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Die Kunst, gelassen zu erziehen

Die Kunst, gelassen zu erziehen

Titel: Die Kunst, gelassen zu erziehen
Autoren: Petra Kunze , Lienhard Valentin
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Eltern, das wäre auch gar nicht gut für sie. Eltern zu sein bedeutet, immer wieder Fehler zu machen. Wir begeben uns schließlich in Neuland, hatten vermutlich selbst keine Kindheit, in der wir bedingungslose Liebe und Respekt in dem Maße erhalten haben, wie wir es gebraucht hätten. Kinder brauchen also KEINE PERFEKTEN ELTERN ! Aber was könnten sich Kinder mehr wünschen als Eltern, die ihr Bestes tun, sich immer wieder neu in sie einzufühlen, die Fehler eingestehen und sich entschuldigen – und die auch über sich selbst lachen können. Jon Kabat-Zinn sagte einmal: »Diese Sache ist zu ernst, als dass man sie zu ernst nehmen dürfe.« Um das Bild des Surfens wieder aufzugreifen: Weder Nachlässigkeit noch Verbissenheit sind dabei hilfreich. Auch wenn wir mal ins Wasser fallen, steigen wir einfach wieder aufs Brett. Und wenn es mal gut läuft, können wir die Freude genießen, die das Leben mit Kindern mit sich bringt.
Innere Zuwendung statt Erziehung
    In unserer Unsicherheit suchen wir oft nach Erziehungsmethoden, die uns den passenden Schlüssel für den richtigen Umgang mit unserem Kind an die Hand geben. Dabei begegnen uns viele Experten, die unterschiedliche Wege vorschlagen, wie Eltern sich verhalten und ihre Kinder erziehen sollten. So kann zwar unser Wissen über Kindererziehung sehr umfassendwerden. Doch bleibt es abstrakt, solange wir nach einem Schema handeln. Und wenn wir nicht achtsam sind, kann es sich sogar zwischen uns und unsere Kinder schieben – und so unsere Wahrnehmung trüben. Es mag einfach klingen, ist aber außerordentlich schwierig, eingefleischte, meist von den eigenen Eltern übernommene Methoden sowie Ratgeberwissen loszulassen. Wir brauchen viel MUT und UNTERSTÜTZUNG , um die innere Kraft zu gewinnen, die dadurch entstehende Unsicherheit auszuhalten.
Wirklich wahrnehmen
    In diesem Buch wurden neue Wege aufgezeigt, wie wir uns selbst und unser Kind wahrnehmen und das gemeinsame Leben gestalten können. Diese Veränderungen eröffnen uns ganz neue Perspektiven. Unser Kind ist nicht länger ein Objekt der Erziehung, an dem wir »herumdoktern« müssen, bis es »richtig erzogen« ist und sich nach unseren Vorstellungen verändert hat. Wir wenden uns stattdessen vor allem unserem eigenen Inneren zu, der Art und Weise, wie wir unserem Kind begegnen und was wir ihm durch unser Sein vermitteln. Aus dieser Perspektive wird deutlich, dass wir uns auf das Elternsein nicht wirklich vorbereiten können. Wir können einfach nie wissen, was uns erwartet und welche Schritte sich auf unserem Weg ergeben. Immer wieder geht es darum, innezuhalten, uns wirklich zuzuwenden. Nur so können wir unser Kind und seine echten Entwicklungsbedürfnisse wahrnehmen. Wir achten vor allem auf die Beziehungsqualität, die unseren Alltag mit unserem Kind bestimmt. Somit geht es nicht nur um die Kinder und ihr Verhalten, sondern in erheblichem Maße auch um uns selbst. Indem wir die VERANTWORTUNG für uns und die Beziehung zu unserem Kind übernehmen, indem wir innerlich an uns arbeiten, hat das Kind ein anderes Gegenüber, an dem es sich orientieren kann.
    Erfahrungsbericht
    Lienhard Valentin, 44, mit Simon, 6 Jahre
    An dieser Stelle möchte ich eine kleine Anekdote aus meinem Familienalltag erzählen. Von Anfang an hatte ich eine Art Vertrag mit mir geschlossen, dass ich – egal was passiert – keine Gewalt anwenden und auch meine anderen Intentionen so gut wie möglich verwirklichen wollte. Natürlich kommt es in den Wirren des Alltags auch immer mal wieder vor, dass ich nicht gemäß meinen Vorsätzen handle.
    Als ich einmal in Eile und kurz vor der Abfahrt war, kam mein damals sechsjähriger Sohn und bat mich um irgendetwas. Gehetzt wie ich war, hörte ich gar nicht richtig zu, sondern sagte einfach kurz angebunden: »Jetzt nicht, ich muss gleich los.« Woraufhin ich zu hören bekam: »Jetzt bist du wieder so ein Blödmann!«
    Ich konnte förmlich spüren, wie ein selbstgerechter Teil in mir aufsprang, der in etwa Folgendes in mir auslöste: »Ich glaub, ich spinne! So weit kommt es noch – ich muss wohl doch strenger werden, wenn er sich so aufspielt.« Da eine meiner Intentionen war, möglichst nicht aus einem Ärger heraus zu handeln, sagte ich gar nichts und legte eine Atempause ein (siehe >) . Dies half mir zwar, nichts Unüberlegtes zu sagen, da ich aber immer noch unter Zeitdruck war, gelang es mir in der Situation noch nicht, angemessen auf meinen Sohn einzugehen. Später bei der Autofahrt schaute
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