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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition)
Autoren: Dieter Beckmann
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ersten Moment an, als ich sie erblickte. Ich habe Mathilde von Northeim geliebt, wie nie zuvor eine Frau in meinem Leben. Ich tat es für Sachsen und ich tat es für Mathilde. Vergib mir, Janus!«
    Jetzt erkannte er, wie die Dinge zusammenhingen. Woher Mathilde all die Dinge wusste. Er spürte Tränen in sich hochsteigen. Was sollte er tun? Johannes Wohlfarth, einer der teuersten Menschen in seinem Leben, lag sterbend vor ihm und offenbarte seinen größten Verrat. Der Stallmeister sackte zurück, umklammerte jedoch weiter Janus´ Hand. Das Sprechen fiel ihm immer schwerer. »Ich habe dich geliebt, so wie ich deinen Vater geliebt habe! Gott ist mein Zeuge!«.
    Janus sah in seine Augen. Diese Augen, deren Wärme er sein ganzes Leben lang gemocht hatte. Schon als Kind hatte er ihm vertraut.
    Janus musste an seinen Vater denken: Jeder Mensch spürt, wenn er Unrecht tut, wahre Stärke liegt in dem, der das Unrecht sieht und es ändert. Dann erinnerte er sich an die Worte der Äbtissin: Wir sind alle nur Menschen, Janus von Esken. Er blickte Johannes an, nahm dessen Hand noch fester in seine und sagte: »Sprich nicht weiter! Ich vergebe dir!« Sie schwiegen eine Weile und blickten einander in die tränennassen Augen.
    Johannes´ Atem wurde schwerer und langsamer, bis er schließlich still stand. Er war tot und seine Tränen verebbten, doch die von Janus flossen weiter. Eine innerliche Starre erfasste ihn. Er hatte das Gefühl, durch Johannes´ leblosen Körper hindurchzusehen. Nach einer Weile spürte er eine Hand auf seiner Schulter.
    »Lass ihn gehen!«, sagte Hermann, der hinter ihm stand. Der Pfeil hatte ihn, dank seiner Rüstung, nicht so schwer verletzt, wie Janus zuerst befürchtet hatte. Notgar half ihm auf die Beine und Janus schaute zu, wie Hermann vor dem Toten niederkniete, sich bekreuzigte, Johannes´ Hände faltete und ihm die Augen schloss.

LVII
    Wilfried von Breyde ritt wie der Teufel. Sein König war tot. Gestorben durch Gottes Hand, erzählten die Männer. Die Schlacht bei Hohenmölsen war zwar gut für sie ausgegangen, doch Rheinfelden erlag seinen schweren Verletzungen. Er war in Wilfrieds Armen gestorben und hatte ihm mit seinen letzten Atemzügen aufgetragen, die Heilige Lanze nach Rom zu bringen und sie dem Papst zu übergeben. Doch er dachte gar nicht daran. Der Widerstand gegen Heinrich würde sich neu formieren, ein neuer König musste gewählt werden. Diesem wollte er die Lanze überreichen und Wilfried wusste auch, wer die größten Aussichten hatte, König zu werden, wem die Männer am meisten Vertrauen entgegenbrachten: Otto von Northeim. Sicher verwahrt trug er die Lanze auf dem Rücken und galoppierte durch das Tor der Rüdenburg. Gleich nach der Schlacht hatte er sich auf den Weg gemacht. Er wusste, dass Konrad von Werl mit dem König nach Böhmen geflohen war.
    Im Burghof sprang er vom Pferd, überreichte die Zügel einem Bediensteten und rief einem Pagen zu: »Bringe mich zu deiner Herrin, rasch!«
    Der Junge nickte und Wilfried folgte ihm in die Halle. Mathilde saß an einem Webrahmen. Als sie Wilfried bemerkte, erhellten sich ihre Züge. »Wilfried von Breyde, welche Ehre! Was ist geschehen? Was führt Euch zu mir?«
    Wilfried schickte die Pagen, die sich in der Halle befanden, hinaus und erzählt Mathilde in wenigen Worten vom Tode Rudolfs und der Schlacht bei Hohenmölsen. Mit ernster Miene hörte ihm Mathilde zu, dann erhob sie sich und sagte nachdenklich: »König Rudolf ist tot. Konrad und der König sind in Böhmen. Wo ist mein Vater?«
    »Wahrscheinlich auf dem Weg zurück zu seiner Burg«, entgegnete Wilfried.
    »Was hast du nun vor?«
    Wilfried nahm das Leinenbündel von seinem Rücken. »Ich bin immer noch im Besitz der Heiligen Lanze. Rudolf trug mir auf, sie dem Papst zu übergeben. Nach der Schlacht verstreuten sich alle. Die Fürsten der Mauritiusbruderschaft sind tot oder versuchen sich neu zu formieren. Es gibt nur einen Mann, der in der Lage ist, alle zu vereinen, und das ist dein Vater, Mathilde. Du musst mir helfen, ihn davon zu überzeugen, die Krone zu nehmen. Begleite mich zu seiner Burg, wir übergeben ihm die Lanze. Otto von Northeim muss König werden!«
    Mathilde ging in Gedanken versunken hin und her. »Das wird schwierig werden, ich kenne meinen Vater. Aber du hast recht, wir müssen es versuchen!«
    Schon am nächsten Tag machte sich Wilfried mit Mathilde auf den Weg. Nach zwei Wochen erreichten sie die Burg des Northeimers. Der empfing sie in seiner
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