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Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)
Autoren: Torsten Thiele
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krümmen. Nun, der Großwesir hat sich zu einem längeren Ausflug in die Einöde entschlossen, aber dies wisst Ihr sicher schon. Mein Auftraggeber möchte, dass Ihr ihn begleitet. Es ist eine beschwerliche Reise. Mit Euren vielfältigen Fähigkeiten erhöht Ihr seine Überlebenschancen. Nehmt es einfach als einen Auftrag, den Ihr nicht ablehnen könnt. Eure Frau und die beiden Mädchen – so goldige Kinder hätte ich Euch nicht zugetraut – warten bereits am großen Fahrstuhl auf Euch“, antwortete der Mann.
    Esrin hasste die Einöde. Nach seinem kleinen, unfreiwilligen Ausflug dorthin hatte er sich geschworen, nie wieder auch nur in die Nähe des großen Fahrstuhls zu treten. Würde der Mann ihn einfach töten, wenn er ihn angriff? Ein schneller Tod und die Einöde bliebe ihm ersparen. Esrin tastete bereits nach seinem Messer. Zwei weitere Männer, die unweit aus den Schatten der Bäume traten, bereiteten Esrins Plänen ein jähes Ende. Drei Männer konnten Esrin gefahrlos überwältigen. Sie würden ihn wahrscheinlich grün und blau schlagen, töten würden sie ihn aber nicht. Besser er kam freiwillig mit. Für die Einöde brauchte er seine ganze Kraft.
    ***
    „Du hast ihn einfach umbringen lassen“, schrie Nomo unter Tränen.
    „Du trauerst um einen kleinen Dieb?“, fragte der König erstaunt.
    „Der ‚Kleine Dieb‘ hat mir geholfen. Ohne ihn wäre ich vielleicht in der Einöde verdurstet. Oder dieser Esrin hätte mich an einen noch schlimmeren Ort verschleppt. Ich habe Kex versprochen, ihm zu helfen. Und du hast ihn einfach töten lassen“, entgegnete Nomo.
    „Kirai hätte ihm ein Geständnis abgepresst, ihn gegen deinen Onkel eingesetzt. Das konnte ich nicht zulassen. Außerdem wäre er sowieso gestorben, alle an der Entführung Beteiligten sind zum Tode verurteilt. Zumindest hatte er einen schnellen Tod. Es hat ihm auch Kirais Verhöre erspart“, verteidigte sich der König.
    „Wie kannst du so über ein Menschenleben urteilen. Onkel Houst hat mich entführt. Er hat es vor dem Tribunal zugegeben. Welche Rolle hätte Kex Aussage da eigentlich gespielt? Sie hätte nichts geändert! Nichts! Außerdem hatte ich ihn schon befreit. Kex wäre einfach aus dem Palast geflohen, aus der Stadt. Sein Tod war sinnlos“, widersprach Nomo.
    „Deshalb warst du also im Kerker. Du bist nicht einfach nur vor deiner Mutter und den Leibwächtern davongelaufen. Ich gebe zu, ich habe dich unterschätzt. Aber das war ziemlich kindisch von dir. Du hättest dich, deinen Onkel und sogar mich damit in große Schwierigkeiten bringen können. Warum hast du dich nicht einfach an mich gewandt, wenn der junge Mann dir derart viel bedeutet? Dann hätte ich vielleicht eine andere Lösung gewählt“, tadelte der König.
    „Die Schwierigkeiten von Onkel Houst sind mir egal. Wegen ihm ist Kex jetzt tot“, erwiderte Nomo.
    „So solltest du nicht über deinen Onkel sprechen. Die Entführung war vielleicht ein Fehler, aber sie sollte dich vor den Angriffen anderer Beseelter schützen“, sagte der König.
    „Und du glaubst ihm das? Dass er mich ohne mein Wissen und gegen meinen Willen in die Einöde verschleppt, um mich zu beschützen?“, wollte Nomo wissen.
    „Nomo, sei nicht ungerecht. Was bei deiner Entführung, was in der Einöde passiert ist, konnte dein Onkel nicht wissen. Er hat diesen Ort nicht ausgesucht, er wusste ja nicht einmal, wo dich Esrin versteckt hielt“, sagte der König.
    „Und Kex umzubringen war gerecht?“, fragte Nomo.
    „Manchmal muss man Entscheidungen treffen, die man später bereut …“, begann der König.
    „Das hat Onkel Houst auch schon gesagt. Ihr behandelt mich immer noch wie ein Kind. Ich hasse euch!“, schrie Nomo und rannte heulend davon.
    ***
    Lebell legte ihr Buch zur Seite und wanderte, eine Tasse Kaffee in der Hand, hinaus auf die Terrasse. Sie hatte bisher kaum zwei Seiten gelesen, den Inhalt gar nicht erfasst. Irgendwie fand sie heute keine Ruhe. Ihre Gedanken kreisten um Houst. Morgen würde er in die Einöde hinab fahren. Eigentlich sollte die Zeit, in der ihr Housts Schicksal nahe ging, längst vorbei sein. Er hatte sie belogen. Er hatte sie verkauft. Es geschah ihm recht. Doch dann dachte sie wieder an ihr Gespräch mit Pelli. Lebell hatte einige Nachforschungen betrieben, zu einem großen Teil bestätigten sie Pellis Worte. Houst hatte mehr als einmal im Hintergrund die Fäden gezogen, damit sie und Nomo ein relativ behütetes Leben führten. Natürlich entschuldigte es
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