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Die Kunst, gelassen zu erziehen

Die Kunst, gelassen zu erziehen

Titel: Die Kunst, gelassen zu erziehen
Autoren: Petra Kunze , Lienhard Valentin
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darauf haben wir Einfluss.
    Die meisten Elternsorgen und -ängste haben mit der Realität nichts oder nur sehr wenig zu tun. Doch wir steigern uns in unseren Gedanken manchmal in Ängste und Kümmernisse hinein, die dann in unserem Kopf zu wahren Ungeheuern werden. Welche Eltern kennen nicht die Horrorvorstellung, dass ihr Kind auf dem Heimweg Opfer eines Unfalls oder eines Kinderschänders werden könnte? Manchmal laufen Filme in unserem Kopf ab, die uns regelrecht in Panik versetzen können. Wir liegen dann zum Beispiel nachts wach und warten verzweifelt auf unseren Teenager, der längst zu Hause sein müsste. Wenn wir keinen Weg finden, solche Filme anzuhalten und sie als unsere eigene Fantasie zu entlarven, leiden nichtnur wir selbst, sondern auch unsere Kinder, da wir unsere Ängste für reale Gefahren halten und sie wahrscheinlich auf sie übertragen. Dann erzählen wir ihnen, was alles passieren könnte, und sie bekommen es auch mit der Angst zu tun. Oder wir schränken ihren Bewegungsraum derart ein, um sie vor Gefahren zu beschützen, dass sie an ihrer Entfaltung gehindert werden und nicht genügend eigene Erfahrungen machen dürfen, wenn sie die Welt entdecken.
Unsere Gedanken entlarven
    Wenn wir unsere Sorgen und Ängste aufmerksam wahrnehmen und betrachten, so wird uns auffallen, dass sie nur Fantasien sind, die in unserem Kopf ablaufen. Wenn wir sie nicht stoppen, steigern wir uns in sie hinein. Mithilfe der Achtsamkeitsübungen in diesem Buch können Sie lernen, Ihre Gedanken und Gefühle achtsam wahrzunehmen, sie vorüberziehen zu lassen oder sie anzuhalten. Nach und nach verliert dann unser innerer Angsthase seine Macht über uns. Die ängstlichen Stimmen werden zu einer Art Hintergrundmusik, die uns vielleicht noch immer begleitet, aber sie bestimmt nicht mehr unser Leben und Handeln. Wir hören auf, an unseren Vorstellungen und Ängsten festzuhalten und uns gegen das Leben zu wehren, wie es sichuns gerade zeigt. Stattdessen entwickelt sich eine Art innere Leichtigkeit, die uns hilft, mehr und mehr loszulassen, mit dem Leben zu fließen und es nicht mehr kontrollieren zu wollen. So können wir auch aufhören, über unsere Kinder und ihr Leben bestimmen zu wollen. Da alles vergänglich ist, dauern auch Sorgen und sogar großes Leid nicht ewig an. Umgekehrt ist zwar auch GLÜCK nicht von Dauer, aber wenn wir wissen, dass es nicht ewig währt, genießen wir die glücklichen Momente mehr – und halten nicht krampfhaft an ihnen fest. Wir leben mehr im Hier und Jetzt, denn nur der Augenblick zählt.
    Nichts kann den Menschen mehr stärken als das Vertrauen, das man ihm entgegenbringt.
    [ Paul Claudel | französischer Schriftsteller (1868–1955 ]
    ÜBUNG
    Alles ist vergänglich
    Manchmal hilft ein Blick zurück, wenn es uns schlecht geht oder wir uns Sorgen machen. Es kann sehr tröstlich sein, uns in Momenten der Angst oder Verzweiflung daran zu erinnern, was uns noch vor einem Jahr oder vor fünf Jahren große Sorgen bereitet hat.
Nehmen Sie sich wieder etwas Zeit, atmen Sie ein paar Mal tief ein und aus und kommen Sie erst einmal bei sich an.
Versuchen Sie, sich nun ganz bewusst an vergangene Sorgen und Kümmernisse zu erinnern. Wie war das, als unser Kind jedes Mal herzzerreißend schluchzte, als wir es im Kindergarten ablieferten? Oder als seine beste Freundin wegzog und es deshalb nicht mehr zur Schule gehen wollte? Oder als es sich verletzte, weil es sich mit dem Messer in den Zeigefinger schnitt und das Blut nur so rausspritzte? Oder als es so schrecklich hustete, dass wir dachten, es erstickt gleich?
Es tröstet fast immer, wenn Sie erkennen, dass auch die schlimmen Erfahrungen vorbeigingen und aus heutiger Sicht meist gar nicht so schrecklich waren.
Versuchen Sie, sich vorzustellen, dass es Ihnen wahrscheinlich auch mit Ihren aktuellen Sorgen so gehen wird.
Im Hier und Jetzt leben
    Im Rückblick auf unser Leben erkennen wir, dass nichts andauert, dass Veränderungen zum Leben gehören, ja, dass Leben gar nicht möglich wäre ohne VERÄNDERUNGEN . Das sehen wir am deutlichsten an unseren Kindern: Sie verändern sich ständig, manchmal in einem atemberaubenden Tempo. Und ihnen gelingt es großartig, ganz im Hier und Jetzt zu leben – wenn wir sie lassen. Der Reformpädagoge Janusz Korczak spricht sogar vom Recht des Kindes auf den heutigen Tag. Wenn wir unserem Kind dieses Recht zugestehen, können wir die Gegenwärtigkeit, die Achtsamkeit für den Moment von ihm lernen. Schließlich tut es uns
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