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Die Launen des Teufels

Die Launen des Teufels

Titel: Die Launen des Teufels
Autoren: Silvia Stolzenburg
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um die Pest und nicht etwa um andere Krankheiten wie Cholera, Typhus oder gar Pocken, Fleckfieber oder Milzbrand handelte, da die Ärzte sicherlich bald nach ihrem Ausbruch auch einige Symptome dieser Erkrankungen der Pest zuordneten. Das Wort ist vom lateinischen pestis abgeleitet, das einfach nur »Seuche« bedeutet. Der Schwarze Tod bleibt nach wie vor ein Rätsel. War es die reine Beulenpest, die vom Rattenfloh übertragen wurde, flaute diese im Winter ab, da sich die Flöhe in der kalten Jahreszeit nicht vermehrten. Allerdings konnte die Krankheit dann immer noch durch Tröpfcheninfektion oder die Aufnahme von verseuchten Nahrungsmitteln übertragen werden. Handelte es sich auf der anderen Seite um die weniger erforschte Lungenpest, die eventuell sogar eine Form der Grippe war, so war deren Auftreten vor allem an kaltes Klima geknüpft. Rätselhaft ist nach wie vor auch, warum die Seuche in manchen Teilen Europas verheerend wütete, wohingegen andere Regionen weitgehend verschont blieben (so übrigens auch der Süden Deutschlands, man möge mir verzeihen). Wie viele andere Autoren, die über diese Plage schreiben, habe auch ich auf einen der wenigen Augenzeugen der damaligen Zeit zurückgegriffen und die Beschreibung der durch die Seuche hervorgerufenen Zustände eng an das Dekameron von Giovanni Boccaccio angelehnt.
    Es ist an dieser Stelle wichtig, darauf hinzuweisen, dass »Geschichte« nicht notwendigerweise Fakten beschreibt. Jeder Bericht von Chronisten oder Augenzeugen ist gefärbt von ihrer gesellschaftlichen Stellung, ihrem Glauben oder der Position, die der Berichtende innehatte. War ein historischer Charakter wirklich kühn, schön oder edel? Das kann mit Sicherheit kaum mehr festgestellt werden. Genau wie Erzählungen besteht Geschichte zum Großteil aus Unbestimmtheitsstellen, welche vom Interpretierenden ausgefüllt werden müssen. Daher habe ich mich im folgenden Text manchmal narrativen Konventionen und Erwartungshorizonten unterworfen und Handlungen und Charaktere zum Teil etwas freier interpretiert. Ein historischer Roman ist und bleibt ein Roman, auch wenn ich bemüht war, dem Pfad der historischen Wahrheit so genau als möglich zu folgen.
    Die herangezogenen Quellen können der Bibliographie am Ende des Buches entnommen werden. Besonders dem Stadtmuseum der Stadt Ulm und dem Haus der Stadtgeschichte bin ich zu großem Dank verpflichtet, da nicht nur die gelungenen Ausstellungen und Publikationen, sondern auch die hilfreichen und freundlichen Mitarbeiter dazu beigetragen haben, diese Geschichte zu dem zu machen, was sie geworden ist. Sämtliche Fehler und Ungenauigkeiten, die aus den Anforderungen der Handlung resultieren, stammen allerdings ohne Einschränkung aus meiner eigenen Feder.
    Die im Roman beschriebene Stadtummauerung des 14. Jahrhunderts schloss im Westen mit dem heutigen Bahnhof und dem Glöcklertor ab, im Norden mit der heutigen Olgastraße inklusive Neutor und Frauentor, im Osten mit der heutigen Münchener Straße und dem Heilig-Geist-Spital und im Süden mit dem Herdbruckertor und der Mauer am Ufer der Donau. Das neben der Franziskanerabtei gelegene Löwentor war Teil der älteren, zur salischen Marktsiedlung gehörigen Ummauerung, die zudem die Stauferpfalz (heutiges Schwörhaus), das Leonhardstor an der heutigen Frauenstraße und das Schützentor östlich des Herdbruckertors mit einschloss ( 854-2004: 1150 Jahre Ulm , S.33).
    Die Namen der Beginenschwestern habe ich (außer der Meisterin Guta Staiger) z.T. willkürlich aus den Familien des Ulmer Patriziats gewählt. Der ehrenwerte Ritter Wulf von Katzenstein ist frei erfunden, sein Lehen zu Dillingen gehörig. Seit 1286 war Dillingen im Besitz des Hochstifts Augsburg, und der Graf Hartmann von Dillingen war im 14. Jahrhundert schon längst tot. Überdies gab es in Ulm keine Glockengießerei, da die Glocken tatsächlich aus Ungarn eingeführt wurden – der Leser möge mir erneut vergeben. Die Wahl des Aldermans entspringt voll und ganz meiner Fantasie. Da es sich bei dem Rat allerdings um das höchste Gremium der Stadt gehandelt hat, liegt die Vermutung nahe, dass über Posten von solcher Wichtigkeit dort entschieden wurde. Da die Besitz-, Rechts-, Zunft- und Lehensverhältnisse im späten Mittelalter von unglaublicher Komplexität sind, musste an mancher Stelle vereinfacht bzw. gerafft werden. Auch sind in den Roman einige Erlebnisse aus meiner Kindheit eingeflossen, die nicht unbedingt von geschichtlicher Relevanz
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