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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman
Autoren: PeP eBooks
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lieferten sich seit Jahren blutige Kämpfe, und eine Seite stand der anderen in der Ausübung von Gräueltaten und Abscheulichkeiten nicht nach.
    Überall im Land sammelten sich Anhänger der erzkonservativen katholischen Guisen und suchten das Erstarken der Hugenotten zu verhindern. Das Attentat auf François de Guise vor sechs Jahren bei Orléans hatte den Religionskrieg auflodern lassen. Und König Philipp II. von Spanien hetzte mit allen Mitteln gegen die Reformierten, wobei es ihm weniger um den Erhalt des katholischen Glaubens ging. Den Hugenotten war bewusst, dass dies nur ein Vorwand Spaniens war, sich Frankreich einzuverleiben. Doch es blieb eine traurige und unumstößliche Tatsache, dass der Herzog de Guise von Hugenotten hinterrücks ermordet worden war und der Bruder ihrer seligen Mutter daran beteiligt gewesen war. Als die Guisarden herausgefunden hatten, dass einer der Bergiers an der Ermordung ihres Anführers eine Mitschuld trug, war ihr Schicksal besiegelt gewesen, auch wenn ihnen das erst nach jenem schrecklichen Überfall auf ihr Heim bewusst geworden war.
    Eine Krähe schrie und flatterte davon. Jeanne zuckte zusammen, stolperte und stürzte zu Boden. Wegen des Korbs konnte sie den Sturz nicht auffangen, und ein scharfer Schmerz durchfuhr ihr rechtes Knie.
    »Oh, zum Teufel mit diesem Land!«, fluchte sie und raffte ihre Röcke und den Umhang, um wieder auf die Beine zu kommen. Der Korb lag umgekippt ein Stück entfernt. Sicher schimpften Afra, Ulmanns Frau, und Agathe schon über ihr langes Fortbleiben. Heute war Waschtag, und die Kessel mussten befeuert werden,
wozu man nicht das gute Holz nahm, sondern Reisig und Fichtenzapfen. Sie rannte den Waldweg entlang bis zur Straße, auf der Friedger Pindus seinen Ochsenkarren vorantrieb. Zu allem Überfluss trat sie in einen dampfenden Fladen, während der Ochse sich sein Hinterteil noch mit dem Schwanz sauber wedelte.
    Ihr Umhang war kotverschmutzt, doch daran ließ sich nichts ändern. Sie konnte das Haus der Froehners bereits sehen, vor dem Afra mit in die Hüften gestemmten Händen nach ihr Ausschau hielt. »Wo bleibst du denn nur?« Ulmanns Frau war hager, trug stets eine weiße Haube auf dem streng geknoteten Haar und wachte mit Argusaugen über ihren eigenen Haushalt und den ihrer Schwiegereltern. An ihrem Gürtel hing ein großes Schlüsselbund, das sie als Herrin über die Vorratskammern auszeichnete.
    Das Haus von Thomas Froehner war von einem niedrigen Zaun umgeben, der den Garten von der Durchgangsstraße abtrennte. Haus und Umgebung wirkten lieblos und ungepflegt, was an Ulmann und dessen faulen Söhnen lag, die nur das Nötigste taten und sich ansonsten ins Wirtshaus des Nachbardorfes begaben, um den Dirnen nachzustellen.
    Keuchend kam sie die Stufen herauf und hielt sich am Pfosten des Überdachs fest. Afras kalte grüne Augen musterten sie, während sie die Nase rümpfte. »Du stinkst! So kannst du nicht ins Waschhaus, die Wäsche ist bereits einmal gesäubert. Du bist wirklich zu nichts zu gebrauchen.« Mit spitzem Finger zeigte sie auf den Korb. »Das ist alles? Dafür hast du zwei Stunden gebraucht? Bring es nach hinten, dann zieh dich um und komm uns helfen.«
    Jeanne machte einen Schritt zur Tür, wurde jedoch von Afra an der Schulter gepackt und zur Seite gestoßen. »Doch nicht durchs Haus. Geh hintenherum, und wenn du durch den Hintereingang trittst, zieh vorher die Schuhe aus. Wo hast du dich rumgetrieben? Bei den Schweinen?«
    »Die Pest wünsch’ ich dir an den Hals!«, murmelte Jeanne auf Okzitanisch, der Sprache ihrer Mutter.

    »Pass nur auf, mein Mädchen. Ich verstehe zwar nicht, was du sagst, aber es gibt Leute, die solcherart Sprache für Hexerei halten, und mit Hexen macht man hier kurzen Prozess …«
    Wütend brachte Jeanne das Brennmaterial zum Waschhaus, einem Anbau an der Hinterseite. Als sie die Tür öffnete, schlugen ihr nach ranziger Wäsche und Kernseife riechende Dampfschwaden entgegen. In dem kahlen Raum standen zwei hölzerne Waschwannen und ein Waschkessel, der befeuert werden musste. Diese Aufgabe hatte Franz übernommen. An einer Wanne stand Agathe und rührte mit einem Stock die eingeweichten Wäschestücke. Nach dem Weichen wurde die Wäsche in den Kessel geworfen, gekocht, mit einem Stock herausgefischt und auf einem Waschbrett mit Kernseife eingerieben. Nach dem anstrengenden Reiben auf dem Brett, welches man der Magd aufgebürdet hatte, wurde die Wäsche in den zweiten Trog geworfen und in
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