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Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)
Autoren: Torsten Thiele
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zurückzuholen sei. Doch er verwarf den Gedanken so schnell, wie er ihm eingefallen war. Dies würde sein dickköpfiger Bruder niemals zulassen. Eher wird die Einöde zum Ozean.
    „Mein Bruder ist zäh, er wird überleben“, sagte der König.
    „Niemand kann in der Einöde leben“, entgegnete der Mann.
    „Die Verdammten können“, widersprach der König.
    „Das sind doch nur Legenden. Ist jemals einer aus der Einöde zurückgekehrt? Konnte jemand von diesen Verdammten berichten? Ich kenne niemanden. Die Bruderkriege sind so lange her, dass sich hier niemand mehr daran erinnert. Selbst das Gesetz aus jener Zeit geriet in Vergessenheit. Wie könnten jene die damals in die Einöde verbannt wurden, heute noch leben. Diejenigen die die Kriege gewannen weilen schließlich auch nicht mehr unter uns“, scherzte der Mann.
    „Aber wir, die Nachfahren sind am Leben. Was spricht dagegen, dass die Nachfahren der Verbannten heute noch leben?“, sagte der König.
    „Die brennende Sonne, der staubtrockene Boden, das fehlende Wasser … Es gibt viele Dinge die dagegen sprechen“, erwiderte der Mann.
    „Und dennoch, es ist ein Funken Hoffnung, den ich nicht bereit bin aufzugeben. Ihr werdet dafür sorgen, dass mein Bruder in der Einöde nicht allein ist. Er braucht fähige Männer, die ihn begleiten“, sagte der König.
    „Ihr dachtet dabei hoffentlich nicht an mich“, entgegnete der Mann.
    „Wie könnte ich Euch hier in der Stadt entbehren? Ich muss schon meinen Bruder ersetzen. Nein, ich dachte eher an erfahrene Wanderer, die Betreiber einer Karawane vielleicht“, schlug der König vor.
    „Ich kenne keinen Händler der dumm genug wäre, sich darauf einzulassen“, sagte der Mann.
    „Ihr gebt zu schnell auf! Versprecht ihnen die unsagbaren Schätze der Alten. Macht das Ganze zu einer riskanten, aber lohnenswerten Expedition. Euch fällt schon etwas ein. Mein Bruder wird in wenigen Tagen aufbrechen. Stellt sicher, dass seine Begleiter am Fuße der Klippe bereitstehen“, befahl der König.
    „Ich werde mein bestes geben, verspreche jedoch nichts“, antwortete der Mann und ging zur Tür.
    „Ach, und sorgt dafür, dass dieser Esrin mit samt seiner Familie unter den Begleitern ist. Schließlich hat er uns den ganzen Schlamassel eingebrockt. Er soll nicht ungestraft davonkommen“, rief der König dem Mann noch nach.
    ***
    Der Bote blickte Teils irritiert, Teils belustigt auf die beiden Leibwächter an Nomos Seite. Anscheinend war er es nicht gewohnt, von bewaffneten Männern begleitet zu werden. Sein Meister, Hem, hatte ihn nach Nomo geschickt, sie sollte zu ihm kommen. Die Prinzessin war dazu nur allzu bereit. Auch dies irritierte den Boten sichtlich. Sonst schlichen die Gerufenen mehr oder minder ängstlich hinter ihm her. Nomo hingegen freute sich sogar auf das Treffen, so schien es. Der Bote konnte ihrem Schritttempo kaum folgen.
    Die schlichte Einrichtung von Hems Wohnstatt schockierte Nomo geradezu. Sie hatte eine etwas extravagantere, vor allem wesentlich größere Bleibe erwartet. Ein Gutes hatte die Sache allerdings, der Platz reichte nicht für Nomos Leibwächter. Sie mussten vor der Tür Stellung beziehen. So konnte sie ungestört mit Hem sprechen. Nicht jeder – und schon gar nicht ihre Mutter, die Kirai derart vergötterte – musste von ihrer Suche nach Kex erfahren. Kaum hatte Nomo die Tür hinter sich geschlossen, öffnete Hem seinen Schrank und zog die Kleider beiseite. Dies gab den Weg in eine noch kleinere, fensterlose Kammer frei. Ein Tisch, auf dem eine Kerze flackerte und zwei bequeme Sessel waren die einzige Einrichtung. Mehr hätte auch kaum hineingepasst.
    „Nach Euch Prinzessin“, sagte Hem.
    Nomo lugte erst einmal vorsichtig in die Kammer, bevor sie eintrat. Hem folgte ihr, schob hinter sich ein Regal vor den Ausgang.
    „Ihr entschuldigt die Enge, Prinzessin, aber hier sind wir vor neugierigen Ohren sicher“, sagte er, „Eine berufliche Angewohnheit. Ein Glas Wein?“
    „Wenn er nicht vergiftet ist“, sagte Nomo.
    „Ihr glaubt doch nicht etwa den Schauergeschichten, die über mich erzählt werden?“, fragte Hem, während er Wein in zwei Becher goss.
    „Nein … Zumindest nicht allen“, antwortete Nomo und nahm ihren Becher entgegen.
    Sie wartete aber noch, bis Hem trank, bevor sie selbst an dem Wein nippte. Der Wein schmeckte vorzüglich.
    „Leider habe ich keine guten Neuigkeiten für Euch. Euer Freund, Kex, ist tot“, sagte Hem.
    Nomo verschluckte sich vor Schreck und
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