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Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Sebastian Fleming
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Schließlich blieb er, die Kirche des Servitenklosters im Rücken, stehen und schüttelte bekümmert den Kopf.
    »Soll denn unsere neue Kirche nur Lug, Trug, Blut und Sünde zum Fundament bekommen?« Vasari konnte den Schmerz des Freundes körperlich fühlen. Plötzlich lachte der Prior laut und bitter auf. »Die Lutheraner haben es leicht. Sie führen Gott im Herzen und brauchen keine Kirchen.« Unstet schweifte sein Blick über den Platz. »Die Ketzer haben ja auch keine Kirche!«, fügte er hinzu. Dann packte er Vasari bei den Schultern, wie um sich selbst zur Ordnung zu rufen. »Du musst das alles aufschreiben, Giorgio. So wie du über Michelangelo und Raffael und Leonardo und über all die anderen, über die Maler und Bildhauer, Goldschmiede und Baumeister geschrieben hast. Schreib das Buch über den Bau des Petersdomes.«
    Vasari blickte seinen gelehrten Freund verständnislos an. »Wem sollte das nützen?«
    »Den Rechtgläubigen und dir. Ersteren, weil wir nur so das Konzil von Trient umsetzen können, denn der Boden der Kirche muss rechtschaffen sein. Und dir, weil dich niemand verfolgen und zu töten versuchen wird, wenn das, was du weißt, alle wissen. Warum soll man dich zum Schweigen bringen wollen, wenn du bereits gesprochen hast?«
    »Und Isabella? Ich muss sie retten!«
    »Hast du schon deinen Kopf verloren, so verliere nicht noch dein Leben! Ich habe einen tüchtigen Mann in Rom, der mir noch etwas schuldig ist. Er wird nach ihr suchen. Außerdem nutze ich die Zeit, um zu erkunden, wie die Stimmung für dich beim Papst ist. Du aber schreib. Schreib um dein Leben, mein Freund!«
    Von dem Buch, das in Rom zurückgeblieben war und das er unbedingt wiederhaben wollte, vom »Buch der Baumeister«, hatte Vasari nichts erzählt. Er wusste nicht warum. Aber eine innere Stimme hielt ihn ab davon.
    Nachdem er den Großherzog aufgesucht und sich seines Schutzes versichert hatte, begab sich Vasari nach Hause, log seiner Frau eine vage Geschichte von einem Überfall vor, denn Isabellas Existenz musste er ihr verschweigen. Wenn er sie schon betrog, wollte er sie nicht auch noch verletzen. Das tat er schon genug dadurch, dass er nicht mehr mit ihr schlief. Sie fragte nicht weiter nach, obwohl sie zu fühlen schien, dass wesentliche Details seiner Erzählung fehlten.
    Doch in dieser Nacht flüchtete er das erste Mal wieder seit zehn Jahren in ihre starken Arme. Es war nicht die Lust, die ihn trieb, sondern die Sucht nach Leben. Er schloss die Augen, denn er wollte sie dabei nicht sehen, weder ihr Gesicht noch ihren Körper, sondern nur im Akt Vergessen finden. Der Beischlaf beglückte ihn nicht, er war das, was er einen nassen Frosch nannte. Nach der Vereinigung sind alle Tiere unglücklich, soll Aristoteles gesagt haben, dachte Vasari, als er am Morgen bedrückt erwachte.
    Vasari fürchtete sich vor dem Tod, dessen Fratze er gesehen hatte. An den Papst schickte er vorsichtshalber einen Entschuldigungsbrief, weil er so überstürzt abgereist war. Er schob alles aufs Alter.
    »Dieses Mal, Heiliger Vater, bin ich ernstlich ausgelaugt. Ich bin jetzt mehr als sechzig Jahre alt und ertrage die enormen Strapazen und Schwierigkeiten, denen man im Laufe dieser so schweren und widerwärtigen Arbeiten begegnet, nicht mehr.«
    Sollte ihn der Papst doch für eine Mimose halten, für einen schwierigen Künstler – solange er nicht den wahren Grund für seine Flucht erfuhr. Aber er schrieb auch noch einen zweiten Brief, wählte den zuverlässigsten seiner Gesellen aus und versprach ihm eine reiche Belohnung, wenn er die Epistel persönlich dem Kardinal Morone übergeben würde.
    »Eminenz, viel hätte ich zu beichten und würde es mit größter Freude und tiefstem Verlangen bei Euch nachholen. Doch Umstände, für die ich nichts kann und die ich auch nicht verstehe, zwingen mich, Rom zu meiden und bei meinem guten Herrn Francesco I. zu verweilen. Euch muss ich nichts erklären, Ihr wisst aus eigener Erfahrung, Eminenz, wie schnell sich Fortunas Rad dreht und man sich plötzlich verkannt und verfolgt fühlen kann, wie uns Gott in dem Moment prüft, in dem wir es am wenigsten von ihm erwarten. Doch genug von mir!
    In Eurem Hause habe ich Madonna Isabella di Vignola kennengelernt. Sie suchte mich auf, dass ich sie male. Ich bin ein Ehrenmann, und sie hat sich weiß Gott nichts zuschulden kommen lassen, was sie zu beichten hätte. Ich schwöre es bei der Heiligen Jungfrau Maria! Aber mein Atelier in der Villa de Belvedere wurde
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