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Die Kunst, gelassen zu erziehen

Die Kunst, gelassen zu erziehen

Titel: Die Kunst, gelassen zu erziehen
Autoren: Petra Kunze , Lienhard Valentin
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Erfahrungen man mit dieser Creme machen kann. Erst als es schon alles mit der Creme verschmiert hat, bemerken Sie, was geschehen ist. Sind Sie einigermaßen im Gleichgewicht und guter Stimmung, werden Sie vielleicht kurz innehalten und eine Atempause (>) einlegen. So sind Sie in der Lage, zu erkennen, dass Ihr Kind nicht ungehorsam ist oder Sie ärgern möchte, sondern dass es das tut, was Kinder in diesem Alter eben tun. Wenn Sie einen besonders guten Tag erwischt haben, können Sie vielleicht sogar die Freude Ihres Kindes wahrnehmen, die es empfindet, wenn es tief in eine befriedigende Aktivität versunken ist. Was Sie dann sagen, ist nicht so entscheidend und kann sehr unterschiedlich ausfallen. Entscheidend ist vielmehr, dass Sie mit Ihrem Kind, sich selbst und Ihrem HERZEN VERBUNDEN sind. So können Sie auf diese Situation antworten, statt automatisch zu reagieren.
    Stellen Sie sich nun eine ähnliche Situation an einem Tag vor, an dem Sie eindeutig zu wenig geschlafen haben, in Eile und mit dem falschen Fuß aufgestanden sind. In diesem Zustand sehen Sie kein spielendes Kind mehr, sondern eher ein Objekt, ein unliebsames Hindernis in Ihrem Tagesplan. Es ist die gleiche Situation, aber Ihre Interpretation und vermutlich auch die Art und Weise, wie Sie auf diese Situation reagieren werden, sind sehr unterschiedlich.
Intentionen formulieren
    Entscheidend ist, dass wir im täglichen Kleinkram das große Ganze nicht aus dem Blick verlieren. Dabei kann es helfen, wenn wir unsere Intentionen formulieren. Das sind unsere Grundhaltungen, die das ausdrücken, was uns wirklich wichtig ist im Zusammenleben mit unserem Kind. In der folgenden Übung finden Sie beispielhaft zehn solcher zentralen Grundhaltungen, die Ihnen als Anregungen für eigene dienen können. Vielleicht sind für Sie ja andere Überlegungen wichtig. Wenn Sie selbst Ihre Intentionen formulieren, achten Sie vor allem darauf, dass es nicht zu viele werden, sonst haben Sie sie nicht parat, wenn Sie sie brauchen. Überprüfen Sie von Zeit zu Zeit, ob sie auch noch aktuell sind. Vielleicht können Sie Ihre Liste eine Zeit lang gut sichtbar aufhängen, um sie besser zu verinnerlichen. Ideal wäre es, wenn beide Eltern gemeinsam Intentionen formulieren.
    ÜBUNG
    Intentionen formulieren
Nehmen Sie Ihr Notizbuch zur Hand, und dann stimmen Sie sich auf Ihr Kind ein und auf das, was Ihnen für Ihr Verhältnis zu ihm wichtig ist. Zum Beispiel:
Die Beziehung zu meinem Kind hat Vorrang vor allem anderen.
Ich knüpfe meine Zuwendung und Liebe nicht an Bedingungen.
Ich nehme so oft wie möglich die Perspektive meines Kindes ein und sehe die Welt aus seiner Sicht – damit es sich angenommen fühlt.
Ich möchte das einzigartige Wesen meines Kindes würdigen und seine ganz speziellen Bedürfnisse erkennen.
Ich fördere die Stärken und Kompetenzen meines Kindes, statt auf seinen Schwächen herumzureiten.
Ich möchte mir darüber bewusst sein, dass mein Kind, wie jeder Mensch, das grundlegende Gutsein in sich trägt und sein Bestes gibt.
Ich möchte weniger reden, dafür (auch mir selbst) mehr zuhören und fragen.
Ich erwäge ein Ja (warum nicht), statt ständig »Nein« zu sagen.
Ich bemühe mich um mehr Flexibilität, statt rigide Grenzen zu setzen.
Ich verzichte auf die Anwendung von Gewalt und auf Machtmissbrauch.
Ich …
Schwierige Entscheidungen treffen
    Unsere Intentionen helfen uns auch, wenn wir schwierige oder weitreichende Entscheidungen treffen müssen, die unser Kind betreffen. Manchmal entscheiden wir etwas, das im Widerspruch zu dem steht, was unser Kind will oder was dessen gleichaltrige Freunde dürfen. Es kann trotzdem im Sinne unseres Kindes sein, etwa wenn wir es von schädlichen Einflüssen durch Medien fernhalten, indem wir ihm einen Film oder ein Computerspiel verbieten, weil wir es für sein Alter oder aufgrund des Inhalts ungeeignet finden.
    Auch wenn unser Kind wütend reagiert, spürt es doch, dass wir uns kümmern und NICHT WILLKÜRLICH handeln – sofern wir ihm gegenüber unsere Entscheidung auch begründen. Das können wir unsvon Anfang an angewöhnen. Auch wenn unser Kleinkind die Worte noch nicht verstehen kann, so spürt es doch, dass wir uns auseinandersetzen und nicht nach Lust und Laune entscheiden.
    Wo immer es möglich ist, sollten wir unser Kind natürlich in Entschei-dungen einbeziehen, die es betreffen. Auch kleine Kinder können schon Entscheidungen selbst treffen, wenn sie nicht durch ein zu großes Angebot überfordert werden.
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