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Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)
Autoren: Torsten Thiele
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mittleren Jahren, ein Krüppel auf einem Holzbein, sein Gesicht nicht verhüllt und gezeichnet von der Sonnenkrankheit, drosch immer wieder mit seiner Krücke auf einen kleinen Jungen ein.
    „Du nichtsnutziger Bengel, sieh nur, was du wieder angerichtet hast! Meine schönen Vasen. Die Arbeit eines ganzen Monats hast du zerbrochen. Aus dem Haus sollte ich dich jagen. Von was sollen wir jetzt leben“, schimpfte er dabei.
    Auch das Gesicht des Jungen war unverhüllt, arme Leute, sie lebten nicht lange. Plötzlich stand der kleine Junge auf, rannte zu Nomo und klammerte sich hilfesuchend an sie.
    „Bitte, bitte hilf mir, er schlägt mich tot“, bettelte der Junge.
    „Ist das dein Vater?“, fragte Nomo und legte schützend ihre Hände auf die Schultern des Jungen.
    Der Junge schüttelte nur mit dem Kopf, als er noch einmal laut aufschluchzte.
    „Wie heißt du denn?“, fragte Nomo.
    „Lasikosa“, antwortete der Junge.
    Nomo schmunzelte leicht. Kirai zwängte sich durch die Dienerinnen und musterte den Jungen ebenfalls.
    „Straßenkinder. Ihr solltet ihnen nicht trauen, Prinzessin. Ehe man sich‘s versieht, ist man um einige Goldlinge ärmer“, sagte er.
    Dabei griff er sich an den Geldbeutel, der an seinem Gürtel befestigt war. Gerade noch rechtzeitig, denn im selben Moment war jemand dabei, diesen abzuschneiden.
    „Diebe! Wachen, haltet sie auf“, rief Kirai und drehte sich um.
    Die Wachen schreckten auf, sie hatten ebenso neugierig wie alle anderen auf die Prinzessin und den kleinen Jungen gegafft. Jetzt bezogen sie mit antrainierter Schnelligkeit Stellung, ihre Lanzen fest im Griff. Die dreisten Diebe, es waren die Jungen, die die Wachen bereits die ganze Zeit narrten, stoben in alle Himmelsrichtungen auseinander. Einige Wachen stellten ihnen nach, hatten im Gedränge des Marktes aber keine Chance. Prinzessin Nomo stand wie erstarrt, beide Hände an den Mund gepresst. Die Menschenansammlung um sie herum löste sich erstaunlich schnell auf. Niemand wollte mit den Diebstählen in Verbindung gebracht werden. Der Krüppel war längst verschwunden. Nur der kleine Junge stand noch unschlüssig neben ihr, einen Moment zu lange. Er wollte gerade ebenfalls davonlaufen, als Kirai ihn packte.
    „Du läufst uns nicht auch noch davon, du dreckiger kleiner Dieb!“, raunzte Kirai ihn an.
    ***
    Kex hörte die anderen der Bande bereits lachen, bevor er in den heruntergekommenen Schuppen eintrat, der ihnen als Unterschlupf diente. Es war ein befreites Lachen, eines das zu sagen schien: „Wieder einmal Glück gehabt“. Diese Wachen waren erstaunlich gut ausgebildet gewesen, viel besser als die, mit denen es die Bande sonst zu tun bekam. Selbst Kex hatte ein paar blaue Flecken davongetragen. Aber zumindest hatten sie reichlich Beute gemacht. Wie immer würden sie versuchen, einiges davon vor Esrin zu verbergen. Wie immer würde der Drecksack ihre Verstecke finden. Esrin konnte Geld förmlich riechen. Eine weitere einzigartige Eigenschaft von ihm. Die Bande begrüßte Kex überschwänglich. Das unweigerliche Schicksal eines jeden Diebes, die Grube, war für ein paar weitere Tage aufgeschoben. Grund genug für ausgelassene Stimmung. Esrin war noch nicht da, auch Kos fehlte noch. Kex setzte sich zu den anderen an den Tisch. Darauf lag bereits ein erkleckliches Häufchen Geld. Neben den weit verbreiteten Kupferlingen, waren auch einige Silberlinge darunter und selbst ein paar Goldlinge schimmerten hervor. So viel hatten sie seit Monaten nicht mehr erbeutet. Auch Kex leerte seine Taschen. Dann schob er jedem seinen Anteil zu, jeder bekam dasselbe, egal wie viel er selbst erbeutet hatte. Eine stumme Übereinkunft, die sie vor langer Zeit getroffen hatten. Kex wollte es so, und niemand hatte widersprochen, auch Bartar nicht. Zwei Silberlinge, ein kleines Vermögen, solange Esrin es nicht entdeckte.
    Kaum hatte jeder seine Münzen verstaut, trat Esrin durch die Tür. Er war allein.
    „Wo ist Kos?“, fragte Kex.
    „Kos?“
    „Der Neue. Wir nennen ihn Kos“, sagte Kex.
    „Ach, der Junge. Er hat seinen Zweck erfüllt. Am Ende war er nicht fix genug, ich hatte mir mehr von ihm versprochen. Nur schade um den Preis, den ich für ihn bezahlt habe“, antwortete Esrin.
    „Drecksack. Du hast ihn einfach zurückgelassen. Sie werden ihn in die Grube werfen!“, fuhr in Kex an.
    Mit einer Geschwindigkeit, die man einem Krüppel niemals zugetraut hätte, warf Esrin seine Krücke wie einen Speer in Kex Richtung. Diesmal hatte Kex aber
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