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Die Läuferin von Pern

Titel: Die Läuferin von Pern
Autoren: Anne McCaffrey
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darin hatte. Aber Hände waren noch lange keine Füße.
    Tierhalter, die früh aufgestanden waren, um das Vieh zu füttern, winkten ihr fröhlich zu und lächelten, und ihre Freundlichkeit stellte Tennas gute Laune teilweise wieder her. Sie wollte, wenn sie schon zerkratzt war, nicht auch noch verdrießlich hier eintreffen, nicht bei ihrem ersten Besuch.
    Es war fast, als hätte der Stationsleiter einen sechsten Sinn für ankommende Läufer, denn die Doppeltür wurde bereits aufgerissen, als sie keuchend und abrupt zum Stehen kam und die Hand hob, um am Glockenstrang zu ziehen.
    »Dachte mir doch, daß ich jemanden kommen gehört habe.«
    Der Mann grinste zur Begrüßung und streckte beide Hände aus, um sie zu stützen. Er war einer der ältesten Männer, die sie je gesehen hatte: Seine Haut war ein Netz aus Falten und Runzeln, aber seine Augen waren klar - für diese Stunde -, und er schien ein fröhlicher Mensch zu sein. »Und eine Neue obendrein, auch wenn du mir gar nicht so unbekannt vorkommst.
    Ein hübsches Gesicht ist ein großartiger Anblick an einem schönen Morgen.«
    Tenna holte genug Luft, um ihren Namen zu sagen, und betrat die große Eingangshalle. Sie löste den Kurierbeutel, während sie die Anspannung in den Beinmuskeln lockerte.
    »Tenna über Zwei-Null-Acht mit Botschaften aus dem Osten.
    Alle sind für Fort bestimmt.«
    »Willkommen in Dreihundert, Tenna«, sagte er und notierte mit Kreide sofort ihre Ankunftszeit auf der schweren, alten Tafel neben der Tür. »Alle für hier, ja?« Er gab ihr einen Becher, ehe er den Beutel öffnete, um den Inhalt zu überprüfen.
    Mit dem Becher in der Hand ging sie wieder hinaus, während sie immer noch die Beine schüttelte, um die Muskeln zu lockern. Zuerst spülte sie den Mund aus und spie den ersten Schluck auf das Kopfsteinpflaster. Dann trank sie, um zu schlucken. Und es war nicht nur Wasser, sondern ein erfrischendes Getränk, das die trockenen Schleimhäute belebte.
    »Siehst ein bißchen zu schlecht aus für einen normalen Lauf«, sagte der Mann, der an der Tür stand und auf die Blutflecken auf ihrer bloßen Haut zeigte. »In was bist du reingelaufen?«
    »Stichlingsbusch«, sagte sie mit zusammengepreßten Zähnen. »Ein Lauftier hat mich an der Hügelkurve abgedrängt ...ist auf einem Laufweg unterwegs gewesen, dabei muß der Reiter gewußt haben, daß er das nicht darf.« Sie staunte über die Wut in ihrer Stimme, weil sie doch ganz sachlich hatte klingen wollen.
    »Das ist wahrscheinlich Haligon gewesen«, sagte der Stationsmeister und nickte mit mißbilligend gerunzelter Stirn. »Ich hab ihn vor einer Stunde oder so runter zur Tierstallung laufen sehen. Ich habe ihn persönlich davor gewarnt, die Wege zu benutzen, aber er sagte, er spart dabei eine halbe Stunde, und außerdem führt er ein Ex-pe-ri-ment durch.«
    »Er hätte mich umbringen können«, sagte sie, und jetzt war sie richtig wütend.
    »Das solltest du ihm sagen. Vielleicht gelingt es einer hübschen Läuferin, durch seinen Dickschädel zu dringen, denn dem einen oder anderen kräftigen Schlag ist es nicht gelungen.«
    Seine Reaktion gab Tenna das Gefühl, daß ihre Wut berechtigt war. Wütend zu sein ist gut und schön, aber es ist viel besser, bestätigt zu bekommen, daß man ein Recht hat, wütend zu sein. Sie fühlte sich versöhnt. Auch wenn sie nicht einsehen konnte, warum es einen Vorteil bedeutete, hübsch zu sein, wenn man jemandem eine reinhauen wollte. Sie konnte so fest zuschlagen wie der häßlichste Läufer, dem sie je begegnet war.
    »Du brauchst ein ausgiebiges Bad, wenn du Stichlingsbuschdornen in dir hast. Du hast doch etwas dabeigehabt, um die Wunden gleich zu versorgen, oder nicht?« Als sie ein wenig ärgerlich nickte, weil er anzunehmen schien, sie hätte dafür nicht genug Verstand, fügte er hinzu: »Ich kann dir meine Frau schicken, damit sie sich deine Verletzungen ansieht. Falsche Zeit des Planetenumlaufs, um in Stichlingsbusch zu fallen, weißt du.« Sie nickte heftig mit dem Kopf. »Alles in allem hast du eine gute Zeit von Zwei-Null-Acht hierher geschafft«, fügte er anerkennend hinzu. »Das gefällt mir bei einer jungen Läuferin. Zeigt, daß du nicht nur 'n hübsches Gesicht hast. Jetzt geh die Treppe rauf, erste rechts, den Flur entlang, vierte Tür links.
    Sonst ist niemand oben. Handtücher sind auf den Regalen. Laß deine Kleider da, bis zum Abend werden sie gewaschen und getrocknet sein. Du möchtest nach dem Nachtlauf sicher gut essen und dann
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