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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen
Autoren: Brenda Joyce
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Besprechungen mehr mit ihren Verwaltern, um die komplizierten Angelegenheiten ihres Vaters zu klären. Keine Besucher, keine Besuche. Für diese kurze Zeit hatte sie keinerlei Verpflichtungen, und das war sehr angenehm. Ein höchst unerwartetes Gefühl von Freiheit erfüllte sie.
      Eine ganze Weile hatte sie jetzt das Land betrachtet und fragte sich, ob sich nicht alle wegen Land’s End täuschten. Vor einer Stunde hatten sie die Abzweigung passiert. Die Straße, auf der sie nun fuhren, war in sehr gutem Zustand – in weitaus besserem als die Hauptstraße. Weidende Rinder und Schafe waren auf dem Moor zu sehen, und sie wirkten rund und gut genährt, anders als ein großer Teil des Viehbestands, den sie bisher gesehen hatte.
      Die Zofe neben ihr bewegte sich unruhig.
      „Meg?“, fragte sie.
      Meg verzog das Gesicht. „Es ist so kalt, Mylady. So kalt und so scheußlich.“
      Blanche schüttelte den Kopf. „Es ist ein kühler Tag, aber wie kannst du sagen, dass das Moor scheußlich ist? In der großen Einsamkeit liegt Schönheit. Schönheit und Kraft. Und hast du das Meer gesehen, Meg? Das ist ganz bestimmt Gottes Werk.“
      Die Zofe sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren.
      Einige Gebäude kamen jetzt in Sichtweite, und die Hügel waren nun kreuz und quer von Hecken bedeckt. Blanche holte tief Luft, als sie plötzlich ein Schloss mit einem einzigen Turm bemerkte, das den Rücken dem Horizont zugewandt hatte, wo das Meer in den Himmel überging.
      Bodenick Castle ist also mitnichten nur ein Herrenhaus, stellte sie fest, als sie aus dem Kutschenfenster blickte, um das Schloss zu betrachten, während sie näher kamen. Mehrere hohe Bäume waren zu sehen, die die Straße zum Hof säumten, wo sich ein einzelner Eichenbaum vor den dunklen Mauern erhob. Eine Herde herrlicher Pferde ergriff die Flucht beim Anblick ihrer Kutsche. Entzückt setzte Blanche sich auf und sah zu, wie die Tiere neben dem Wagen hergaloppierten. Dann wandte sich die Herde ab und verschwand hinter einem Hügel.
      Als ihre Kutsche sich dem Hof näherte, schweifte ihr Blick neugierig umher. An den Schlossmauern rankten wilde Rosen und Wein empor, aber offensichtlich wurden sie gepflegt. Sie wusste nicht viel über Geschichte – aber dieses Schloss war offensichtlich mehrere hundert Jahre alt. Und es war in hervorragendem Zustand – zumindest von außen. Es gab einige Gebäude aus Stein und einen Rohbau, von dem sie vermutete, dass es ein Stall werden sollte. Sie sah verschiedene Wagen, ordentlich zwischen den Gebäuden aufgestellt, und dann hörte sie Hämmern. Neben dem Turm standen mehrere sorgfältig gestutzte Büsche. Alles wirkte sehr ordentlich und gepflegt.
      Bodenick Castle schien nicht so heruntergekommen zu sein, wie die Gerüchte es vermuten ließen. Es ist hervorragend unterhalten, dachte Blanche. Seltsamerweise gefiel ihr die Vorstellung. Und die Countess musste sich keine Sorgen machen – offensichtlich war ihr Sohn mit seinem Anwesen beschäftigt und hatte weder Zeit für die Stadt noch für die Heiratspläne seiner Familie.
      In der Nähe der Eingangstür hielt ihre Kutsche an. Plötzlich zögerte Blanche. Sie hatte keine Nachricht geschickt, und Sir Rex schien seine Einsamkeit zu schätzen. Doch sie war eine Freundin der Familie und nun offensichtlich sogar eine Nachbarin. Sir Rex würde sie nicht fortschicken. Doch jetzt wünschte sie plötzlich, einen Tag später gekommen zu sein, sodass eine Nachricht ihn von ihrer Ankunft hätte in Kenntnis setzen können, egal, wie Bess darüber dachte.
      Zum ersten Mal seit einer Woche dachte sie daran, dass Sir Rex ihr nicht kondoliert hatte. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann beschäftigte sie diese Unhöflichkeit, und in gewisser Weise auch die Tatsache, dass er nicht als ihr Bewerber gekommen war. Andererseits wusste sie instinktiv, dass er kein Mitgiftjäger war, selbst wenn sein Besitz bescheiden genug war, um eine Heirat aus finanziellen Gründen sinnvoll erscheinen zu lassen. Offenbar war er nie auf die Idee gekommen, in ihr eine mögliche Gemahlin zu sehen.
      Dieser Gedanke bereitete ihr Unbehagen. Dabei hielt sie ihn kaum für einen passenden Kandidaten, der um ihre Hand anhalten könnte, noch weniger für einen Ehemann; also hatte es keinen Sinn, sich zu ärgern, dass er nicht zu ihr gekommen war. Sie war eine bekannte Gastgeberin, und er war bekannt für seine Zurückgezogenheit, insofern waren ihre Charaktere sehr
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