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Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)
Autoren: Torsten Thiele
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stolz den Kopf gen Himmel und hob gönnerhaft die rechte Hand. Er war eingebildet!
    Zwar war die Stadt die größte Siedlung weit und breit, Nomo erschien sie das Zentrum der Welt, verglichen mit den Städten der Alten aus den Legenden, hieß es, sei sie nur ein mickriges Dorf. So dauerte es lediglich eine Viertelstunde, bis sie den Markt erreichten. Nomo war dennoch überwältigt. Sie wusste gar nicht wo sie zuerst hinschauen sollte. Tausend Eindrücke, verstärkt durch Nomos geschärfte Sinneswahrnehmung, stürmten auf sie ein. Eine besondere Fähigkeit der Beseelten, eine Fähigkeit, die zunehmend seltener wurde. Schon seit Jahren hatte die Hohepriesterin keine potente Linie mehr hervorgebracht. Mittlerweile begründete sich der Rang eines Beseelten meist nur noch auf einen dicken Geldbeutel, so wie bei Kirai. Für einen kurzen Moment blieb Nomo stehen, sog die Gerüche tief ein und lauschte dem Wirrwarr aus Stimmen. Alles war so lebendig. Im Gegensatz dazu erschien ihr der Palast trist und langweilig. Dicht an dicht drängten sich die Marktstände, nur schmale Gassen blieben für die Passanten. An einigen Stellen war es so eng, dass sich die Zeltplanen der gegenüberliegenden Stände beinahe berührten. In den Gassen wimmelte es von Menschen. Sie liefen in alle Richtungen, zwängten sich an denen vorbei die gerade mit einem der Händler feilschten, blieben abrupt stehen, wenn sie in den Auslagen etwas Interessantes endeckten, oder einer der Händler sie mit einem Angebot lockte. Nomo hatte noch nie so viele Menschen gesehen und wunderte sich, wie sich jeder Einzelne in diesem Chaos zurechtfand. Sie schüttelte kurz den Kopf, lachte fröhlich auf und ging dann zum ersten der Marktstände hinüber. Sofort scheuchte der Händler alle anderen Kunden davon und widmete Nomo und deren Gefolgschaft seine ganze Aufmerksamkeit.
    „Edle Dame, schaut Euch nur meine Waren an. Es sind die besten im ganzen Königreich“, prahlte er.
    Er verkaufte Tücher und Stoffballen in allen möglichen Farben und Mustern, Nomo fand sie wunderschön. Eine von Nomos Dienerinnen trat hervor, rieb einige der Stoffe prüfend zwischen den Fingern und rollte dabei mit den Augen.
    „Minderwertige Ware, schlecht gewebt. Und seht nur, wie ungleichmäßig gefärbt die Stoffe sind, Prinzessin. Solch ein Plunder ist Eurer nicht würdig. Hier sollten wir nichts kaufen. Sicher hat ein anderer Händler Besseres zu bieten“, sagte sie.
    „Wollt Ihr Eure Herrin beschämen? Sie kann sicher selbst entscheiden, dass meine Stoffe von bester Qualität sind. Es ist echte Seide aus den fernen Landen. Fühlt nur wie…“
    „Ich bin die beste Schneiderin im Palast! Euren Dreck könnt Ihr einem unbedarften Bauern aufschwatzen, aber nicht mir“, fiel ihm Nomos Dienerin ins Wort.
    Der Händler blickte zur Seite.
    „Aber meine Dame, ich wollte gar nicht an Euren Fähigkeiten zweifeln. Es sind exotische Stoffe, vielleicht habt Ihr einen solchen nur noch nie angefühlt“, sagte er.
    Die Dienerin starrte ihn nur böse an. Nomo hob entschuldigend beide Hände und zog dabei kurz den Kopf zwischen die Schultern. Dann ging sie weiter. So pilgerte sie von Stand zu Stand. Immer wieder fand einer der Diener oder Dienerinnen etwas an den Waren der Händler auszusetzen. Nomo störte sich nicht daran, sie war nicht hier, um etwas zu kaufen, sie war hier um so viel wie möglich zu sehen. Und davon gab es reichlich, war der Markt doch voll mit Menschen aus allen Ecken des Reiches. Manche trugen so exotische Kleidung, dass Nomo staunend stehen blieb. Andere Marktbesucher fluchten daraufhin, da Nomo den Weg blockierte. Ohnehin war es gar nicht einfach, mit einem so großen Gefolge durch die engen und überfüllten Gassen des Marktes zu gehen. Besonders die Wachen hatten ihre liebe Not. Eine Gruppe Jungen, fast schon Männer, machte sich einen Spaß daraus, immer wieder zwischen den Wachen herumzurennen und sie damit durcheinander zu bringen. Die Wachen schlugen mit den Schäften ihrer Lanzen nach den Jungen, erwischten aber selten einen. Kirai beobachtete dies mit zunehmender Unruhe. Nomo lachte fröhlich, am liebsten hätte sie mit den Jungen, die alle ungefähr in ihrem Alter waren, herumgetollt. Dass sie Kirai nervös machten, gefiel ihr umso mehr.
    Eine Menschentraube direkt vor ihnen, aus der lautes Geschrei und das Weinen eines Kindes drang, zog Nomos Aufmerksamkeit auf sich. Als sie herantrat, machten einige der Schaulustigen eine Gasse für sie frei. Ein Mann in
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