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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition)
Autoren: Dieter Beckmann
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Die Männer, die du hier siehst, haben mir die Treue geschworen. Wir befinden uns auf Viking«, antwortete der Fremde.
    Jared dachte nach. Die Länder, die im Norden an Sachsen grenzten, waren bewohnt, das wusste er wohl. Die Völker, die dort lebten, besaßen viel Ähnlichkeit mit den Sachsen und Angelsachsen der britannischen Inseln. Sie glaubten an die gleichen Götter. Er hatte von diesem fremden Volk aus dem Nordmeer gehört. Hervorragende Schiffsbauer, so erzählte man sich.
    Was wollte Olaf Ragnarson von ihm?
    Der Anführer griff Jared am Kinn und drehte seinen Kopf so, dass er ihm direkt in die Augen blicken konnte. »Höre mir genau zu, Priester! Sie ist in meinem Besitz. Wie alles andere, was deinem Gott gehört hat. Die Macht Thors ist stärker als die Lanze deines Gottes. Gib acht, ich werde es dir zeigen!« Dann ging er
    zurück zu den anderen Männern und kehrte mit einem Gegenstand wieder.
    Jared erschrak, denn was Olaf Ragnarson unter seinem Arm trug, erkannte er schon von Weitem: Das größte Heiligtum der Christenheit, den Speer, der einst in die Brust des gekreuzigten Herrn Jesus Christus gebohrt wurde. Diese Lanze war seit Jahren die wichtigste und bedeutungsvollste christliche Reliquie. Und man hatte sie den Mönchen von Lindisfarne in Obhut gegeben - das kostbarste Stück, das ihnen jemals überlassen wurde. Jetzt befand sie sich im Besitz dieses Heiden, der - für
    Jared völlig unverständlich - genau wusste, was er da in seiner Hand trug.
    Der Nordmann trat mit der Heiligen Lanze vor ihn hin, hielt sie ihm vors Gesicht und lächelte triumphierend, dann wandte er sich ab und ging zurück zu seinen Männern.
    Als der Morgen graute, verstauten die Nordmänner ihre Beute auf den Schiffen. Jared, der mit seinem Leben schon abgeschlossen hatte, staunte, als man ihn ebenfalls auf eines der Schiffe brachte. Man gab ihm sogar etwas zu essen und zu trinken. Was mochte das bedeuten?
    Endlose Tage und Wochen dauerte die Fahrt. Jared wurden nach einiger Zeit sogar die Fesseln gelöst, sodass er sich frei bewegen konnte. Es gab ohnehin kein Entkommen.
    Olaf Ragnarson führte das Schiff mit strenger Hand. Als ein junger Nordmann Jared etwas zu Essen reichte, lächelte er dem Jungen dankbar zu und der lächelte zurück. Ragnarson hatte das Geschehen beobachtet, trat zu ihnen hin und verpasste dem Jungen eine kräftige Ohrfeige.
    »Verderbe die Gedanken meiner Männer nicht mit den Lehren deines Christengottes, Priester!«, knurrte er. Jared schüttelte verständnislos den Kopf. Er hatte mit dem Nordmann kein Wort gewechselt. Ragnarson wollte offenbar nicht, dass jemand anderes, als er selbst, mit Jared sprach. Nach diesem Erlebnis machten alle auf dem Schiff einen großen Bogen um ihn.
    Sie fuhren immer weiter Richtung Süden. Manchmal gingen sie an Land, um frisches Wasser aufzunehmen, doch Jared musste streng bewacht auf dem Schiff zurückbleiben.
    Nach zwei Wochen steuerten die Nordmänner schließlich einen Strand an. Dort ließen sie alle Schiffe auf den Sand gleiten.
    Olaf Ragnarson befahl ihm auszusteigen und Jared war erleichtert, wieder Land unter seinen Füßen zu spüren. Bizarre Felsformationen wechselten sich mit endlos langen Sandstränden ab. Er blickte sich um. Hier war er niemals zuvor gewesen. Ragnarson befahl ihm mitzukommen und sie betraten eine der Dünen. Oben angelangt, erstreckte sich weites Land vor ihnen. Der Wind blies dem Nordmann die langen Haare um den Kopf. Jared blinzelte in die Sonne, als er ihn ansah.
    Ragnarson reichte ihm einen Lederbeutel mit etwas zu essen und eine Lederflasche. »Priester, höre genau zu, was ich dir sage: Ich habe beschlossen, dich am Leben zu lassen. Danke deinem Gott dafür. Du wirst etwas für mich erledigen. Geh in Richtung Sonnenaufgang. Suche Carolus Magnus, den König des Frankenreiches. Bringe ihm eine Botschaft von Olaf Ragnarson, Jarl der Wolfssippe aus dem Norden. Sage ihm, die Lanze seines Gottes, welche ihm euer höchster Priester, den ihr Hadrian nanntet, einst schenkte, befindet sich in meiner Hand. Mit der Hilfe dieses Speeres hat der Frankenkönig seine gepanzerten Soldaten zum Sieg geführt und die Sachsen vernichtet. Die Überlebenden berichteten, welch ungeheure Kraft diese Waffe gegen sie entfacht hat.
    Wir wissen, dass der Frankenkönig die ganze Welt unterwerfen will, um allen Lebewesen seinen Glauben aufzuzwingen. Doch höre Priester, Thor ist mächtiger als euer Gott! Daher hat er uns zu dem Versteck der Lanze geführt.« Olaf
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