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Die Lebenskünstlerin (German Edition)

Die Lebenskünstlerin (German Edition)

Titel: Die Lebenskünstlerin (German Edition)
Autoren: Ute R. Albrecht
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erhoffte, die konnte er mir gar nicht schenken, da er selbst keine Liebe für sich empfindet. Ich bettle, wie schon in meiner Kindheit, da um Liebe, wo es überhaupt keine gibt und folglich auch keine zu erwarten ist.
    Ich wollte als Erwachsene das erreichen, was als Kind schon misslang. Doch Liebe lässt sich nicht erzwingen.
    In meinen Beziehungen suche und finde ich die Unerreichbaren, die Alkoholkranken, Depressiven, Persönlichkeitsgestörten.
    Von ihnen versuche ich das zu erhalten, was ich bisher so schmerzlich vermisste. Das kann ja gar nicht gut gehen. Wie soll mir solch ein Mann etwas geben, was er selbst nicht hat?
     
    Die gewonnene Klarheit gibt mir Kraft: Resolut packe ich das Beziehungsgrab, mitsamt der wenigen Geschenke und allem, was mich an Konrad erinnert, in einen großen schwarzen Müllsack und schleppe ihn durch den Hausflur zum Container hinunter. Erfreulicherweise kann ich gleich beobachten, wie die Männer von der Müllabfuhr einen Teil meines Lebens entsorgen. Ein gutes Gefühl.
    Tief atme ich durch. Die ganze Aktion wirkt wie ein mutiger Befreiungsschlag. Ich werde wieder Träume und Hoffnungen haben, die nicht mit der Vergangenheit zusammenhängen. Das Thema Konrad Deber ist ein für allemal erledigt. Davon bin ich absolut überzeugt.
    Dieses Hochgefühl hält ein paar Tage an. Auch wenn Konrad unermüdlich weiter versucht, in irgendeiner Form mit mir Kontakt aufzunehmen, es belastet mich kaum. Ich fühle mich frei, aber auch extrem orientierungslos.
     
    Meine Therapeutin rät, mich nun endlich meinem Schmerz hinzugeben. Doch dazu bin ich gegenwärtig nicht bereit. Noch habe ich alles im Griff. Außerdem: Wie soll das gehen? Soll ich mich vielleicht hinsetzten und warten, bis die Tränen kommen?
    Nein, davon will ich nichts wissen. Stattdessen möchte ich jetzt endlich mal leben, Spaß haben und meine Freiheit genießen.
    Dazu melde ich mich gleich in verschiedenen Internetforen an, gebe Annoncen in Zeitungen auf, signalisiere damit deutlich nach Außen, dass ich frei bin, so was von FREI.
    Innerhalb kürzester Zeit überfluten mich diverse Angebote. Endlich fühle ich mich wieder begehrt und mitten im Leben. Ich kann wählen und möchte sorgfältig vorgehen. Mit Jedem will ich mich ja schließlich nicht treffen. Also erstelle ich mit meinen Freundinnen gewisse Auswahlkriterien, die ein Mann vorweisen sollte, ansonsten bleibt er chancenlos.
     
    Carmen und Elena sind momentan ebenfalls Single. Wir verabreden uns im Stadtpark, liegen in der Sonne, genießen ansprechend zubereitete Häppchen und machen uns Gedanken, was wir wirklich von einem Partner wünschen.
    Zur Inspiration legen wir die Tarotkarten, erörtern unsere geheimsten Wünsche und stellen recht bald fest, dass sich unsere Vorstellungen ähneln:
    Wir hätten gerne einen schmucken Prinzen, der im übertragenen Sinne auf einem weißen Pferd prachtvoll daherreitet, uns mit auf sein entzückendes Schloss nimmt und uns behütet, alle Sorgen und Ängste abwehrt. Nur uns begehrt. Für immer und ewig. Amen.
    Das ist ja mal ein komplett unemanzipiertes Männerbild, was da in uns Dreien schlummert. Wir versprechen uns lachend, daran zu arbeiten und unsere kindhaften geheimen Vorstellungen auf einen realistischen erwachsenen Nenner zu bringen.
    Was wünsche und brauche ich tatsächlich von einem Mann?
     
    Auf der Heimfahrt grüble ich über unser Thema nach. Ja, was wünsche ich mir denn nun von einem Mann, mal abgesehen von der Prinzenrolle?
    Ich brauche Wärme, Nähe, Knuddeleinheiten, Sex unbedingt, natürlich. Und ich will nicht ständig kritisiert werden. Ich möchte eine gewisse Harmonie. Ja, aber nicht alles unter den Teppich kehren. Konstruktive Kritik? Nein, Annahme so wie ich bin. Was noch?
    Also, zusammengefasst auf einen Nenner: Appetitlich muss er sein. Ich wünsche mir liebevolle Kuscheleinheiten, aufregenden Sex und gegenseitige Akzeptanz und Respekt. Und eine liebevolle Achtsamkeit und ein offenes Miteinander ohne Besitzanspruch.
    Nun, ich bin aufregend weiblich, sinnlich. Was noch? Also, ich habe angeblich einen ausgesprochen hohen Intelligenzquotienten, aus Spaß habe ich mich mal testen lassen. Na ja, nicht aus Spaß, eher aufgrund meiner Selbstzweifel. Aber was habe ich daraus gemacht? Nein, das ist jetzt nicht das Thema. Was biete ich einem Mann? Funktionierende Gehirnmasse kann ja auch abschreckend wirken.
    Ich grüble weiter. Ja, und ich habe eine Eigentumswohnung. Einen Job. Hm. Was noch? Humor habe ich auch. An
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