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Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller
Autoren: Richard Doetsch
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Diamanthalsketten und die kostbaren Ringe mit den Edelsteinen glitzern, die dort in schwarzen, mit Samt ausgekleideten Kästen lagen. Außerdem lagen eine Sig Sauer und ein verblasstes Schwarz-Weiß-Foto in einem alten Holzrahmen darin, das ein kleines Kind zeigte. Das war alles. Keine Papiere, kein Umschlag mit einem Familienwappen, keine kleine rote chinesische Geheimschatulle. Nichts von alledem, was er hier hätte finden sollen.
    Michael hörte auf, in den Barschrank zu starren. Es war totenstill im Haus, und das gab ihm zu denken. Das Treffen war für einundzwanzig Uhr geplant gewesen. Er hatte die Männer ankommen sehen, und er konnte riechen, dass irgendwo im Haus Essen gekocht wurde.
    Plötzlich drang Stimmengewirr durch das offene Fenster; draußen herrschte Aufregung. Als er hinausschaute, sah er, wie sich die sechs Männer unten auf dem Kai um einen siebten Mann scharten und ihn herumstießen. Der Mann in der Mitte sah älter aus als die anderen, war körperlich gebrechlich, und der Buckel auf seinem Rücken zeugte von seinem fortgeschrittenen Alter. Seine Schmerzensschreie waren so laut, dass Michael sie trotz der tosenden Brandung deutlich hören konnte.
    Obwohl sein Bauchgefühl ihm klar davon abriet, sperrte Michael die Tür des Arbeitszimmers auf und öffnete sie. Er trat in ein dunkel getäfeltes Treppenhaus mit handgeschnitztem Geländer und mit Perserteppichen, das regelrecht feudal wirkte. Der Gang war mindestens dreißig Meter lang und lief links auf vier Türen zu, die alle geschlossen waren, während man rechts in die riesige Eingangshalle hinunterblickte, die mit hochmodernen Möbeln ausgestattet war, die einen scharfen Kontrast zu dem jahrhundertealten Schloss bildeten. Michael spitzte die Ohren und lauschte, doch es war totenstill.
    Er ließ den Blick schweifen, orientierte sich und merkte sich jeden Ausgang, durch den er möglicherweise verschwinden konnte. Und als er über das Geländer spähte, sah er etwas, was ihm neuerlich zu denken gab, denn ihm fiel auf, dass unter dem Sofa in der Eingangshalle etwas herausragte. Er lief die Treppe hinunter, um sich zu vergewissern, ob sich seine Befürchtungen bewahrheiten würden.
    Michael hatte keine Pistole dabei – er hasste die Dinger –, nur das Messer in seinem Hosenbund. Damit konnte er zwar umgehen, doch es hatte keine magischen Kräfte; falls ihm jemand auflauerte, würde es keinen Schutz bieten. Ihm fiel die Sig Sauer ein, die er im Tresor gesehen hatte, doch jetzt war es zu spät, noch einmal zurückzugehen und sie zu holen.
    Als er den Steinboden der riesigen Eingangshalle betrat, fiel sein Blick auf den Fuß, den er von oben gesehen hatte, und als er den nächsten Schritt wagte, konnte er auch die anderen Leichen sehen.
    Die Galle schoss ihm in den Hals, und sein Herz begann wie wild zu hämmern. Obwohl er darauf gefasst war, mit dem Tod konfrontiert zu werden, hatte er das hier nicht erwartet. Und er konnte nicht umhin, sich vorzustellen, dass es KC war, die dort lag, und das erfüllte ihn mit Furcht. Und mit Wut.
    Die drei Frauen, die vor ihm lagen, waren unterschiedlich alt, zwei vermutlich Mitte zwanzig, eine erheblich älter. Und das Kind … das Kind war mit Sicherheit noch keine fünf.
    Alle vier Leichen, die drei Frauen und das Kind, waren enthauptet worden, und die Köpfe lagen in einer Blutlache neben dem Körper.
    ZWEI TAGE VORHER
    »Auf gar keinen Fall«, sagte Michael.
    »Du weißt doch noch gar nicht, worum ich dich bitten will«, erwiderte Simon und strich sich die schwarzen Haare aus der Stirn. Dann erhob er sich von seinem Barhocker, streckte sich durch, weil sein Körper nach dem langen Flug von Rom immer noch ganz steif war, und ging zurück zum Billardtisch.
    »Das brauche ich auch gar nicht zu wissen, denn du weißt, dass ich es nicht tun kann.«
    Simon nickte.
    Sie waren in Paul Buschs Privatloft im Dachgeschoss seines Restaurants und seiner Bar Valhalla . Das Loft war Pauls persönliches Refugium, das seine Ehefrau Jeannie liebevoll seine Männerhöhle nannte: ein paar große abgenutzte Sofas und Sessel zusammen mit einem Flipperautomaten, einem Billardtisch und einer Dartscheibe. Monday Night Football flimmerte über den Bildschirm des überdimensional großen Fernsehers, der am anderen Ende des Raums an der Wand hing, und Busch selbst stand hinter der kleinen Bar und stellte gerade neue Alkoholvorräte in die Regale.
    Das Restaurant, das Busch drei Jahre zuvor eröffnet hatte, nachdem er seinen Dienst bei der
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