstand durchaus, was ihn dazu bewogen hatte. Wer sollte je auf die Idee kommen, an der steilen Wand hinaufzuklettern, und dabei das Risiko eingehen, auf die Felsen darunter in den Tod zu stürzen?
    Michael schlüpfte durch das Fenster in ein Arbeitszimmer, einen gemütlich wirkenden, schwach beleuchteten Raum mit mahagonigetäfelten Wänden und einem Steinkamin, in dem ein Feuer knisterte. Ein schwerer antiker Schreibtisch füllte eine Ecke des Raums, und tiefe Ohrensessel mit hoher Rückenlehne standen gegenüber den flackernden Holzscheiten. Die Regale waren vollgestellt mit antiken Büchern und religiösen Artefakten. Michael erkannte das Gemälde über dem Kaminsims; es bestätigte die Gerüchte, die ihm über die zweifelhafte Seriosität des Schlossbesitzers und dessen Faible für das Unerreichbare zu Ohren gekommen waren. Vor zwölf Jahren war Picassos Portrait von Dora Maar bei einer Auktion für 23 Millionen Dollar verkauft worden, war aber nur eine Woche an Bord der Jacht des neureichen Internetmoguls gewesen. Dann war es bei Nacht und Nebel verschwunden. Michael erwog einen Moment, es seinem rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben und dafür die Belohnung in Höhe von einer Million zu kassieren, nur war das ja nicht der Grund, warum er hier war.
    Er drehte sich um und verriegelte die schwere Kassettentür des Arbeitszimmers.
    Der Sicherheitsexperte in Neapel war ausgesprochen mitteilsam gewesen, sodass Michael sich jetzt in das System hacken und das gesamte Überwachungssystem des Schlosses lahmlegen konnte. Außer den Alarmanlagen und Kameras für den Eingangsbereich gab es drei Tresore: einen Waffentresor für die Garage und zwei Helix-09-Tresore. Einer davon stand im Arbeitszimmer im zweiten Stock, ganz am Ende des Raums in der Rückwand eines kleinen Schranks mit einer Bar, hinter ein paar Kisten mit achtzehn Jahre altem Macallan Scotch; der andere befand sich im Foyer des Salons, dem sogenannten Gentlemen’s Den , unter der Bar. Michael wusste zwar nicht, wo das Gentlemen’s Den war, hatte aber gehört, dass es sich dabei um eine Bar handelte, die nicht weit vom Schloss entfernt lag. Den Helix-09-Tresor kannte er gut: sein modernes Design, sein elektronisches Zahlenschloss. Und er wusste auch, wie man die Sperre aufhob, falls der Besitzer den Code vergaß, was zwei Dritteln der Leute passierte, die sich so ein Teil zulegten.
    Doch als Michael die Tür des Barschranks öffnete, blieb ihm fast das Herz stehen. Die Kisten mit dem Scotch waren bereits zur Seite geschoben worden, die Tresortür stand weit offen, und die Innenbeleuchtung ließ die Diamantarmbänder und die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher