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Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition)
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
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ein gutes Stück nordöstlich der City. Sie rannte bereits im Laufschritt aus dem Gebäude heraus und auf den Parkplatz zu. Keuchend stellte sie fest, dass sie jedes einzelne ihrer gut vierzig Jahre spürte.
    Eine Sirene fing an zu heulen.
    »Eine Atombombe? Wie zum Teufel …«
    »Irgend so ein Kofferdings. Die Warnungen gehen bereits raus. Hören Sie zu, Sie müssen Folgendes tun: Bringen Sie die Leute in die Gebäude. Haben Sie verstanden? Nach Möglichkeit in Räume unterhalb des Straßenniveaus. Falls Sie sie erst überzeugen müssen, erzählen Sie ihnen, dass ein Tornado kommt. Wenn dieses Ding explodiert, kann man die direkten Strahlenopfer außerhalb von Ground Zero auf ein Minimum reduzieren, wenn … verdammt noch mal, Jansson, war das eben Ihre Autotür?«
    »Erwischt, Chef.«
    »Sagen Sie mir, dass Sie die Stadt verlassen.«
    »Leider nein, Sir.« Schon kamen die ersten Leute aus den Bürogebäuden, Läden und Wohnhäusern heraus und schauten sich verstört im Sonnenlicht des hellen Herbsttages um. Andere wiederum rannten reflexartig in die Häuser hinein. Wisconsin bekam jedes Jahr seinen Anteil an Tornados ab, deshalb wussten die Leute, dass man solche Warnungen ernst nehmen sollte. Es würde nicht mehr lange dauern, bis alle Straßen verstopft waren, weil die Leute aus der Stadt fliehen wollten, ganz egal wie die Anweisungen der Behörden lauten mochten.
    Sie drückte aufs Gas, solange die Straße noch relativ frei war, stellte die Sirene an und raste in nordwestlicher Richtung auf das Capitol zu.
    »Verdammt, Lieutenant.«
    »Hören Sie mal, Chef, ich weiß ebenso gut wie Sie, dass für diesen Mist irgend so ein Heini von einer Menschheitsliga-Splittergruppe verantwortlich ist. Und das gehört zu meinem Aufgabenbereich. Vielleicht fällt mir vor Ort etwas auf, vielleicht erkenne ich einen der üblichen Kandidaten. Vielleicht kann ich das Ding noch rechtzeitig abschalten.«
    »Oder Sie kriegen Ihren Lesbenarsch ordentlich gegrillt!«
    »Nein, Sir.« Sie klopfte an ihre Hüfte. »Ich habe meinen Wechsler dabei …«
    Obwohl ihr Wagen selbst einen Heidenlärm veranstaltete, hörte sie weitere Sirenen aufjaulen. Über mehrere Systeme kamen Notmeldungen herein: ein Notruf als R-Gespräch auf ihrem Privathandy, E-Mails auf ihrem Tablet, wichtige Durchsagen vom Katastrophenalarm über Funk. Nichts davon war ausreichend.
    »Hören Sie, Chef. Bei dieser Geschichte müssen Sie eine andere Taktik anwenden.«
    »Was reden Sie da?«
    »Wie es aussieht, befolgen alle die üblichen Vorschriften. Wir müssen dafür sorgen, dass die Leute wechseln. Egal wohin, nach Westen oder Osten, Hauptsache weg von Madison Zero.«
    »Sie wissen so gut wie ich, dass nicht alle wechseln können. Abgesehen von den Phobikern gibt es die Alten, kleine Kinder, die Bettlägerigen, Patienten im Krankenhaus …«
    »Dann sollen die Leute sich gegenseitig helfen. Wenn du wechseln kannst, dann wechsle. Aber nimm jemanden mit, der nicht wechseln kann. Dann geh zurück und wechsle wieder. Und wieder und wieder …«
    Er schwieg einen Augenblick. »Das haben Sie sich schon länger ausgedacht, was, Spooky?«
    »Deshalb haben Sie mir damals doch diesen Job gegeben, Jack.«
    »Sie sind verrückt.« Eine kurze Pause. »Ich mach’s, wenn Sie verdammt noch mal umdrehen.«
    »Auf gar keinen Fall, Sir.«
    »Sie sind gefeuert, Spooky.«
    »Zur Kenntnis genommen, Sir. Aber ich bleib trotzdem dran.«
    Sie erreichte die East Washington, von wo aus sie das weiß in der Sonne schimmernde Capitol bereits sehen konnte. Überall liefen Leute umher, kamen aus den Bürohäusern und Läden heraus oder gingen hinein. Einige versuchten, Monicas Streifenwagen hektisch winkend anzuhalten. Sie sahen genervt aus und wollten sich wahrscheinlich über den Lärm der Sirenen beschweren, die immer noch und allem Anschein nach völlig grundlos in der ganzen Stadt heulten. Der Wagen vor ihr fuhr eines der beliebten alten Green-Bay-Packers-Nummernschilder spazieren. An den Wänden hingen Plakate, auf denen Brian Cowley mit besorgtem Gesichtsausdruck und ausgestrecktem Zeigefinger zu sehen war, sie schienen sich wie ein Virus auszubreiten.
    Man konnte sich unmöglich vorstellen, dass das alles in wenigen Minuten nur noch eine Wolke radioaktiver Staub sein sollte. Schon kamen über das Autoradio hastig gesprochene Durchsagen, die die Leute zum Wechseln aufforderten, unterbrochen von den Standardaufforderungen: Wechseln und helfen. Wechseln und helfen … Sie lächelte. Ein
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