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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)
Autoren: Chris Morgan Jones
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ein Motor, der irgendwo in der Dunkelheit hinter ihnen verstummte. Er schaute über das Wagendach hinweg zu Qazai, und in diesem Moment waren sie jeder ein Abbild des anderen: nervös, alle Fasern des Körpers gespannt, voller Angst. Qazai schüttelte den Kopf.
    »Die werden Ava nicht gehen lassen.«
    Die Männer waren beim letzten der geparkten Autos stehen geblieben, und der Fahrer beugte sich hinunter, um sich durch das Fenster zu unterhalten. Für eine Ewigkeit stand er so da, er hob sich nur schwach vor einem Licht in der Ferne ab; dann richtete er sich wieder auf, die Wagentüren öffneten sich, und zwei Männer stiegen aus, einer groß, einer klein.
    Ohne sich umzublicken, schloss der kleine Mann seine Tür und ging vor den drei anderen her auf Webster zu, der zur Vorderseite des Audis trat und Qazai zu sich winkte.
    Er wusste, dass es sich bei dem Mann um Rad handelte, doch als er näher kam, bemerkte er, wie genau er sich an ihn erinnert hatte, in seinen Träumen und in jedem wachen Moment: mit seiner gedrungenen Statur, seinem unrasierten, leicht vorstehenden Kinn, dem spitzen Ansatz seines öligen schwarzen Haars. Und mit der Sonnenbrille, die er selbst jetzt trug, während er mit der Gelassenheit eines Boxers auf sie zustolziert kam. Webster spürte, wie sich sein Körper verkrampfte und wie ein stechender Schmerz – obwohl es nur eine Erinnerung war, fühlte es sich real an – durch seinen Oberschenkel schoss, und nur unter Aufbietung all seiner Kräfte schaffte er es, nicht zurückzuweichen.
    Rad blieb einen Meter entfernt stehen, nahm seine Brille ab und starrte, den Kopf kaum merklich zur Seite geneigt, Webster ins Gesicht. Qazai sah er nicht an. In der Dunkelheit schimmerten seine Augen hellgrau und kühl, und erneut hatte Webster das Gefühl, dass sie Besitz von ihm ergriffen.
    Qazai machte einen Schritt auf Rad zu. »Wo ist sie?«
    Einer von Rads Männern trat vor; Rad selbst blickte Webster noch einen kurzen Moment in die Augen, wandte sich Qazai zu und musterte ihn, bevor er antwortete.
    »Wo ich sie haben will.« Er ließ die Worte in der Dunkelheit hängen, dann schaute er wieder zu Webster. »Zeigen Sie mir.«
    Webster fasste sich. Jetzt war er verantwortlich.
    »Ich zeige es Ihnen im Wagen«, sagte er.
    »Nein. Hier.«
    Webster schüttelte den Kopf. » Sie müssen es sehen. Aber nicht die anderen.« Er schaute über Rads Schulter zu seinen Handlangern.
    Mucksmäuschenstill dachte Rad nach. Dann hob er seine Hand und sagte, ohne sich umzublicken, etwas auf Farsi. Die drei Männer zögerten einen Moment, drehten sich dann um und gingen den Weg zurück, den sie gekommen waren. Als sie zwanzig Meter entfernt waren, streckte Rad seinen Arm aus, schnippte mit den Fingern, und sie blieben stehen.
    »Zeigen Sie mir hier.« Er zog ein Smartphone aus seiner Tasche und ließ das Display aufleuchten.
    Webster reichte ihm die Dokumente und sah dabei zu, wie Rad sie aus dem Umschlag nahm, sie ruhig in der Hand hielt und das Gerät darübergleiten ließ. In dem grünlichen Licht huschten seine Augen über jede einzelne Seite, erfassten ihren Inhalt.
    Als er bei der letzten Seite angelangt war, hob er mit zusammengepressten Lippen den Kopf. Er schaute von Webster zu Qazai und wieder zurück.
    »Ich bin reich.« Er hatte die Stimme gesenkt; sie hallte klar vernehmlich und krächzend durch die Nachtluft.
    »Wenn Sie so wollen.«
    »Das glauben niemand.«
    »Sie werden es schon glauben. Denn als Nächstes werden wir anfangen, es auszugeben. Wir werden auf Ihren Namen ein Haus in der Karibik kaufen. Kunstwerke. Einen ganz und gar nicht revolutionären Ferrari.«
    Rad runzelte die Stirn, aber irgendwie wusste Webster, dass er verstanden hatte.
    »Die Sache ist die«, fuhr er ruhig fort und beugte sich vor, »das ist echtes Geld. Auf dem Konto. Jeder glaubt an Geld. Selbst Ihre Vorgesetzten. Seine Kunden.« Er deutete mit dem Kopf auf Qazai. »Die wissen alle, wie das mit dem Geld läuft. Die Entscheidung, die Sie getroffen haben, ist nachvollziehbar. Rational. Sie haben sich entschieden zu verkaufen, was Ihnen gehört. Ihre Macht, die Sie über sein Leben haben. Über mein Leben.« Er machte eine Pause. »Aber das wird denen nicht gefallen. Niemand sieht es gerne, wenn einer seiner Mitrevolutionäre den maximalen Vorteil aus seinen Möglichkeiten zieht. Was meinen Sie, wie werden die es tun?« Rad sah ihn mit unruhigem Blick in die Augen. »Hängt man Sie an einer Brücke auf? Bringt man Sie mit anderen Feinden
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