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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition)
Autoren: Dieter Beckmann
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oberhalb der Eskeburg , und blickte durch eine der Öffnungen in das Tal, durch das sich die Rumia schlängelte. Hier verweilte er oft und überlegte, wo der Fluss wohl anfing und wo er enden mochte. Bestimmt lebten Riesen und Ungeheuer hinter den Wäldern, die das Tal umfassten. Doch bis hierher würden sie niemals kommen, dachte Janus, denn sein Vater beschützte alles und jeden.
    Plötzlich hörte er Rufe. »Öffnet das Tor für den Gleiberger Grafen!« Janus lief zu einer der Luken auf der anderen Seite des
    Turms, sodass er hinab zur Vorburg blicken konnte. Ein großer Ritter zog an der Spitze seines Gefolges durch das Tor. Janus erkannte ihn sofort und verspürte ein Kribbeln im Bauch. Die Vorfreude auf ein wichtiges Ereignis. Das war es immer, wenn Hermann von Gleiberg zu Besuch kam.
    Sein Vater trat aus dem Wohnhaus und Janus beobachtete, wie er auf dem Vorplatz seinen Freund begrüßte. Hermann stieg ab und die beiden Männer umarmten sich herzlich. Janus stolperte die Treppe der Motte hinab, nicht ohne zuvor nach seinem Holzschwert zu greifen, welches immer in einer Mauernische unter der obersten Treppenstufe lag, und stürmte auf seinen Vater und Hermann von Gleiberg zu. Der schob seinen Freund zur Seite, zog sein Schwert und rief: »Komm her, ich werde dich besiegen, Unhold!«
    In gemächlichen Bewegungen parierte Hermann Janus´ Schläge. Schließlich ließ er sein Schwert fallen. Janus´ nächster Schlag traf Hermanns gepanzertes Kettenhemd, woraufhin er sich langsam auf den Rücken fallen ließ. Janus warf sich auf ihn und hielt ihm die Holzwaffe an die Kehle. »Ergebt Ihr euch?«
    Hermann lachte. »Gnade, edler Ritter! Ihr habt mich geschlagen.«
    Siegmar stand neben ihnen und lachte ebenfalls, dann spürte Janus, wie ihn die kräftigen Arme seines Vaters hochzogen. »Lass es gut sein, Janus! Er hat genug.«
    Hermann stand auf und steckte sein Schwert zurück in die Scheide, dann ging er zu seinem Gefolge und kehrte mit einem Mädchen zurück, das etwa im gleichen Alter wie Janus war. »Das ist meine Tochter Adela. Ich habe ihr versprochen, sie mitzunehmen.«
    Das Mädchen besaß lange, schwarze Locken und eine lustige
    Stupsnase. Aber es blieb ein Mädchen. Mit Adela zu kämpfen, würde wohl keinen Spaß machen, dachte Janus.
    »Geh und zeige Adela unsere Burg, Janus«, sagte Siegmar.
    Hermann schien Janus´ missbilligenden Blick zu bemerken, denn er fügte hinzu: »Ich habe viel mit Eurem Vater zu besprechen. Würdet Ihr mir die Ehre erweisen und derweil auf meine Tochter Adela achtgeben, junger Graf von Esken? Ich vertraue sie Eurer Obhut an.« Dabei verbeugte er sich vor Janus.
    »Es wird mir eine Ehre sein, Graf von Gleiberg!«, antwortete Janus stolz und führte Adela zu den Stallungen, wo sie auf den Stallmeister Johannes Wohlfarth trafen. Der winkte ihnen zu. Ursprünglich stand er auf der Burg Gleiberg in Dienst, doch Hermann hatte ihn an Janus´ Vater vermittelt, um der etwas heruntergekommenen Pferdezucht neuen Geist einzuhauchen.
    Janus mochte Johannes und Adela schien es ebenso zu gehen, denn sie lief auf den Stallmeister zu und fiel ihm um den Hals. Ein etwas ungebührliches Benehmen für eine junge Gräfin, fand Janus.
    Schon am nächsten Tag zog Hermann, sehr zum Leidwesen von Janus, mit seinem Gefolge weiter nach Gleiberg.
    Zwei Wochen später wurde die Eskeburg Schauplatz eines ganz besonderen Ereignisses. Der Kaiser selbst kehrte bei ihnen ein.
    Janus stand auf der Motte und blickte hinab auf das mächtige Gefolge des Kaisers, der auf dem Weg nach Goslar auf der Eskeburg haltmachte. Die Burg bot nicht genug Platz für so viele Menschen, deshalb lagerte der Tross vor der Burg, an den Ufern der Rumia.
    Am späten Nachmittag wurde Janus dem Kaiser vorgestellt. Mit seiner stattlichen Erscheinung und dem langen, braunen Bart wirkte er wie der Heilige Petrus selbst. Anschließend schickte Siegmar alle Diener und auch Janus hinaus. Offenbar gab es etwas Wichtiges zwischen seinem Vater und dem Kaiser zu besprechen. Janus´ Neugier war augenblicklich geweckt. Er tat, als schließe er die Tür,
    lauschte jedoch durch den Türspalt.
    »Ist er vor der Burg geblieben?«, fragte Siegmar und Janus konnte aus seiner Position sehen, wie sich die Miene seines Vaters verfinsterte.
    »Rudolf von Rheinfelden weigert sich, Euch seine Aufwartung zu machen. Er sagt, Ihr seid ein Adeliger niederen Standes und ein Götzenanbeter dazu, und dass er seinen Fuß nur auf diesen heidnischen Ort setzen würde, wenn
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