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Die Kunst, gelassen zu erziehen

Die Kunst, gelassen zu erziehen

Titel: Die Kunst, gelassen zu erziehen
Autoren: Petra Kunze , Lienhard Valentin
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ich mir die Situation noch einmal aus der Perspektive meines Sohnes an.
    Simon war es gewohnt, dass ich auf ihn einging, wenn er etwas von mir wollte. In dieser Situation begegnete er aber einem anderen Vater – einem, der in Zeitdruck war. Einem Vater, der ihn eher als Hindernis auf seinem momentanen Weg sah statt als seinen Sohn, der ihn jetzt brauchte. Wenn ich es dem Zeitdruck in mir erlaubte, meine Sicht der Dinge und mein Handeln zu bestimmen, so war ich tatsächlich nicht der Vater, der ich sein wollte.
    Als ich am Abend nach Hause kam und unsere Verbindung wiederhergestellt war, kam ich noch einmal auf den Vorfall zu sprechen und schlug ihm vor,nachzuspielen, wie ich am Morgen gewesen war. Das war nicht leicht mit anzuschauen – er war wirklich gut, und es fiel mir anschließend nicht schwer, mich zu entschuldigen.
    Diese Geschichte hätte aber auch ganz anders verlaufen können. Ich hätte beschließen können, dass es nun an der Zeit sei, eine Grenze zu setzen und notfalls mit Konsequenzen zu drohen, wenn diese Grenze nicht respektiert wird. Ich hätte auf einer Entschuldigung für den »Blödmann« bestehen oder mich mit meinem Arbeitspensum und der Rolle des pflichterfüllenden Hauptverdieners rechtfertigen können. Ich habe all das nicht getan, denn Simon hatte meiner Meinung nach in dieser Situation absolut recht, und ein sechsjähriges Kind muss auch nicht diplomatisch sein. Das Ganze hat sich in Gelächter aufgelöst und ich habe daraus gelernt. Hätte ich mich anders verhalten, hätte unsere Beziehung wohl dauerhaft Schaden genommen, und es ist mehr als fraglich, ob die gesetzten Grenzen auch nur irgendeine positive Folge gehabt hätten. Als Simon älter wurde, hat er sich übrigens von sich aus anders ausgedrückt und entschuldigt, wenn das notwendig war – ohne dass dies jemals von ihm eingefordert wurde.
Unsere Quelle der Freude
    Viele Menschen richten ihr Augenmerk stärker auf Probleme und schauen vor allem auf das, was schwierig ist an ihrem Kind und dem Zusammenleben mit ihm.
    Doch wir haben auch hier die Wahl und können bewusst einen anderen Weg einschlagen, indem wir nach der gemeinsamen Freude – ohne Wenn und Aber – suchen und uns diese immer wieder vergegenwär-tigen: Woran denken wir gerne, wenn wir uns unser Kind vorstellen? Spürt es eigentlich, dass es eine Quelle der Freude für uns ist? Oder vermitteln wir ihm eher das Gefühl, eine Last zu sein? Wir haben die Wahl, uns an der gemeinsamen Freude zu orientieren, statt immer nur darauf zu achten, was nicht so läuft, wie wir uns das vorstellen. Jeden Tag gibt es genügendGelegenheiten, uns auf das zu besinnen, was uns mit unseren Kindern verbindet – das innere Band der Liebe und des WOHLWOLLENS .
    Und auch wenn diese Verbindung und Freude immer wieder mal verloren gehen oder durch negative Emotionen verhüllt werden – wir können uns ihrer erinnern, wie in der Übung (>) . Auch mit der Übung auf der nächsten Seite können Sie nach und nach Ihre Wahrnehmung für die freudigen Angelegenheiten öffnen.
    Wenn du ein Problem hast, versuche es zu lösen. Kannst du es nicht lösen, dann mache kein Problem daraus.
    [ Buddha ]
Ein Geschenk für unser Kind
    Wenn wir unseren Fokus auf die Freude richten, hat das nicht nur eine tief greifende Wirkung auf die Beziehung zu unserem Kind. Wie wirkt es sich erst auf das Lebensgefühl eines Kindes aus, wenn es immer wieder die Erfahrung macht: Ich bin eine Freude für meine Eltern! Das heißt nicht, dass wir ständig in Begeisterung ausbrechen müssen, wenn wir unser Kind sehen. Indem wir einfach diese Grundhaltung einnehmen, vermitteln wir dies subtiler, aber nicht minder wirksam. Aus eigener Erfahrung wissen die meisten von uns nur all-zu gut, wie schwierig es ist, alte negative Selbstbilder als solche zu erkennen und hinter uns zu lassen. Denn unser Selbstwertgefühl hängt wesentlich davon ab, wie wir von unserer Umgebung gesehen wurden.Dies wird verinnerlicht wie die Muttersprache – es wird Bestandteil unseres Denkens und Fühlens, ob wir es wollen oder nicht.
    Hat ein Kind jedoch die Sicherheit, eine Freude für seine Eltern zu sein, kann es ein POSITIVES SELBSTBILD entwickeln, das für sein ganzes weiteres Leben von großer Bedeutung ist. Als Eltern haben Sie die Wahl, Ihrem Kind diesen Schatz mitzugeben, indem Sie, wie der Indianer in der folgenden Weisheitsgeschichte, den liebevollen und mitfühlenden Teil in sich stärken.
    ÜBUNG
    Freude bewusst wahrnehmen
    Nehmen Sie sich
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