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Die Läuferin von Pern

Titel: Die Läuferin von Pern
Autoren: Anne McCaffrey
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vorsichtig auf die entsprechenden Stellen, bis die ganze Lösung aufgesogen war.
    Auch wenn sie einer Infektion vorgebeugt hatte, würde sie den Spott über ihren Sturz ertragen müssen, wenn sie zur Station kam. Läufer sollten auf den Füßen bleiben und im Gleichgewicht. Nicht, daß ein Reiter etwas auf dem Weg zu suchen gehabt hätte. Gewiß würde ihr auch das helfen, die Identität des Reiters herauszufinden, davon abgesehen, daß er dreist genug war, auf einem Laufweg zu reiten. Und wenn sie nicht lange genug dort war, um ihm eine dicke Lippe zu verpassen, würde ihm vielleicht ein anderer Läufer an ihrer Statt die Lektion erteilen. Läufer scheuten nicht davor zurück, sich bei Burgherren oder ihren Haushofmeistern zu beschweren, wenn jemand ihre Rechte verletzte.
    Nachdem sie getan hatte, was sie konnte, unterdrückte sie ihre Wut: Die brachte den Beutel nicht an seinen Zielort.
    Und sie durfte nicht zulassen, daß ihre Wut ihren gesunden Menschenverstand überwand. Ihr Beinahe-Zusammenstoß war noch relativ glimpflich verlaufen, sagte sie sich nachdrücklich.
    Was waren schon ein paar Kratzer! Aber es fiel ihr schwer, wieder Tritt zu fassen. Sie war so locker gelaufen, und obendrein war dieser Abschnitt fast zu Ende gewesen.
    Sie hätte tot sein können, wenn sie bei der Geschwindigkeit, die sie beide gehabt hatten, mit dem Lauftier zusammengestoßen wäre. Wenn sie nicht die Umsicht besessen hätte, die Mitte des Weges zu verlassen ... wo von Rechts wegen ihr Platz war, nicht seiner ... wenn sie den Hufschlag nicht durch ihre Schuhe gespürt und den keuchenden Atem des Tiers gehört hätte ... Nun, beide Nachrichtenbündel hätten aufgehalten werden können! Oder verlorengehen.
    Ihre Beine fühlten sich schwer an, und sie mußte sich darauf konzentrieren, wieder ihren Rhythmus zu finden. Widerwillig sah sie ein, daß ihr das wahrscheinlich nicht gelingen würde, und begnügte sich damit, ihre Energiereserven zu schonen.
    Ins Ende der Nacht zu laufen, die Dämmerung hinter sich, war nicht das Vergnügen, das es hätte sein können, und das ärgerte Tenna noch mehr. Wenn sie erst herausfand, wer dieser Reiter war! Sie würde ihm schön Bescheid sagen. Auch wenn gesunder Menschenverstand ihr sagte, daß sie den Mann kaum wiedersehen würde. Er war nach außen unterwegs, sie nach innen. Wenn er es so eilig hatte, konnte er ein Postenreiter und zu einem weit entfernten Ziel unterwegs sein. Burgherren konnten sich solche Dienste und die Stallhaltung der großen Lauftiere leisten. Aber er hätte nicht auf einem Laufweg unterwegs sein dürfen. Es gab Straßen für Tiere! Hufe konnten die Oberfläche des Pfads aufreißen, und der Stationsleiter mußte Stunden darauf verwenden, Rasenstücke zu ersetzen, die Hufe herausgerissen hatten. Sie hoffte nur, andere Läufer auf dem Weg würden ihn rechtzeitig hören! Das ist ein Grund, warum man sich auf seinen Lauf konzentriert, Tenna. Auch wenn du keinen Grund zu der Annahme hattest, du warst nicht allein mit der Nacht und dem Mond auf einem Laufweg.
    Die Läuferstation lag dicht unterhalb des Haupteingangs der Burg Fort. Den Geschichtsbüchern zufolge hatten die Läufer in Fort vor Hunderten und Aberhunderten Planetenumläufen als Boten für kurze Strecken den Anfang gemacht, noch ehe die Trommeltürme erbaut worden waren. Burg Fort hatte die Fähigkeiten der Läufer für viele Aufgaben eingesetzt, besonders während des Sporenregens, als Läufer sämtliche Bodenmannschaften begleitet hatten und in Notfällen als Kuriere unersetzlich gewesen waren. Der Bau der Trommeltürme und die Züchtung der Lauftiere hatten dem Bedarf Perns an Läufern kein Ende bereitet. Diese Hauptverbindungsstation war die größte, die jemals gebaut worden war, nur um Läufer unterzubringen und zu versorgen. Drei Stockwerke hoch, hatte man Tenna gesagt, und mehrere in die Felswand der Burg hinein. Außerdem besaß sie eine der besten Badeanlagen des gesamten Kontinents: fließend heißes Wasser in tiefen Wannen, die jahrhundertelang Schmerzen und Krämpfe von Läufern gelindert hatten.
    Cesila hatte Tenna mit allem Nachdruck empfohlen, Fort einen Besuch abzustatten, sollte sie so weit nach Westen kommen.
    Und nun war sie da und nur zu bereit, die Einrichtungen schätzen zu lernen.
    Sie war sehr müde und nicht nur außer Tritt, vielmehr tat ihr jeder Schritt die breite Straße hinab weh, die zu ihrem Ziel führte. Ihre Hände brannten von dem Harz, und sie hoffte, daß sie keine Splitter mehr
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