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Die Lagune Der Flamingos

Die Lagune Der Flamingos

Titel: Die Lagune Der Flamingos
Autoren: Sofia Caspari
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was?«, lachte er.
    Annelie erwiderte nichts. Philipp lachte wieder. Zum ersten Mal fiel ihr auf, dass er wie sein Vater klang.
    Auf dem Rückweg lief sie Arthur in die Arme. Erschrocken stellte Annelie fest, dass der junge Wolgadeutsche sie misstrauisch ansah.

Fünfzehntes Kapitel
    »Mina«, stöhnte Frank und brach über der jungen Prostituierten zusammen.
    Die Frau wartete einen Moment lang, bevor sie unter ihm hervorglitt und sich neben ihn auf den Bettrand setzte.
    »Mina? Ich dachte, deine Verlobte heiße Cathy.«
    Ja, dachte Frank, Cathy … Er schwieg. Er stellte sich immer vor, Mina in den Armen zu halten, fiel ihm jetzt auf, niemals Cathy.
    Einige Zeit nachdem Cathy und er damals getanzt hatten, hatten sie sich miteinander verlobt, aber sie hatten bisher nicht geheiratet. Immer wieder hatte er einen Rückzieher gemacht, immer wieder hatte er irgendeine Ausrede parat.
    Du musst Cathy die Wahrheit sagen, fuhr es ihm durch den Kopf, du hast Mina nicht vergessen, und du wirst es wohl auch nie tun. Du musst sie freigeben oder …
    Er stand auf, nahm seine Kleidung vom Boden und schlüpfte rasch in Hemd, Hose und Schuhe.
    Es war wieder so weit. Der Unabhängigkeitstag nahte. Einmal noch wollte er New York für eine Weile verlassen und nach Buenos Aires zu fahren. Endgültig Abschied nehmen vom Traum von einem Leben mit Mina, das es nie geben würde. Dann hatten womöglich auch Cathy und er eine Chance.

Sechzehntes Kapitel
    Zwar gelang es Eduard und Arthur nicht, den Dieb oder die Diebe festzusetzen, aber es wurden auch keine neuen Tiere gestohlen. Nach zwei Wochen feierten sie ihren Erfolg mit einem guten Abendessen. Appollonia hatte gekocht, Annelie den Nachtisch beigesteuert – eine mazamorra , Maisbrei mit Milch, mit Honig und Zucker gesüßt. Sie tranken Wein aus Mendoza dazu.
    Nun war das Essen vorüber. Annelie machte sich mit langsamen Bewegungen daran, das Geschirr vom Tisch zu räumen. Eben noch hatten sie alle hier zusammengesessen. Es war, als hingen das Lachen und Scherzen noch in diesem Raum. Sie hielt inne und horchte. Von draußen waren Eduards, Arthurs und Minas Stimmen zu hören. Man lachte und scherzte immer noch. Annelie konnte sich nicht erinnern, wann sie Eduard und die anderen das letzte Mal in solch fröhlicher Stimmung gesehen hatte. Es klirrte leise, als sie weitere Gläser und Teller auf das Tablett stapelte, das eines der Dienstmädchen schon auf der Anrichte bereitgestellt hatte.
    Wäre Eduard jetzt hier, fuhr es ihr durch den Kopf, würde er mir sagen, dass dies nicht meine Aufgabe ist. Er würde sagen: Komm mit uns auf die Veranda und genieße den letzten Sonnenschein. Annelie schluckte heftig an den Tränen, die ihr nun unaufhaltsam die Kehle hinaufsteigen wollten.
    Ich habe die falschen Entscheidungen getroffen, fuhr es ihr durch den Kopf, ich habe wieder einmal alles falsch gemacht. Sie spürte, wie ihr die ersten Tränen über die Wangen rannen. Sie fingen sich in den Mundwinkeln, ließen sie Salz schmecken, verloren sich auf dem Kinn und in der Halsbeuge.
    Aber Mina soll doch nicht wissen, dass ich eine Mörderin bin. Das will ich ihr doch ersparen, nachdem ich so lange gelogen habe …
    Annelie seufzte.
    Sie hatte nie etwas für sich gefordert. Sie hatte alles immer nur für Mina gewollt. Doch nicht einmal für sie hatte sie etwas erreichen können. Eduard liebte ihre Tochter nicht. Eduard liebte sie, Annelie, die Falsche …
    Das Zittern, gegen das sie ankämpfte, wollte ihr jetzt auch die Kehle zuschnüren. Annelie japste wie eine Ertrinkende nach Luft. Dann wurde ihr schwarz vor Augen, und sie stürzte zu Boden.
    Das Nächste, was Annelie mitbekam, war, dass jemand ihren Kopf im Schoß gebettet hielt und ihr das verschwitzte Haar aus der Stirn strich, während eine männliche Stimme immer und immer wieder fragte: »Annelie, was ist mit dir? Annelie, was ist passiert?«
    »Eduard …«, hauchte sie und schloss die Augen. Sie musste es ihm sagen, jetzt … Sie musste.
    »Du weinst, Annelie? Aber warum? Habe ich irgendetwas getan? Wir müssen jetzt endlich reden, Annelie. Ich wollte …«
    »Nein, nein …«
    Eduard durfte nicht weitersprechen. Er musste aufhören damit. Jetzt schien er einen Moment zu überlegen. Seine Lippen bewegten sich.
    »Hilfst du mir hoch, bitte?«, bat sie leise.
    Er tat, wie ihm geheißen. Wenige Atemzüge hielten sie sich aneinander fest.
    Es wäre so schön, dachte Annelie, wenn ich so stehen bleiben könnte. Es wäre schön, wenn wir die Zeit
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