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Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition)
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
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einprägsamer Slogan.
    Clichy meldete sich mit neuen Informationen. Die einzige Warnung, die bei der Polizei eingegangen war, stammte von einem Jugendlichen, der völlig aufgelöst in eine Polizeiwache in Milwaukee gestürzt war. Fünfzehn Jahre alt. Er war mit einer Bande Menschheitsligisten herumgezogen, weil er dazugehören und Mädchen kennenlernen wollte. Aber er hatte sie angelogen. Er war nämlich ein natürlicher Wechsler. Als die Ligisten ihm auf die Schliche gekommen waren, hatten sie ihn zu einem Arzt gebracht, einem Mann, der auf der schwarzen Liste der Polizei von Madison stand. Der hatte ihm den Schädel geöffnet, eine Elektrode eingeführt und ihm Gehirnzentren weggebrannt, die mit dem Wechseln in Verbindung gebracht werden. Daraufhin war der Junge blind geworden, ob er nun immer noch wechseln konnte oder nicht. Also war er zur Polizei gegangen und hatte ausgepackt, hatte erzählt, was seine Freunde in Madison vorhatten.
    »Der Junge wusste nur, dass die Ligisten im Besitz von etwas waren, das sie ›Atomkoffer‹ nannten. Ich lese in meiner Anweisung hier, dass das einzige Gerät, auf das diese Beschreibung passt und das je in den USA hergestellt wurde, das W54.A. SADM ist, und das steht für Special Atomic Demolition Munition. Die Sprengkraft beträgt ungefähr sechs Kilotonnen, also ungefähr ein Drittel von Hiroshima. Oder aber sie sind an ein russisches Gerät herangekommen, etwa ein RA-115. Stell dir vor, Spooky, angeblich hat die alte Sowjetunion damals etliche von diesen Dingern in den ganzen USA verteilt. Nur für alle Fälle, sozusagen.«
    Jansson hatte den Capitol Square erreicht. An den meisten Tagen fanden hier Kunstausstellungen oder Bauernmärkte statt, die inzwischen um die exotischen Produkte aus Dutzenden anderer Welten erweitert worden waren. Gelegentlich gab es hier auch die eine oder andere Protestkundgebung. Heute waren auffällig viele Polizisten, Heimatschutz- und FBI-Leute zu sehen, einige von ihnen in ABC-Schutzanzügen, als könnten sie damit irgendetwas abwenden. Dazu kamen ihre unterschiedlichen Fahrzeuge plus die über den Köpfen schwebenden Hubschrauber. Die Mutigsten der Mutigen, dachte Jansson, diejenigen, die zur Bombe hin liefen. Als sie den Platz mit eiligen Schritten überquerte, schaute sie die State Street hinunter, die den Hauptcampus der Uni Wisconsin in einer schnurgeraden West-Ost-Linie mit dem Platz vor dem Capitol verband. Auf der State gab es trotz der Rezession und der Entvölkerung durch die Lange Erde immer noch jede Menge florierende Restaurants, Espresso-Bars und Geschäfte. Sie war nach wie vor das pulsierende Herz der Stadt. An diesem Nachmittag wimmelte es dort von Studenten und Einkaufsbummlern. Einige sahen aus, als seien sie eilig zu Schutzräumen unterwegs, andere nippten an ihren Kaffees und schauten auf ihre Handys und Laptops. Einige lachten, obwohl Jansson durch das Sirenengeheul deutlich die Stimme aus einem Streifenwagenlautsprecher hörte, die alle dringend dazu aufforderte, irgendwo nach drinnen zu gehen oder zu wechseln.
    »Die Leute wollen es nicht glauben, Chef.«
    »Erzählen Sie mir mehr.«
    Sie verließ den Wagen, hielt jedem, der sich ihr in den Weg stellte, ihre Marke unter die Nase, schob sich durch die Reihen zum Capitol-Hügel hinauf. Der Lärm der Sirenen, der vom Beton zurückgeworfen wurde, war ohrenbetäubend, fast unerträglich. Die Leute ergossen sich förmlich über die vier breiten Treppen, die von dem Gebäude herabführten. Es handelte sich dabei um Mitglieder der Landesregierung, Lobbyisten und Anwälte in gut gebügelten Anzügen. Am Fuß einer der Treppen saß eine eher bunt gemischte Gruppe von Zivilisten, die von einem locker geschlossenen Kreis bewaffneter Polizisten und Leuten von der Heimatensicherung bewacht wurden. Es stellte sich heraus, dass sie sich gerade auf dem Platz aufgehalten hatten, als der Alarm losging, also hatte man sie sofort zusammengetrieben und ihre Wechsler, die Handys und die eine oder andere Waffe konfisziert. Jansson stand ein Stück außerhalb des abgezirkelten Areals und suchte nach bekannten Gesichtern in den empörten und verängstigten Grüppchen von Touristen, Geschäftsleuten und Menschen beim Einkaufen. Einige von ihnen trugen Wechsler-und-stolz-darauf-Armbänder, die sie den Beamten unter die Nase hielten. Ich bin nicht von der Menschheitsliga! Sehen Sie doch!
    Dort, ein Stück von den anderen entfernt, saß auch Rod Green.
    Jansson setzte sich neben Rod. Sie wusste, dass er
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