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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition)
Autoren: Dieter Beckmann
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auf seiner Brust. Er griff unter sein Gewand, holte es hervor und betrachtete die kleine geschmiedete Rune. Sein Vater hatte sie ihm bei seiner Geburt um den Hals gelegt, damit sie ihn beschütze und ihm den Weg weise. Die Rune trug den Namen Dorn.
    Janus schaute auf und fragte: »Du meinst deine Gedanken über die alten Symbole?«
    Sein Vater nickte und ließ das Pferd antraben.
    Janus blickte erneut nach oben. Der Himmel verhieß nichts Gutes, war mittlerweile fast schwarz geworden. Es begann zu regnen.
    Siegmar lenkte den Zelter in den dichten Wald hinein. Der Regen wurde heftiger und mischte sich mit Donner. Wind peitschte Janus dicke Tropfen ins Gesicht, sodass sein durchnässtes Gewand bald wie Blei an seinem Körper hing und er die Kälte auf der Haut spürte. Blitze durchzuckten den Himmel. Bei jedem Donnerschlag erschauerte er und presste seinen Körper dicht gegen den seines Vaters. Immer wenn die Blitze den Wald erleuchteten, glaubte Janus, gespenstische Gestalten zu sehen, die ihnen auflauerten, doch es waren nur Tiere, die wie sie versuchten, eine Zuflucht zu finden.
    Plötzlich tauchte vor ihnen ein kleines Kloster auf. Sein Vater stieg ab und hob ihn von dem Zelter, dann beugte er sich zu ihm herunter. Durch die Nässe klebten ihm die langen Haare im Gesicht. »Hab keine Furcht, mein Sohn! Nach jeder Dunkelheit kommt wieder Licht. Lauf zur Klosterpforte und bitte um Obdach. Ich bringe den Zelter ins Trockene.« Janus nickte und lief los. Auf halbem Weg zum Kloster drehte er sich noch einmal um und sah, wie sein Vater mit dem Pferd in Richtung der Stallungen ging. Dann lief er zur Klosterpforte, rief und trommelte gegen die Tür, die sich kurz darauf öffnete.
    Ein großer Benediktinermönch stand ihm gegenüber, sah mit einem missbilligenden Blick an Janus herunter, der unwillkürlich einen Schritt zurückwich. »Mein Vater und ich sind auf der Jagd durch ein Unwetter überrascht worden und bitten um Obdach.«
    »So! Und wo ist er, dein Vater?«
    »Er ist bei den Stallungen und bringt unseren Zelter in Sicherheit.«
    Der Mönch hob zweifelnd eine Augenbraue, dann fiel sein Blick auf das Runenzeichen, welches Janus über seinem Gewand trug. Er griff danach, riss ihm die Rune vom Hals und hielt sie triumphierend in die Höhe. »Und was ist das? Du bist ein Heide. Ich glaube dir kein Wort. Verschwinde, du gottloser Bengel!«
    »Gebt mir mein Amulett zurück!«, rief Janus wütend. Was bildete sich dieser Mönch ein? Niemand durfte ihm sein Amulett wegnehmen. Mutig trat er einen Schritt auf den Mönch zu.
    Der holte aus und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. Janus taumelte zurück und fiel hin. Seine Wange brannte wie Feuer, als er plötzlich die Stimme seines Vaters vernahm. »Was ist hier los?«
    Im Schlamm sitzend, hielt sich Janus das Gesicht, während sein Vater vor den Mönch trat. Der stand stammelnd in der offenen Klosterpforte und senkte den Kopf. »Graf von Esken, Ihr … seid es.« Er machte eine einladende Geste. »Bitte tretet ein. Ich wusste nicht …«
    Siegmar hob mit einer herrischen Geste den Arm und brachte ihn damit zum Schweigen. »Gebt meinem Sohn sein Amulett zurück!«
    Wortlos und noch immer mit gesenktem Kopf beugte sich der Mönch zu Janus herab und gab ihm das Runenzeichen. Siegmar reichte Janus die Hand und zog ihn hoch. »Komm, Janus!« Dann drehte er sich um und verließ das Klostertor in Richtung der Stallungen.
    Janus folgte ihm verwundert. Wie es aussah, wollte sein Vater die Nacht dort verbringen, denn er ließ sich in der Nähe des Zelters im Heu nieder. Janus setzte sich neben ihn, kuschelte sich heran und freute sich, dass sein Vater entschied, nicht bei den Mönchen zu nächtigen.
    »Weißt du was die Rune, die du seit deiner Geburt um den Hals trägst, bedeutet?«
    »Nein, Vater.«
    »Sie hat etwas mit deinem Leben zu tun. Die Rune gibt dir die innere Kraft, dich allem zu stellen, was deinen Weg kreuzt. Fürchte nichts und lass dich von niemandem abhalten, nach deinem Schicksal zu suchen!«
    Janus schwieg und spürte die Kraft in Siegmars Worten, auch wenn er deren Sinn nicht ganz verstand.
    Am nächsten Morgen war das Unwetter verzogen und die Sonne schien wieder. Leichte Nebelschwaden lagen auf den Wiesen rund um das Kloster. Die Mönche kamen, brachten etwas zu essen und baten Siegmar von Esken um Verzeihung, doch er lehnte dankend ab. Er hob Janus auf den Zelter und ritt mit ihm davon, ohne sich umzudrehen.
    Einige Tage später stand Janus auf der Motte,
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