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Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition)
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
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nur ohne die Schlange, und ich habe mich immer gefragt, wo die Schlange steckt. Meine Familie ist mit allen hier stets gut ausgekommen. Aber ich wollte nie hierbleiben. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich hierhergehöre. Ich hätte nie gewagt, es meine Heimat zu nennen, nur für den Fall, dass ich vielleicht die Schlange war.«
    Joshua versuchte, in Sallys Miene zu lesen. »Tut mir leid.«
    Das schien der falsche Kommentar zu sein. Sie schaute weg. »Ich glaube wirklich, dass dieser Ort sehr wichtig ist, Joshua. Für uns alle. Für die gesamte Menschheit, meine ich. Er ist immerhin einzigartig. Aber was passiert, wenn die Kolonisten hier einfallen? Ich meine die ganz normalen Kolonisten, die erste Welle, mit ihren Spaten, Hacken und Bronzegewehren, mit ihren Frauenverprüglern und Betrügern? Wie soll Happy Landings das überstehen? Wie viele Trolle werden erschossen, abgeschlachtet und versklavt werden?«
    »Vielleicht setzt sich, wer auch immer hinter diesem Experiment steckt, dann zur Wehr.«
    Sie erschauerte. »Wir fangen schon an, wie Lobsang zu denken. Lass uns von hier abhauen, Joshua, irgendwohin, an einen normalen Ort. Ich brauche dringend Urlaub …«

50
    E inen Tag später, in einer weit entfernten Welt, sammelte Helen Green in der warmen Dämmerung Pilze. Sie spazierte etliche Meilen außerhalb der neuen Siedlung Reboot über ein höher gelegenes Fleckchen Land.
    Da vernahm sie ein leises Seufzen, wie ein bewusstes Ausatmen. Auf dem Gras stand ein schlanker brünetter Mann, und neben ihm eine Frau, die so aussah, als gehörte sie genau dorthin. Hereinwechselnde Besucher waren nichts Ungewöhnliches. Allerdings machten sie nur selten einen so verwirrten Eindruck wie diese beiden. Auch nicht so schmuddelig. Und sie hatten nur selten glitzernden Frost auf ihren Jacken.
    Außerdem tauchten nur sehr, sehr wenige mit einem riesigen Luftschiff auf, das über ihren Köpfen schwebte. Helen überlegte, ob sie davonrennen und jemanden herbeiholen sollte.
    Der Mann legte zum Schutz gegen die Sonne die Hand an die Stirn. »Wer bist du?«
    »Ich heiße Helen Green.«
    »Ach – die Bloggerin aus Madison? Ich habe gehofft, dass wir dich mal kennenlernen.«
    Sie funkelte ihn an. »Und wer sind Sie? Doch hoffentlich nicht schon wieder einer vom Finanzamt! Den Letzten haben wir aus der Stadt gejagt.«
    »Nein, keineswegs. Ich heiße Joshua Valienté.«
    » Der Joshua Valienté?« Sie spürte peinlicherweise, dass sie rot anlief.
    Die Frau an Joshuas Seite sagte verächtlich: »Gib mir Kraft.«
    Helen Green sah aus wie achtzehn oder neunzehn, fand Joshua. Sie trug ihr rotblondes Haar zweckmäßig nach hinten gekämmt und am Hinterkopf zusammengebunden. Am Arm trug sie einen Korb mit irgendwelchen Pilzen. Sie hatte ein Hemd und eine lange Hose aus einer Art Hirschleder und passende Mokassins an. Auf der Datum wäre sie damit natürlich sofort aufgefallen, aber sie wirkte auch nicht so, als wäre sie einem Museum über die Kolonialzeit entsprungen. Joshua stellte fest, dass es sich keineswegs um einen Retrostil aus alten Pionierzeiten handelte. Helen Green war etwas Neues auf der Welt, besser gesagt, den Welten. Außerdem war sie ziemlich hübsch.
    In Reboot ließ sich ohne Probleme eine Übernachtungsmöglichkeit finden, sobald die Bewohner sich darüber einig waren, dass man kein Verbrecher oder Bandit war. Oder schlimmer noch, ein Regierungsvertreter von der Datum, die sich den Kolonisten gegenüber seit geraumer Zeit ungewohnt feindlich zeigte. Während ihres Aufenthalts in Reboot stellte Joshua fest, dass die einheimischen Siedler sogar die Hobos, wie sie sie nannten, willkommen hießen. Bei diesen handelte es sich um einen Schlag ziemlich ruppig aussehender Wanderer, die die Lange Erde durchstreiften, offensichtlich ohne die Absicht, sich irgendwo niederzulassen – und die von daher auch Reboot nicht viel zu bieten hatten. Andererseits war hier draußen jeder, der eine neue Geschichte zu erzählen wusste, willkommen, egal wie kurz er zu bleiben gedachte – solange er bereit war, für Übernachtung und Verpflegung ein Feld zu pflügen oder etwas Holz zu hacken.
    Abends saßen Joshua und Sally unter der dunklen Silhouette der Mark Twain allein am Feuer zusammen.
    »Mir gefallen die Leute hier«, sagte Joshua. »Es sind gute Menschen. Vernünftige Menschen, die das Richtige tun.« Er hatte diesen Eindruck, weil er nun einmal so war, und das akzeptierte er. Es gefiel ihm, wenn die Leute taten, was zu tun war,
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