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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes
Autoren: Reginald Hill
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argwöhnten, ich würde Ihre getreue Ehefrau belästigen!
    Dann, weil Sie den Verdacht hegten, ich würde Ihrem werten Selbst nachstellen!!
    Und schließlich, weil Sie mich anklagten, ich wäre in eine Reihe brutaler Morde verwickelt!!!
    Was der Hauptgrund ist, warum ich Ihnen schreibe. Die Zeit ist gekommen, dass wir ein offenes Wort miteinander reden – nicht um uns gegenseitig zu beschuldigen, sondern damit wir beide im Anschluss daran unser Leben fortführen können, Sie in der Gewissheit, dass weder Sie noch jene, die Sie lieben, Schaden durch mich zu befürchten haben, und ich im sicheren Wissen, dass ich, nachdem mein Leben nun diese abrupte Wendung zum Besseren genommen hat, mich nicht mehr darum sorgen muss, dass die zarten Samen in meinem Garten das Gewicht Ihrer trampelnden Füße zu spüren bekommen.
    Alles, was dazu erforderlich ist, scheint mir vollkommene Offenheit zu sein, eine Rückkehr zu dieser kindlichen Ehrlichkeit, die wir alle besitzen, bevor die Schatten der Gefängnismauern uns umfangen. Und vielleicht kann ich Sie dann davon überzeugen, dass ich während meiner Zeit im Chapel Syke Prison, Yorkshires Antwort auf die Bastille, niemals auch nur einen Gedanken daran verschwendet habe, an meinen teuren alten Freunden Mr. Dalziel und Mr. Pascoe Rache zu üben. Gewiss habe ich mich mit Rache beschäftigt, doch nur in der Literatur und unter Anleitung meines weisen Mentors und geliebten Freundes Sam Johnson.
    Wie Sie wissen, ist er, Sam, jetzt tot, und das Gleiche gilt für den Mann, der ihn getötet hat, möge Gott seine Seele verdammen. Es sei denn, Sie schenken Charley Penn noch irgendwelche Beachtung. Der zweifelnde Charley! Der niemandem traut und nichts glaubt.
    Doch selbst Charley kann nicht leugnen, dass Sam tot ist. Er ist tot.
    Wenn du das weißt, dann weißt du, welch verkohlter Schlackehaufen diese Welt doch ist.
    Ich vermisse ihn jeden Tag, umso mehr, da sein Tod so viel zu jenem dramatischen Umschwung in meinem Leben beigetragen hat. Seltsam, nicht wahr, wie aus der Tragödie Triumph erwachsen kann? In diesem Fall allerdings aus zwei Tragödien. Hätte der arme Student von Sam letzten Sommer in Sheffield nicht eine Überdosis erwischt, wäre Sam nicht nach Mid-Yorkshire gegangen, und er wäre nicht dem monströsen Wordman zum Opfer gefallen. Und wäre das nicht geschehen, könnte ich mich nun hier am God’s (so, habe ich erfahren, nennen die Illuminati das St. Godric’s!) nicht im Glanz meiner gegenwärtigen Annehmlichkeiten und des versprochenen Erfolgs sonnen.
    Aber zurück zu Ihnen und Ihrem dicken Freund.
    Ich sage nicht, dass ich Ihnen beiden besonders tiefe Zuneigung oder Dankbarkeit entgegenbringe für das, was Sie mir angetan haben. Wenn ich an Sie überhaupt dachte, dann in konventionellen Begriffen: guter Bulle, schlechter Bulle; das Knie, das einem in die Eier gerammt wird, die Schulter, an der man sich ausheulen kann; natürlich sind Sie beide Ungeheuer, aber von der Sorte, auf die eine solide Gesellschaft nicht verzichten kann, sind Sie doch die Bestien, die unsere Tore bewachen und uns sicher in den Betten schlafen lassen.
    Außer wir sind im Gefängnis. Dann können Sie uns nicht beschützen.
    Mr. Dalziel, das eierzermalmende Knie, würde wahrscheinlich sagen, wir hätten ja auf Ihren Schutz verzichtet.
    Aber nicht Sie, lieber Mr. Pascoe, mit Ihrer von Tränen aufgeweichten Schulter. Was ich in den Jahren seit unserem ersten Zusammentreffen gehört und gesehen habe, lässt mich glauben, dass Sie mehr sind als nur jemand, der eine Rolle zu erfüllen hat.
    Ich vermute, Sie haben so Ihre Zweifel an dem Strafrechtssystem in seiner jetzigen Form. Ich vermute sogar, dass Sie an sehr vielen Aspekten unserer brüchigen Gesellschaft zweifeln, aber als Karrierepolizist fällt es Ihnen natürlich schwer, dies offen auszusprechen. Was allerdings Ihre werte Lady nicht davon abhält, es zu tun, die liebe Mrs. Pascoe, Ms. Soper, wie sie noch in jenen lang zurückliegenden Zeiten hieß, als ich ein junger, freier und ungebundener Student am Holm Coultram College war. Wie erfreut war ich doch, als ich hörte, Sie beide hätten geheiratet! Neuigkeiten wie diese lassen selbst durch die feuchten, grauen Mauern des Chapel Syke ein wenig Wärme und Freundlichkeit sickern. Manche Verbindungen scheinen im Himmel geschlossen worden zu sein, nicht wahr? Wie die von Marilyn und Arthur, von Woody und Mia, Charles und Di …
    Gut, kann ja nicht alles klappen, oder? Was jedoch das
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