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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen
Autoren: Brenda Joyce
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berührte ihn eifrig mit den Lippen, erwiderte den Gefallen, den er ihr getan hatte. Rex legte den Kopf zurück. Und dann spürte er nur noch Lust.
     
    Warum war sie nicht schon eher nach Cornwall gekommen?
      Blanche blickte aus dem Kutschenfenster und bewunderte die wilde Einsamkeit der Moore. Eben, karg und baumlos, schienen sie sich endlos weit zu erstrecken. Sie hielt den Kopf aus dem Fenster, spürte den kühlen Wind, und ihre Nase war kalt. Aber der Himmel war strahlend blau, gefleckt mit weißen Wolken, während die Sonne hell und klar schien.
      Sie zog den Kopf zurück. Vor einer Weile hatte ihr Herz begonnen, schneller zu schlagen, als sie die Hauptstraße an dem Schild verlassen hatten, das nach Land’s End zeigte und nach Bodenick Castle. Sie lehnte sich in dem Sitz zurück und spürte den Blick ihrer Zofe auf sich, die ihr gegenüber auf der Bank saß. Jetzt schob sie auch das andere Fenster hoch, um frische Luft in den Wagen zu lassen. Das Meer war von leuchtendem Saphirblau, schien noch weiter zu reichen, bis in die göttliche Ewigkeit. Weiter vorn sah sie ein Stück der Küstenlinie. Der Anblick war atemberaubend. Weiße Wogen schlugen an den hellen Strand, an dessen schwarzen Klippen riesige Felsen lagen.
      „Mylady“, brachte Meg mühsam heraus. „Es ist so k… kalt.“
      Blanche schloss das Fenster. Sie fühlte sich ein wenig atemlos. „Entschuldige, Meg.“ War sie tatsächlich aufgeregt, als wäre diese Fahrt ein Abenteuer? Es schien beinahe so.
      Mit einer Kopfbewegung deutete Meg auf das andere offene Fenster. Blanche wollte es gerade schließen, als sie die Schafe und Rinder bemerkte, die auf dem Moor weideten. Sie mussten sehr nahe an Land’s End sein. Offenbar war sie zu lange in der Stadt gewesen. Dass sie sich so sehr auf die Ankunft freute.
      Sie musste noch Penthwaite besuchen, das Anwesen ihres Vaters. Als sie erkannt hatte, dass ihre Freundinnen recht hatten und sie dem Andrang der Bewerber um ihre Hand entkommen musste und ein paar Ferientage in Cornwall gerade richtig sein würden, beschloss sie, die Gelegenheit zu nutzen und Sir Rex zu besuchen. Sie war an ihm nicht auf die Weise interessiert, die Bess angedeutet hatte. Das war Unsinn. Ihn zu besuchen, war gesellschaftlich angemessen – es nicht zu tun, wäre einer Beleidigung gleichgekommen. Natürlich wäre es korrekter, direkt nach Penthwaite zu fahren, sich dort einzurichten und dann in Land’s End vorzusprechen. Doch der Entschluss, für ein paar Tage in den Süden zu fahren, war so spontan gefasst worden, dass sie keine Zeit gehabt hatten, den Verwalter von Penthwaite über ihre Ankunft in Kenntnis zu setzen. Tatsächlich war nicht ganz klar, wer dieser Verwalter überhaupt war. Ihre Anwälte hatten überhaupt gerade erst herausgefunden, dass dieses Anwesen existierte, denn die Urkunde hatte zwischen zwei Schubladen geklemmt, und das schon seit Jahren. Bess war diejenige, die entschieden hatte, direkt nach Land’s End zu fahren, dort zu übernachten und dann zu dem benachbarten Anwesen zu reisen.
      Es erschien vernünftig, Sir Rex zu bitten, ihnen für eine Nacht Quartier zu bieten. Doch abgesehen von ihrer Zofe Meg reiste Blanche allein. Im letzten Moment war Felicia krank geworden – ein Trick, wie Blanche erkannte, da sie Lord Dagwood nicht verlassen wollte. Bess’ Tochter hatte einen Reitunfall gehabt. Deshalb wollte sie sofort nach Hause, und Blanche hatte ihr versichert, dass es ihr nichts ausmachte, allein zu reisen.
      Und dem war tatsächlich so. Die Einsamkeit war überwältigend, aber sie war auch seltsam wohltuend. Jeden Tag ihres bisherigen Lebens war sie von Freunden oder Besuchern umgeben gewesen. Wenn sie nicht empfing oder selbst Besuche machte, dann ging sie ihren vielfältigen wohltätigen Aufgaben nach, zu denen viele Verabredungen und Treffen zählten.
      Vier Tage waren sie von London aus unterwegs gewesen. Mit jedem Tag kamen sie an weniger Dörfern vorbei, und die Entfernungen dazwischen wurden immer größer. Mit jedem Tag waren sie weniger Reisenden begegnet und nur noch an vereinzelten Häusern vorbeigekommen. An diesem Tag waren sie noch keinem einzigen Fahrzeug begegnet. Vor vielen Stunden hatten sie das letzte Dorf passiert.
      Die Einsamkeit ist herrlich, dachte Blanch und eine große Erleichterung obendrein. Nicht nur, weil sie dem Druck entkam, täglich so viele Herren zu empfangen und sich fragen zu müssen, wen sie heiraten sollte. Es gab auch keine
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